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Re: [InetBib] Abgeleitete Textformate/ TDM-Schranke (§ 60d UrhG)
- Date: Tue, 10 Nov 2020 11:34:05 +0100
- From: Thomas Hartmann via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Abgeleitete Textformate/ TDM-Schranke (§ 60d UrhG)
Guten Morgen Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Röpke,
besten Dank für den Hinweis auf diesen Artikel, in dem detaillierter
TDM, dessen urheberrechtlichen Einzelheiten und eher politische
Einordnungen vorgestellt werden. Über den angesprochenen Ausweg,
Datencorpora eher segmentiert bzw. sequentiell zu nutzen, und damit
eventuelle vereinzelte Urheberrechtsbarrieren technologisch zu umgehen,
haben wir auch schon nachgedacht; generell erscheint es natürlich nicht
wünschenswert, einzelne Methoden oder Tools in einem Innovationsfeld wie
TDM speziell bzw. "nur" vorauseilend wegen eventueller
Urheberrechtsunklarheiten zu empfehlen.
Ich möchte dazu aufrufen, sich zuerst nur zwei Grundprinzipien des
Urheber- und Immaterialgüterrechts zu vergegenwärtigen:
1.) Daten sind urheberrechtsfrei (!)
2.) "Das TDM selbst ist in der Regel keine urheberrechtsrelevante
Handlung" (!), Quelle: Artikel
Wenn wir dann noch berücksichtigen, dass die dem TDM zugrunde liegenden
Daten- und Textcorpora von unseren öffentlichen Einrichtungen regelmäßig
umfassend eingekauft werden, sollten wir nicht unreflektiert
urheberrechtlich schmale Argumente v.a. der Rechteinhaber annehmen, die
ihren Ursprung vor vielen Jahrzehnten haben. Die in dem Artikel näher
besprochenen Bestimmungen bringen Komplexität und Unsicherheit für die
Anwender/innen mit sich, welche die Nutzung von TDM behindern kann
(denken Sie nur an andere "Vorbilder" wie Zweitveröffentlichungsrechte,
elektronische Leseplätze).
Das ist keine Kritik speziell an dem Artikel, in dem die Autoren/innen
immerhin stellenweise - wenn auch vorsichtig - konstatieren, dass die
Sache "schief" liege. Grundlegender positioniert sich (generell zum
Urheberrecht) das vor wenigen Tagen von einer interdisziplinären
Forschergruppe veröffentlichte "Urheberrecht 2030– Memorandum zur
Zukunft des kreativen Ökosystems in Europa", siehe
https://eu2020-bmjv-intellectual-property.de/storage/documents/Copyright_2030_de.pdf
Viele Grüße, Thomas Hartmann (FIZ Karlsruhe)
Am 09.11.2020 um 21:58 schrieb Röpke, Jörg via InetBib:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
hiermit möchte ich Sie auf den Artikel "Abgeleitete Textformate: Text und Data Mining mit urheberrechtlich
geschützten Textbeständen", erschienen in der "Zeitschrift für digitale
Geisteswissenschaften" (ZfdG), aufmerksam machen.
http://dx.doi.org/10.17175/2020_006
Das "Text und Data Mining" (TDM) mit urheberrechtlich geschützten Texten unterliegt trotz der TDM-Schranke (§ 60d UrhG) weiterhin
Einschränkungen, die u. a. die Speicherung, Veröffentlichung und Nachnutzung der entstehenden Korpora betreffen und das volle Potenzial des TDM in den
Digital Humanities ungenutzt lassen. Als Lösung werden "abgeleitete Textformate" vorgeschlagen: Hier werden urheberrechtlich geschützte
Textbestände so transformiert, dass alle wesentlichen urheberrechtlich relevanten Merkmale entfernt werden, verschiedene einschlägige Methoden des TDM
aber weiterhin zum Einsatz kommen können. Bibliotheken und Archiven kommt hierbei eine zentrale Rolle bei der Etablierung abgeleiteter Textformate zu, weil sie
rechtmäßigen Zugang zu umfangreichen urheberrechtlich geschützten Textbeständen haben.
Grüße
Jörg Röpke
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