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AW: AW: [InetBib] Professor Reuß, das Urheberrecht und 1995
- Date: Wed, 2 Sep 2009 17:16:07 +0200
- From: "Eberhardt Joachim" <Eberhardt@xxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: AW: AW: [InetBib] Professor Reuß, das Urheberrecht und 1995
Lieber Herr Ulmer,
Das Thema "Vermischen von zwei Dingen" ist hier sehr beliebt,
scheint mir.
nicht das Thema, die Methode.
Sie, Herr Eberhardt, sagen, dass ich zwei Dinge vermenge, wenn ich
insinuiere, dass OA-Anhänger die Suche nach der Wahrheit
vernachlässigen. "Wenn", das ist das entscheidende Wort. Denn
ich tue
es ja nicht.
Hhm, vielleicht sollten wir uns noch etwas über Kommunikation verständigen. Die
läuft nämlich in einem situativen und diskursiven Kontext ab, den man beim
Kommunizieren berücksichtigt. Also ich, wenn ich Ihre Email lese, und Sie, wenn
Sie meine lesen. Sie können natürlich so tun, als hätten Sie den Kontext nicht
mitgemeint. Sie können auch so tun, als würde es genügen zu zeigen, dass Sie
wörtlich nichts dergleichen geschrieben haben.
Damit Sie mich ordentlich prügeln können basteln Sie
sich erst den passenden Vorwand.
Wir kommunizieren hier im diskursiven Kontext der jüngsten Äußerungen von Herrn
Reuß und seiner älteren, insbesondere im Kontext des Heidelberger Appells. Wenn
Sie in diesem Zusammenhang schreiben:
"Vielleicht würde ja eine weniger starre Fixierung auf
Impacts helfen
sich wieder stärker auf die Wahrheit zu konzentrieren, sich weniger
abhängig von bestimmten Publikationen zu machen und statt einer
Fremdsteuerung durch externe Controller dem Wissenschaftler und
seinem eigenen Streben mehr Raum zu geben. "
dann sehe ich nur zwei Bezugsmöglichkeiten. Die eine, Sie meinen mit der
"Fremdsteuerung" die DFG und die anderen Forschungsförderorganisationen, die
"extern" sind und evaluieren und den Wissenschaftler zwingen wollen (wie Reuß
ja behauptet). Die andere, sie meinen positiv Herrn Reuß, der nach der Wahrheit
strebt, im Unterschied zu andern. In jedem Fall haben wir eine Opposition
zwischen den guten Wahrheitssuchern und den bösen andern. Das ergibt sich aus
dieser zweiwertigen Denkweise. Und wenn Herr Reuß auf der einen Seite steht, wo
steht dann Open Access? Und wenn Open Access Sichtbarkeit impliziert und die
Wahrheit der Sichtbarkeit gegenübergestellt wird, ist dann Open Access wahr
oder unwahr? -- Ja, ich bin mir sicher, Sie können differenzierter denken.
Und wo bitte insinuiere ich jetzt irgend etwas mit OA oder über OA-
Anhänger? Wenn überhaupt dann sage ich etwas über Print-Publikationen.
Das ist mir komplett entgangen.
Zur Frage was Google und der Publikationszwang miteinander zu tun
haben mache ich gerne noch einmal einen Versuch: es geht in beiden
Fällen um die Frage, ob der Autor die Entscheidungsfreiheit darüber
hat, wo und wie seine Arbeiten publiziert werden. Ich finde es
faszinierend, dass ein so simpler und offensichtlicher Zusammenhang
so konstant geleugnet wird.
Ich erkläre Ihnen das gern noch mal -- und bin ebenfalls fasziniert, dass Sie
die Schwierigkeit der Open-Access-Befürworter da nicht erkennen können.
1. Ob zwei Dinge etwas gemeinsam haben, sagt noch nichts darüber aus, ob diese
Gemeinsamkeit bedeutsam und wichtig ist.
2. Die ständige Erwähnung von Open Access mit dem "Publikationszwang" zusammen
erzeugt den Eindruck, als wäre dies dasselbe. Dass dies nachteilig ist für die
Open-Access-Bewegung, liegt auf der Hand.
Die Copyright-Frage: das c hat meines Wissens in Deutschland keine
Bedeutung.
Hier geht's nicht darum, was das faktisch-juristisch für eine Bedeutung hat.
Diskursiver Kontext, Sie erinnern sich? Wenn Herr Reuß denken würde, das hätte
keine Bedeutung, hätte er's sicher nicht dahin gemacht. Also bedeutet es auch
was, nämlich darüber, was Herr Reuß denkt, wie das mit den Rechten so ist. Oder
dass er einfach ein bisschen gedankenlos ist, wenn's nicht um seine eigenen
Rechte geht.
Was Sie natürlich nicht wissen können: hat er sich dafür die
Rechte eingeholt oder nicht? Und damit Ihr ganzer Bigotterie-Vorwurf
funktioniert, müssen Sie davon ausgehen, dass er es nicht hat. Aber
in Wahrheit haben Sie keine Ahnung. Das ist ein Vorgehen, das ich
kritisiert habe.
Sie haben Recht, das weiß ich nicht. Allerdings würde ich dann schon erwarten,
dass da irgendwo steht: "Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von ..." Steht
da aber nicht. Stattdessen "(c)". Wenn das für Sie so aussieht, als hätte er
sich womöglich die Rechte besorgt ... Für mich reicht das zur begründeten
Vermutung hin, dass es sich nicht so verhält. Das ist etwas mehr als
Nichtwissen.
Besten Gruß,
J. Eberhardt
--
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