Liebe Leser/innen von inetbib,
da wird jede Menge an ethischen Überlegungen an den Exemplaren
angestellt bezüglich der Titel, die wegen Plagiats aberkannt wurden.
Vielleicht könnte man auch einmal über den Tellerrand schauen auf
jene Fälle von Aberkennung von Doktortiteln, die mit Plagiat nichts
zu tun haben? Der einschlägige Wikipedia-Artikel nennt einige
weitere Sachverhalte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Depromotion
Wenn man auf die Aberkennung aus rassistischen Gründen in der Zeit
des Nationalsozialismus schaut,
http://www.zeit.de/2006/31/C-Doktorgradentziehung
dann sind das massenhafte Fälle. Zwar hat es in der Vergangenheit
Bemühungen gegeben, aber "Nach 1945 wurde an den Hochschulen über
diese Unrechtsakte der Mantel des Schweigens ausgebreitet. Dort
liegt er fast überall bis heute." heißt es zum Beispiel hier:
http://www.zeit.de/1994/33/ein-titel-fuer-tote
Fast überall: einige Zeugnisse der Aufabeitung sind beispielsweise
über Google Books
http://books.google.de/
durch Recherchen mit den Suchbegriffen "Aberkennung der
Doktorwürde", "Aberkennung Doktorgrad" oder "Aberkennung
Doktortitel" zu finden. An erster Stelle der Ergebinisse steht
jeweils die Publikation von Thomas Henne, welcher in einem Projekt
eingehend die Situation in Leipzig untersucht hatte. Dieses Projekt
hatte zur Folge, dass in Leipzig die Depromotionen wieder aufgehoben
wurden. Die Rede des Dekans der Juristenfakultät zu diesem Anlass
ist hier
http://de.jl-lawfirm.com/publications.php
dokumentiert unter dem Punkt "Unwirksamkeit der Aberkennung von
Doktorgraden 1933 - 1945".
Was wäre hier die Pflicht von Bibliotheken, die bezogen auf Plagiate
so hoch gehalten wird? Aufarbeitung und Dokumentation? Beschaffung
von Titeln und Aufnahme in den Katalog (quasi Stolpersteine legen)?
Für manche Opfer kommt selbst das nicht in Frage, da sie einfach zum
Rigorosum nicht zugelassen wurden, vgl.
http://log.netbib.de/archives/2014/05/09/%E2%80%9Eda-mosaisch-zu-den-rigorosen-nicht-zugelassen-%E2%80%9C/ (oder, falls der Link gebrochen sein sollte:
http://tinyurl.com/lsdcm4e)
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Plieninger
--
Dr. Jürgen Plieninger
Institut für Politikwissenschaft
Bibliothek
Melanchthonstr. 36
72074 Tübingen
07071 - 297 61 41
mailto:juergen.plieninger@xxxxxxxxxxxxxxxx
http://www.wiso.uni-tuebingen.de/faecher/ifp/bibliothek.html
--
http://www.inetbib.de