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Re: [InetBib] Professor Reuß, das=9=55rheberrecht =9=75nd 1995



Da bin ich aber froh, dass Herr Graf mir zustimmt, dass ein  
Wissenschaftler nicht nur Sichtbarkeit und Verbreitung anstrebt. Wenn  
das eine Kerbe neben der Kerbe ist, so solls mir Recht sein.

Wissenschaftssoziologie ist ja wohl nicht alles. Und vielleicht hau  
ich ja wieder daneben, aber die Fixierung auf Impacts und die  
Evaluierung nach Publikationen sind ohne Zweifel ein mächtiges  
Anreizsystem. Nur eben eines, bei dem statt Exzellenz vor allem Murks  
heraus kommt. Vielleicht würde ja eine weniger starre Fixierung auf  
Impacts helfen sich wieder stärker auf die Wahrheit zu konzentrieren,  
sich weniger abhängig von bestimmten Publikationen zu machen und statt  
einer Fremdsteuerung durch externe Controller dem Wissenschaftler und  
seinem eigenen Streben mehr Raum zu geben. Klar, ist natürlich wieder  
nur Blödsinn von mir...

Zu den übrigen Punkten: wenn Sie Fundstellen zum Thema  
Verfassungsmäßigkeit einer Veröffentlichungspflicht bei öffentlich  
finanzierten Wissenschaftlern brauchen, dann gehen Sie auf die  
Webseite von Reuß oder warten Sie auf den Tagungsband zur Frankfurter  
Konferenz.

Der Hinweis auf 90 Jahre Schutzfrist ist nichts als Humbug. Dass  
irgendjemand das fordert hängen Sie nun jedem Erstbesten um und  
beschimpfen Ihn dafür?

Gleiches gilt für das Sujet Klagen. Sie werfen Reuß im Fall Kafka  
oder Schirrmacher etwas vor. Ich weise nur darauf hin, dass es sein  
kann, dass das mit Genehmigung oder Duldung erfolgte. Das können nur  
die Betroffenen wissen. Da sollte man dann mit Anschuldigungen  
vorsichtig sein. Es ist immer kritisch wenn man sich zum Anwalt  
Dritter macht, ohne die zu fragen.

Zum Heidelberger Appell: er war vielen wichtig. Und hier wurde er  
natürlich nicht ernst genommen, das ist reflexhaft. Aber die  
Reaktionen der DFG und der Schlingerkurs mit laufendem Widerruf bis zu  
Kleinerts Brief hat gezeigt, dass hier ein sensibler Punkt  
angesprochen wurde. Nicht anders beim Thema Google Book Settlement.  
Ohne den Appell hätte die Bundesregierung oder der Börsenverein  
sicher nicht reagiert. Dass das von den Rechteinhabern lautstark  
begrüßt wird zeigt, dass der Appell für viele wichtig war. Dass er  
von den Nutzer, Bibliothekaren oder Lesern mit Mißfallen gesehen wird,  
das verstehe ich gut. Aber dadurch wird der Appell nicht falsch.

Gruss
Matthias Ulmer



Am 01.09.2009 um 22:06 schrieb Matthias Ulmer <mulmer@xxxxxxxx>:

Wie wäre es mit Wahrheit?

Ist Verbreitung wirklich wichtiger?

Gruss
Matthias Ulmer



Am 01.09.2009 um 21:45 schrieb Eric
Steinhauer<eric.steinhauer@xxxxxxxxx>:

Lieber Herr Ulmer,

rhetorische Spielchen sind immer nett, aber es geht um die Sache.
Dass Professor Reuß differenzierte Aussagen zur verfassungsrechtlich
en Situation des wissenschaftlichen Publizierens gemacht hat... Habe
n Sie da eine Fundstelle?

Das kleine Florilegium zur Edition der Kafka-Ausgabe hatte einen
Zweck, nämlich den, zu zeigen, dass Professor Reuß nicht in der h 
eil
en Urheberrechtswelt lebt, die er derzeit lautstark fordert.

Ich selbst habe mit seinem Vorgehen bei der Kafka-Edition gar kein
Problem. Ich initiiere aber auch keine Heidelberger Appelle. Und der
freie Content? Ginge es nach einigen Verwertern, hätten wir eine 90-
jährige Schutzfrist post mortem auctoris. Dann wäre die Welt derz 
eit
um eine Kafka-Ausgabe ärmer ...

Abstrus finde ich übrigens Ihre Anmutung, irgendwelche Klagen gegen
Professor Reuß im Hinterkopf zu haben. Wäre ich böse, würde ich
sagen: Ich bin Bibliothekar, aber kein Ver... Aber lassen wir das. :)

Und kehren wir zu einer sachlichen Diskussion zurück ...

Sie hatten da so eine interessante Frage aufgworfen: "wenn
vollkommen unwidersprochen seit einiger Zeit das Diktum herrscht,
dass die  einzige Währung der Wissenschaft die Sichtbarkeit oder die
Verbreitung ist."

Was sollte ein Wissenschaftler Ihrer Meinung nach denn anstreben, au
ßer Sichtbarkeit und Verbreitung?

Viele Grüße
Eric Steinhauer

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