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Re: [InetBib] Urheberrechtsreform - Planungen
- Date: Mon, 15 Aug 2011 17:07:38 +0200
- From: Matthias Ulmer <mulmer@xxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Urheberrechtsreform - Planungen
Lieber Herr Umstätter,
damit in einem so nebensächlich und gleichermaßen grundsätzlichen Punkt kein
Missverständnis übrig bleibt:
Ich weiß zwar auch, dass viele Menschen Objektivität in Zweifel ziehen, aber
wenn es sie nicht gäbe, gäbe es auch keine Wissenschaft - und es gäbe auch
nicht den Begriff der Subjektivität, weil das Antonym dafür fehlen würde. Das
hat nichts damit zu tun, dass es weder ein absolut gesichertes Wissen und
damit auch keine absolut gesicherte Objektivität gibt. Es gibt aber durchaus
etliche Erkenntnisse, die zu 99,9 und weit mehr Prozent gesichert sind.
Dem stimme ich voll zu. Damit es konkret wird: wenn mir als Lobbyisten hier
Gewissenlosigkeit, vorgetäuschte Betroffenheit, das Erschleichen von Rechten,
das Spielen mit falschen Karten, Profitdenken, Knallhärte und andere schöne
Dinge mehr vorgeworfen werden, dann gibt es zwei Möglichkeiten darauf zu
antworten: entweder die Wahrheit sagen, oder höflich sein und darauf
hinweisen, dass solche Urteile subjektiv sind.
Zu meiner Aussage, dass auch Altruismus letztlich Egoismus ist:
Diese Denkungsweise ist mir zwar ebenso bekannt, und hauptsächlich durch den
Sozialdarwinismus geprägt, in dem man dachte alle Lebewesen würden immer nur
egoistisch sein (bis hin zu Dawkins' egoistischem Gen), aber trotzdem
eindeutig falsch.
Auch da stimme ich Ihnen zu. Meine Aussage stand in der Tradition der
institutionellen Ökonomie: ich sehe, dass jemand sich für etwas einsetzt. Und
es ist müßig, sich Gedanken darüber zu machen, ob er das aus Altruismus oder
Egoismus tut, worin der Benefit besteht, den er sich davon verspricht, im
Diesseits oder Jenseits. Nicht, weil das keine Rolle spielt, sondern weil man
darüber viel vermuten kann, aber eben nichts aussagen kann, ohne der
betroffenen Person Gewalt anzutun, wenn man ihr widerspricht. Man muss - weil
man über die Motive nichts weiß - annehmen, dass sie aus freiem Willen
erfolgen. (Der Begriff Egoismus war von mir an der Stelle falsch gewählt.) Und
übertragen auf das inetbib-Thema: man kann die Ernsthaftigkeit des
Diskussionspartners nicht anzweifeln, ohne ihm Unrecht zu tun.
Ansonsten ganz d´accord mit Ihren Ausführungen. Genauso wie Grundlage des
Vertrauens ist auch Grundlage jeder Diskussion die Akzeptanz des Anderen. Und
man muss gewillt sein, seine Argumente zu übernehmen. Wenn man von Anfang an
die Argumente des Anderen nicht bereit ist zu übernehmen, dann sucht man nur
nach Argumenten sie abzulehnen. Das ist zwar intellektuell reizvoll, aber man
bleibt stecken.
Herzliche Grüße
Matthias Ulmer
--
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