Sehr geehrter Herr Jagusch, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
in der Tat kursieren verschiedene Definitionen von Forschungsdaten, von denen die einen enger, die anderen extrem
weit gefasst sind. Ich biete hier mal die Begriffsklärung des Rats für Informationsinfrastrukturen an,
der auch auf den Bereich der Metadaten eingeht. Der RfII hat in seinem ersten Arbeitsbericht zu Begriffen zudem
eine Einordnung des allgemeinen Begriffs "Daten" vorgenommen. Solche Klärungen müssen
natürlich aktuell gehalten werden, vielleicht kann diese Vorarbeit aber als Anregung dienen.
Sie finden die Texte nachstehend einkopiert, ebenso wie einen Link zu dem
genannten Arbeitsbericht.
Mit besten Grüßen
Barbara Ebert
Dr. Barbara Ebert, MBA
Leiterin der Geschäftsstelle
Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII)
Papendiek 16
37073 Göttingen
www.rfii.de<http://www.rfii.de/>
E-Mail: barbara.ebert@xxxxxxx<mailto:barbara.ebert@xxxxxxx>
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FORSCHUNGSDATEN
[research data, research data management]
Diese Begriffsklärung wurde 2017 in überarbeiteter Fassung vom RfII verabschiedet
und online veröffentlich http://www.rfii.de/de/themen/#Forschungsdaten
FORSCHUNGSDATEN sind nicht allein die (End-)Ergebnisse von Forschung. Es handelt sich vielmehr um jegliche Daten, die im Zuge
wissenschaftlichen Arbeitens entstehen, z. B. durch Beobachtungen, Experimente, Simulationsrechnungen, Erhebungen, Befragungen,
Quellenforschungen, Aufzeichnungen, Digitalisierung, Auswertungen. Zu Forschungsdaten werden auch solche, nicht selbst
gewonnenen Daten, auf die die Wissenschaft zu Forschungszwecken zugreift, um sie für den konkreten Forschungsprozess als
methodisch erforderliche Grundlage zu nutzen. Dies ist z.B. gegeben, wenn amtliche Statistiken oder andere Behördendaten
oder Produkte nichtwissenschaftlicher Dienstleister wissenschaftlich verarbeitet werden. Dass auch die verwendeten
Forschungswerkzeuge sowie die mitlaufend entstehenden Spuren wissenschaftlicher Arbeit – also Prozessdaten, wie sie
namentlich die digitale Forschung vielfach automatisch hervorbringt – zu den Forschungsdaten zählen, ist
überall dort von Bedeutung, wo die Dokumentation und Archivierung von Forschungsprozessen und Forschungsdaten zu deren
Qualitätssicherung gehört oder aber unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten sowie für die historische Forschung
geboten ist.
Pragmatisch, wenn auch nicht immer trennscharf, lassen sich Forschungsdaten von METADATEN
unterscheiden. Metadaten dokumentieren und kontextualisieren den Entstehungsprozess von
Forschungsdaten. Im Forschungsprozess können Metadaten selbst wieder Gegenstand von
Forschung werden, was u.a. für den Lebenszyklus von Forschungsdaten von Bedeutung
ist.
Das FORSCHUNGSDATENMANAGEMENT umfasst alle – über das Forscherhandeln im engeren Sinne hinaus auch organisationsbezogenen – Maßnahmen, die getroffen werden müssen,
um qualitätsvolle Daten zu gewinnen, um die gute wissenschaftliche Praxis im Datenlebenszyklus einzuhalten, um Ergebnisse reproduzierbar zu machen und um ggf. bestehenden
Dokumentationsverpflichtungen Rechnung zu tragen (z.B. im Gesundheitswesen). Auch ist die (ggf. domänenübergreifende) Verfügbarkeit von Daten zur Nachnutzung ein wichtiger Punkt.
Zunehmend finden Datenmanagementpläne in wissenschaftlichen Institutionen Anwendung. Datenmanagementpläne, die zu Anfang eines Projekts entwickelt und niedergelegt werden oder das
Ergebnis einer Forschungsarbeit sind, sollen die zu nutzen-den und zu generierenden Daten und die notwendigen Dokumentationen, Metadaten und Standards beschreiben, mögliche rechtliche
Einschränkungen (z. B. Datenschutz) rechtzeitig benennen, benötigte Speicherressourcen einplanen sowie Kriterien festlegen, welche Daten Externen in welcher Form verfügbar
gemacht werden und wie die Daten langfristig zu sichern sind. Auf der Organisationsebene müssen forschende Einrichtungen (z. B. Hochschulen) den Zugang zu entsprechenden
Infrastrukturdiensten innerhalb der Einrichtung (z. B. durch Auf- und Ausbau passender Kapazitäten) oder in Zusammenarbeit mit externen Partnern (durch Kooperationsverträge etc.)
ermöglichen. Dabei sollte aktiv auch auf das übergeordnete Ziel einer domänenübergreifenden, wissenschaftsweiten Datennutzung hingearbeitet werden.
Arbeitspapiere des RfII
[arbeitspapiere]
Begriffsklärungen: Bericht des Redaktionsausschusses Begriffe an den RfII (RfII
Berichte No. 1), Göttingen 2016, 31 S.
Download<http://www.rfii.de/?wpdmdl=2039>