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[InetBib] Andere Meinungen un der richtige Ton (war: Bibliothekar*tag + Gender Diskussion)



Guten Morgen Herr Becker, guten Morgen Frau Baumann,

finden Sie wirklich, dass es eine gute Idee ist, Menschen, die anderer Meinung 
als Sie sind, öffentlich als "ignorant" zu bezeichnen? Ich finde, das sagt sehr 
viel über Ihre Streitkultur und über Ihr Demokratieverständnis aus.

Es gibt Menschen - und nicht wenige, wie wir gesehen haben -, die haben gute 
Gründe, Sternchen als Ausdrucksform ihrer Wertschätzung für 
andersgeschlechtliche Menschen abzulehnen. Und das ist genauso gut und richtig 
und legitim wie die gegenteilige Position.

Deswegen muss sich niemand, Frau Baumann, "verdammt nochmal damit [gemeint ist 
IHRE Meinung] abfinden", um es auf Ihre Weise zu sagen.

Das ist ein freies Land, hier darf jede und jeder die eigenen Meinung haben, 
selbst wenn sie nicht mehrheitsfähig ist. Unterschiedliche Meinungen darf, 
sollte, ja vielleicht muss man sie sogar diskutieren, aber bitte im richtigen 
Ton. "Verdammt" ist nicht der richtige, und ein wenig öffentlicher Respekt für 
andere Meinungen als die eigene gehört auch dazu.  

Freundliche Grüße von

Uwe Böttcher

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib <inetbib-bounces@xxxxxxxxxx> Im Auftrag von Tom Becker via InetBib
Gesendet: Donnerstag, 1. Juli 2021 19:58
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Bibliothekar*tag + Gender Diskussion

Liebe Laura

danke für Deine offenen Worte... diese Diskussion ist in vielen Teilen 
unerträglich ignorant hier - ich hätte gedacht, wir wären bereits etwas weiter, 
und als 'personifizierte Bibliotheken' etwas offener... Da scheint es wohl noch 
viel Arbeit zu geben....

Man weiss dann ja recht schnell,  dass diese Haltung, die hier oftmals nicht 
nur zwischen den Zeilen propagiert wird, auch im öffentlichen Raum eine 
Atmosphäre schafft, die weit entfernt von einer würdigen Willkommenskultur ist.

Ich verzweifle da dann doch innerlich etwas, man nimmmt doch mit dem * 
niemandem was weg, und macht das Leben bunter, nahbarer und 'würdiger' 
für viele. Dafür sollten wir stehen als Mensch und als Institution.

Im Berufsverband werden wir als BIB versuchen, die Angebote, die wir in den 
beiden Demokratiekursen letztes und dieses Jahr aufsetzen konnten, weiter zu 
führen. Und mir scheint es da noch viel relevanter, dass wir an der Haltung im 
Berufsstand ansetzen müssen. Ein Fazit, dass die Teilnehmer*innen und wir 
bereits gezogen haben. Erste Ideen haben wir mit der Aktionsbox bereits 
konkretisieren können.

Wir bleiben am Ball. Und wir Bunten und Offenen müssen lauter, sichtbarer, 
fordernder und wehrhafter werden. Klaus Mann fällt mir da immer wieder ein mit 
seinem "Ruhe gibt es nicht, bis zum Schluss!"

Grüße

Tom Becker


Am 01.07.21 um 19:15 schrieb Laura B via InetBib:
Liebe Leser*innen dieser Liste,


nachdem ich jetzt seit Tagen hier mitlese, muss ich mich jetzt doch mal mit 
einmischen.


Als jemand der die Petition mit gestartet hat, möchte ich vorneweg 
sagen das es uns nicht nur darum geht alle Geschlechter (ja, es gibt 
mehr als zwei, sollten sie das immer noch nicht wissen, empfehle ich 
eine Suchmaschine ihrer Wahl) mit einzubeziehen, sondern auch darum 
das in Bibliotheken, bzw. bibliothekarischen Einrichtungen nicht mehr 
nur Bibliothekare und auch Bibliothekar*innen arbeiten sondern auch 
FAMIs, Medienpädagog*innen, ITler*innen, etc. etc. etc. Wer also der 
Meinung ist, das der "Bibliothekartag" deswegen langsam im Jahr 2021 
einen neuen Namen verdient hat, der möchte bitte gerne die Petition 
unterschreiben, zu finden unter diesem Link: 
https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.
openpetition.de%2Fpetition%2Fonline%2Fzeitgemaesser-name-fuer-den-bibl
iothekartag&amp;data=04%7C01%7Cuwe.boettcher%40whu.edu%7Cc4f20de0ffeb4
f186dc408d93cb9d2a7%7Cfd0fb88881d0438694628a094cc4592e%7C1%7C0%7C63760
7591076509456%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2lu
MzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&amp;sdata=OpYdHyEc4QsdfW74cM
7%2FHJAqbsgFQvrAa%2Bg7stBVV7s%3D&amp;reserved=0


Des weiteren möchte ich jetzt ein paar Worte als nicht-binärer Mensch sagen, 
die an sich nichts mit der Petition an sich zu tun haben, aber sich auf die 
momentane Diskussion hier beziehen:  Es hat mich absolut nicht gewundert, als 
hier die Diskussion um Gendern losging, das scheint ja inzwischen ein 
Lieblingsthema von allen Deutschen geworden zu sein. Leider muss man schon 
fast sagen, hat es mich ebenso nicht gewundert, wie viel Ignoranz und 
Ablehnung hier in die Öffentlichkeit getragen wurden.


Das * im deutschen existiert nicht nur um die binären Geschlechter 
männlich-weiblich gleichgerecht mit einzubeziehen (was schon wichtig genug 
ist), sondern auch um alle Menschen die sich diesem binären System nicht 
zugehörig fühlen auch mit einzubeziehen. Ich spreche hier nicht für die ganze 
nicht-binäre Community und schon gar nicht für die ganze LGBTQIA+ Community, 
aber persönlich kann ich Ihnen sagen, es tut mir in Teilen immer noch 
verdammt weh, wenn die Inklusion von mir, meiner nicht binären 
Geschlechtsidentität als "Sprechknoten ", als "furchtbar", als "ideologische 
Vereinnahmung der Sprache", als "verhunzung der deutschen Sprache" etc. 
bezeichnet wird. Es ist mir, wenn ich jetzt mal so direkt sein darf, verdammt 
egal ob Ihnen Worte wie Bibliothekar*innen, Medienpädagog*innen etc. 
schwierig zum aussprechen vorkommen, oder sie irgendwie unschön finden, es 
ist 2021, lernen Sie damit umzugehen, wir haben haufenweise neue Wörter in 
unserer deutschen Sprache es kann doch nicht so verdammt schwer sein eine 
kurze Pause in Worte einzubauen. Ich lebe seit meiner Geburt in einem System 
das es mir immer wieder klar macht, dass ich als nicht-binäre Person 
irgendwie nicht erwünscht bin und irgendwie nicht dazu gehören, das kann ich 
Ihnen sagen ist wesentlich unschöner als irgendwo in Wörtern ein * 
unterbringen zu müssen. Lernen Sie damit klar zu kommen, dass die Welt sich 
verändert und es mehr als nur schwarz-weiß denken auch beim gendern gibt und 
unsere sehr gegenderte deutsche Sprache sich nun mal etwas daran anpassen 
muss.


Es wurden bereits Studien und Bücher zu diesem Thema verlinkt die das ganze 
wissenschaftlich angehen, von daher tue ich das jetzt hier nicht mehr. 
Gegenargumentationen von einem Verein der schon häufiger wegen 
rechtspopulistischen Aussagen aufgefallen ist 
(https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.volksverpetzer.de%2Fhintergrund%2Fverein-deutsche-sprache%2F&amp;data=04%7C01%7Cuwe.boettcher%40whu.edu%7Cc4f20de0ffeb4f186dc408d93cb9d2a7%7Cfd0fb88881d0438694628a094cc4592e%7C1%7C0%7C637607591076519413%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&amp;sdata=h78NTtzI40imo8hZAAYr0k6NlITb28Vdhy3JXxzPXx8%3D&amp;reserved=0),
 fallen bei mir im übrigen direkt als ungültig weg, aber das überlasse ich 
natürlich jedem selbst, wem er da glauben schenken möchte.


Gezeichnet,

Nik Baumann

(they/them, sie/ihr)


--
Dr. Tom Becker
===
Professor für Medienmanagement und Medienvermittlung in Bibliotheken (FH) 
Studiengangsleiter B.A. 'Bibliothek und digitale Kommunikation'
Bundesvorstandsmitglied im Berufsverband Information Bibliothek (BIB e.V. 
| bib-info.de)

TH Köln
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