Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie sagt Karl Valentin so schön: Es wurde schon Alles gesagt, nur noch nicht von jedem. Diese Diskussion
ist festgefahren und wird keine neuen Erkenntnisse mehr bringen, und keine Partei wird die Gegenseite
überzeugen. Eines hat die Diskussion aber gezeigt: Ein modisch gegenderter Name für den
"Bibliothekartag" würde die Community spalten - und kommt schon deshalb nicht in Frage.
Andererseits: Der alte Name ist auch nicht mehr konsensfähig, und das nicht nur wegen der fehlenden Geschlechtsneutralität, sondern auch wegen des
irreführenden Namenselements "tag". Die Sache dauert ja nun wirklich länger als einen Tag und hat die Dimensionen eines großen Kongresses -
warum dann nicht auch so nennen? Eine Länderbezeichnung sollte aber schon dabei sein, denn es gibt ja bereits einen "Schweizer Bibliothekskongress" und
seit diesem Jahr auch einen "Österreichischen Bibliothekskongress" (vormals "Österreichischer Bibliothekartag"!). Also "Deutscher
Bibliothekskongress" - und gut is'...
Viele Grüße,
Andreas Odenkirchen
Frankfurter Museums-Gesellschaft
Notenarchiv und Konzertplanung
Dr. Andreas Odenkirchen
Goethestraße 32
60313 Frankfurt am Main
Tel. +49 (0) 151 555 47115
www.museumskonzerte.de
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Von: InetBib <inetbib-bounces@xxxxxxxxxx> im Auftrag von Dr. Luise Sanders via
InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
Gesendet: Montag, 5. Juli 2021 15:21:47
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] OT: Re: Andere Meinungen un der richtige Ton (war:
Bibliothekar*tag + Gender Diskussion)
Sehr geehrter Herr Czolkoß-Hettwer
Vielen Dank für diesen Einwand.
Versteht man Weltanschauung als eine bestimmte Art, die Welt, die Natur
und das Wesen des Menschen zu begreifen halte ich ja eher die Gegner
geschlechtergerechter Sprache für Anhänger einer Weltanschauung, dass
die Menschheit nur aus Männern bestehe. Dass das nicht der Realität
entspricht und es halt Männlein und Weiblein und andere gibt kann man ja
eigentlich mit eigenen Augen sehen – zumindest außerhalb von
Kirchenmauern.
Die Tatsache, dass sich Frauen und Menschen anderer Identitäten
jahrhundertelang verstecken mussten, um sich vor Repressalien zu
schützen halte ich eher für das Ergebnis diktatorischer Maßnahmen und
die waren oft nicht nur psychisch verletzend, sondern freiheitsberaubend
und lebensbedrohend. Im Vergleich dazu, ist die Forderung, mal etwas
offener, Sprachgewohnheiten und deren Wirkung zu reflektieren und
vielleicht auch zu ändern wohl nicht so furchtbar.
Im täglichen Gebrauch der Sprache werden bereits seit Jahrhunderten
Vorstellungen eines (vorherrschenden) Geschlechts hervorgerufen – aber
eben äußerst einseitig. Wem es zu anstrengend ist, immer zu
reflektieren, wen man anspricht, wäre die Ansprache von allen
Geschlechtern als Regel die einfachste Lösung. Abgesehen davon, dass es
nicht schadet, darüber nachzudenken, mit wem man(n) spricht.
Dass das generische Maskulinum diese Aufgabe nicht erfüllt ist ja nun
hinreichend erforscht und nachgewiesen.
Im Übrigen hat die Einführung des generischen Feminums und die Forderung
hierbei könnten sich ja die Herren mitgemeint fühlen ebenfalls zu
Entrüstungstürmen geführt. Warum wohl?
Dass gendergerechter Sprachgebrauch möglich ist – auch ohne * _ etc.
zeigt zum Beispiel der erwähnte Text des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit
- auch geben immer mehr Universitäten Hinweise zur geschlechtergerechten
Sprachverwendung ohne Sonderzeichen zum Beispiel durch Paarbildung
(soviel Zeit müsste sein) oder auch Pluralbezeichnungen (zum Beispiel
Studierende anstelle von Studentinnen und Studenten etc.)
Viele Grüsse
Luise Sanders