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[InetBib] Fwd: OT: Re: Andere Meinungen un der richtige Ton (war: Bibliothekar*tag + Gender Diskussion)




"wutentbrannt aufregen“????? 

Ich hoffe, dass ist immer noch eine sachliche Diskussion. Aber, auf beiden 
Seiten, sehr geehrter Herr Czolkoß-Hettwer, kochen offenbar Emotionen hoch. 
Gewisse Argumente, die gegen ihre Meinung sprechen, müssen Sie, wenn sie 
sachlich bleiben wollen, würdigen können. Ich hoffe nicht, dass eine gewisse 
Genderzwangstrategie verfolgt wird. Muss aber feststellen, dass gerade 
diejenigen, die Gegenargumente anbringen, offen diffamiert werden. Man wird in 
die rechte Ecke gestellt, dann haftet man einem patriarchalen System an und 
schließlich wird man als elitär beschimpft. Das sind alles emotionale 
Auslassungen und man bekommt schon den Verdacht (!), dass mit dieser Rhetorik 
eine gewisse Ideologie verteidigt wird. In diesem Punkt kann ich Herrn Hermann 
schon verstehen. Die Ansicht, dass Gendergegner ein bestimmtes Weltbild 
verteidigen, wie Frau Sanders meint, ist erstaunlich. 


Noch einmal: 
1. Ist es wichtig, immer zu reflektieren, dass mein Gesprächspartner dieses 
oder jenes Geschlecht hat. Für mich ist das nichts anderes als Transparenzwahn, 
der jede Distanz aufgibt.
Und ich muss in diesem Punkt widersprechen, dass mit dem Gendern eine 
Sprachentwicklung eingesetzt hat; denn diese Sprachänderungen werden 
tatsächlich künstlich erzeugt. Wenn unterrichtet werden muss, wie gegendert 
werden soll, ist dies schon sehr merkwürdig und spricht nicht dafür, dass eine 
Sprachentwicklung vorliegt. 

2. Wenn auch gewisse Untersuchungen zeigen, dass „mit der 
geschlechtsübergreifenden Standardform im Deutschen, dem generischen 
Maskulinum, eher Männer als Frauen assoziiert werden“, sollte eines nicht außer 
Acht kommen, wie Frau Dörte Stein in einem Essay in der taz konstatiert: die 
„Bedeutung entsteht im Kontext, und zwar nicht nur im Satzzusammenhang, sondern 
auch im außersprachlichen Kontext unserer Erfahrungen und Denkmuster“. 

Ferner greift sie ein Argument auf, dass ich ebenso sehr interessant finde: In 
der türkischen Sprache liegt der genderneutrale Idealzustand vor, dort gibt es 
gar kein grammatisches Geschlecht: Sind Frauen in der Türkei besser gestellt? 
(https://taz.de/Gendern-als-Ausschlusskriterium/!5782080/) 
<https://taz.de/Gendern-als-Ausschlusskriterium/!5782080/)%22%20%5Cl%20%22-1>. 
Ebenfalls hebt Frau Stein hervor, dass vor allem Sehbehinderte und Blinde 
benachteiligt werden, wenn mit Gendersternchen der Lesefluss erschwert wird. 
Und so teile ich ihren Standpunkt, dass die angeblich diskriminierungsfreie 
Sprache „nicht nur antifeministisch und sexistisch“ ist, „sie ist auch 
diskriminierend. Die Sprache absichtlich zu verkomplizieren bedeutet 
zwangsläufig auch, die Hürde höher zu legen und Andere aus dem Diskurs 
auszuschließen.“

3. Das Bundesgericht hatte in einem Grundsatzurteil (BVerfG, Beschluss der 2. 
Kammer des ersten Senats vom 26. Mai 2020 – 1 BvR 1074/18-. Rn.1-8) 
festgestellt, dass allein durch das so genannte generische Maskulinum, mit 
Blick auf die Gesetzestexte, jedes natürliche Geschlecht erfasst wird. Darin 
kann man schon eine gewisse Richtung erkennen, dass das Gendern nicht so leicht 
sich juristisch durchsetzen lässt.

Die Parallele  mit der Schaffung einer gerechteren Gesellschaft im Rahmen der 
Französischen Revolution finde ich schon bedenkenswert. 

Ich stelle für mich fest, dass die Diskussion sich nun im Kreis dreht. Darum 
ich kann ich nur Herrn Odenkirchen nur zustimmen. 

Mathis Holzbach 






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Dr. Mathis Christian Holzbach, M.L.I.S.
Büro
Finkenstr. 76
42555 Velbert
m.holzbach@xxxxxxxxxx



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Von: Czolkoß-Hettwer, Michael via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
Betreff: Aw: [InetBib] OT: Re: Andere Meinungen un der richtige Ton (war: 
Bibliothekar*tag + Gender Diskussion)
Datum: 5. Juli 2021 um 13:32:11 MESZ
An: "inetbib@xxxxxxxxxx" <inetbib@xxxxxxxxxx>
Antwort an: Czolkoß-Hettwer, Michael <czolkoss-hettwer@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>

 


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