Lieber Herr Eberhardt, das ist alles so irrwitzig, dass man kaum darauf antworten kann. Ihre Kommunikationstheorie in Ehren: aber wenn Sie immer andere dafür haftbar machen, was Sie aus Ihrem Kontext heraus meinen verstehen zu müssen, dann kann eine Diskussion natürlich nie zum Ziel führen. Vor allem, wenn durch Misstrauen Sie offensichtlich beim Lesen eines Satzes schon wissen, was Sie darin lesen wollen, bevor sie ihn fertig gelesen haben. Ihre Erläuterungen helfen mir zu verstehen, was Sie alles falsch verstehen können. Mehr aber auch nicht. Das Thema Wahrheit und Sichtbarkeit haben wir tatsächlich ohne jeden Bezug zu Heidelberg diskutiert. Ich habe tatsächlich über die Problematik der Print-Impact-Faktoren gesprochen. Mehr nicht. Und was Sie dann daraus ableiten... "dann sehe ich nur zwei Bezugsmöglichkeiten. Die eine, Sie meinen mit der "Fremdsteuerung" die DFG und die anderen Forschungsförderorganisationen, die "extern" sind und evaluieren und den Wissenschaftler zwingen wollen (wie Reuß ja behauptet). Die andere, sie meinen positiv Herrn Reuß, der nach der Wahrheit strebt, im Unterschied zu andern. In jedem Fall haben wir eine Opposition zwischen den guten Wahrheitssuchern und den bösen andern. Das ergibt sich aus dieser zweiwertigen Denkweise. Und wenn Herr Reuß auf der einen Seite steht, wo steht dann Open Access? Und wenn Open Access Sichtbarkeit impliziert und die Wahrheit der Sichtbarkeit gegenübergestellt wird, ist dann Open Access wahr oder unwahr? -- Ja, ich bin mir sicher, Sie können differenzierter denken." ... das ist - wenn es denn so gemeint wäre - eine wunderbare Satire. Aber inhaltlich komplett abwegig. Auch Ihre Erklärung, warum Google und der Publikationszwang durch die Wissenschaftsallianz nichts miteinander zu tun haben, ist nicht überzeugend: "Ich erkläre Ihnen das gern noch mal -- und bin ebenfalls fasziniert, dass Sie die Schwierigkeit der Open-Access-Befürworter da nicht erkennen können. 1. Ob zwei Dinge etwas gemeinsam haben, sagt noch nichts darüber aus, ob diese Gemeinsamkeit bedeutsam und wichtig ist. 2. Die ständige Erwähnung von Open Access mit dem "Publikationszwang" zusammen erzeugt den Eindruck, als wäre dies dasselbe. Dass dies nachteilig ist für die Open-Access-Bewegung, liegt auf der Hand." Genaugenommen wollen Sie meine Erläuterung, warum das Google Book Settlement und die Forderung der Allianz etwas gemeinsam haben damit widerlegen, dass Sie (1) die Gemeinsamkeit bestätigen, aber nicht wichtig finden, und (2) damit, dass Sie mir erklären, warum Sie diese Gemeinsamkeit als unangenehm empfinden. Statt einer Widerlegung liefern Sie also eine Bestätigung. Und damit verwirren Sie mich erneut. Und dann setzen Sie mit einer geradezu literarischen Argumentation noch eine Kapriole oben drauf: "Hier geht's nicht darum, was das faktisch-juristisch für eine Bedeutung hat. Diskursiver Kontext, Sie erinnern sich? Wenn Herr Reuß denken würde, das hätte keine Bedeutung, hätte er's sicher nicht dahin gemacht. Also bedeutet es auch was, nämlich darüber, was Herr Reuß denkt, wie das mit den Rechten so ist. Oder dass er einfach ein bisschen gedankenlos ist, wenn's nicht um seine eigenen Rechte geht. Sie haben Recht, das weiß ich nicht. Allerdings würde ich dann schon erwarten, dass da irgendwo steht: "Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von ..." Steht da aber nicht. Stattdessen "(c)". Wenn das für Sie so aussieht, als hätte er sich womöglich die Rechte besorgt ... Für mich reicht das zur begründeten Vermutung hin, dass es sich nicht so verhält. Das ist etwas mehr als Nichtwissen." Mal ehrlich, mit dieser Form der Argumentation können Sie alles begründen und beweisen, da können Sie aus dem Nicht-Tun einer Sache ableiten, dass genau das zeigt, dass jemand das tun wollte. Und schwupps können Sie jeden verhaften, weil das Nicht-Tun von etwas beweist, dass er etwas tun wollte. Das führt zu nichts, außer zu tiefen Gräben des Mißtrauens und der gegenseitigen Beschuldigungen. Da sollten wir nicht weiter machen. Herzliche Grüße Matthias Ulmer _________________________________________________________________ Verlag Eugen Ulmer Matthias Ulmer Postfach 700561 - 70574 Stuttgart Wollgrasweg 41 - 70599 Stuttgart-Hohenheim Tel: +49 (0)711-4507-164 FAX: +49 (0)711-4507-214 mulmer@xxxxxxxx www.ulmer.de Eugen Ulmer KG Sitz Stuttgart Registergericht Stuttgart, HRA 581 Geschäftsführer: Matthias Ulmer Am 02.09.2009 um 17:16 schrieb Eberhardt Joachim:
Lieber Herr Ulmer,Das Thema "Vermischen von zwei Dingen" ist hier sehr beliebt, scheint mir.nicht das Thema, die Methode.Sie, Herr Eberhardt, sagen, dass ich zwei Dinge vermenge, wenn ich insinuiere, dass OA-Anhänger die Suche nach der Wahrheit vernachlässigen. "Wenn", das ist das entscheidende Wort. Denn ich tue es ja nicht.Hhm, vielleicht sollten wir uns noch etwas über Kommunikation verständigen. Die läuft nämlich in einem situativen und diskursiven Kontext ab, den man beim Kommunizieren berücksichtigt. Also ich, wenn ich Ihre Email lese, und Sie, wenn Sie meine lesen. Sie können natürlich so tun, als hätten Sie den Kontext nicht mitgemeint. Sie können auch so tun, als würde es genügen zu zeigen, dass Sie wörtlich nichts dergleichen geschrieben haben.Damit Sie mich ordentlich prügeln können basteln Sie sich erst den passenden Vorwand.Wir kommunizieren hier im diskursiven Kontext der jüngsten Äußerungen von Herrn Reuß und seiner älteren, insbesondere im Kontext des Heidelberger Appells. Wenn Sie in diesem Zusammenhang schreiben:"Vielleicht würde ja eine weniger starre Fixierung auf Impacts helfen sich wieder stärker auf die Wahrheit zu konzentrieren, sich weniger abhängig von bestimmten Publikationen zu machen und statt einer Fremdsteuerung durch externe Controller dem Wissenschaftler und seinem eigenen Streben mehr Raum zu geben. "dann sehe ich nur zwei Bezugsmöglichkeiten. Die eine, Sie meinen mit der "Fremdsteuerung" die DFG und die anderen Forschungsförderorganisationen, die "extern" sind und evaluieren und den Wissenschaftler zwingen wollen (wie Reuß ja behauptet). Die andere, sie meinen positiv Herrn Reuß, der nach der Wahrheit strebt, im Unterschied zu andern. In jedem Fall haben wir eine Opposition zwischen den guten Wahrheitssuchern und den bösen andern. Das ergibt sich aus dieser zweiwertigen Denkweise. Und wenn Herr Reuß auf der einen Seite steht, wo steht dann Open Access? Und wenn Open Access Sichtbarkeit impliziert und die Wahrheit der Sichtbarkeit gegenübergestellt wird, ist dann Open Access wahr oder unwahr? -- Ja, ich bin mir sicher, Sie können differenzierter denken.Und wo bitte insinuiere ich jetzt irgend etwas mit OA oder über OA- Anhänger? Wenn überhaupt dann sage ich etwas über Print- Publikationen.Das ist mir komplett entgangen.Zur Frage was Google und der Publikationszwang miteinander zu tun haben mache ich gerne noch einmal einen Versuch: es geht in beiden Fällen um die Frage, ob der Autor die Entscheidungsfreiheit darüber hat, wo und wie seine Arbeiten publiziert werden. Ich finde es faszinierend, dass ein so simpler und offensichtlicher Zusammenhang so konstant geleugnet wird.Ich erkläre Ihnen das gern noch mal -- und bin ebenfalls fasziniert, dass Sie die Schwierigkeit der Open-Access-Befürworter da nicht erkennen können. 1. Ob zwei Dinge etwas gemeinsam haben, sagt noch nichts darüber aus, ob diese Gemeinsamkeit bedeutsam und wichtig ist. 2. Die ständige Erwähnung von Open Access mit dem "Publikationszwang" zusammen erzeugt den Eindruck, als wäre dies dasselbe. Dass dies nachteilig ist für die Open-Access-Bewegung, liegt auf der Hand.Die Copyright-Frage: das c hat meines Wissens in Deutschland keine Bedeutung.Hier geht's nicht darum, was das faktisch-juristisch für eine Bedeutung hat. Diskursiver Kontext, Sie erinnern sich? Wenn Herr Reuß denken würde, das hätte keine Bedeutung, hätte er's sicher nicht dahin gemacht. Also bedeutet es auch was, nämlich darüber, was Herr Reuß denkt, wie das mit den Rechten so ist. Oder dass er einfach ein bisschen gedankenlos ist, wenn's nicht um seine eigenen Rechte geht.Was Sie natürlich nicht wissen können: hat er sich dafür die Rechte eingeholt oder nicht? Und damit Ihr ganzer Bigotterie-Vorwurf funktioniert, müssen Sie davon ausgehen, dass er es nicht hat. Aber in Wahrheit haben Sie keine Ahnung. Das ist ein Vorgehen, das ich kritisiert habe.Sie haben Recht, das weiß ich nicht. Allerdings würde ich dann schon erwarten, dass da irgendwo steht: "Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von ..." Steht da aber nicht. Stattdessen "(c)". Wenn das für Sie so aussieht, als hätte er sich womöglich die Rechte besorgt ... Für mich reicht das zur begründeten Vermutung hin, dass es sich nicht so verhält. Das ist etwas mehr als Nichtwissen. Besten Gruß, J. Eberhardt -- http://www.inetbib.de
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