[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Re: [InetBib] Der VDM - DNB Reihe O - Notationen
On Wed, 20 Jul 2011 11:40:42 +0200
"Rupert Rompel" <Rupert.Rompel@xxxxxx> wrote:
Zitat vom 19.7.2011
Dass auf
der "renommierten Publikationsplattform" von Elsevier
Schrott gelandet ist, ist nachweisbar. Als
Geisteswissenschaftler weise ich strikt solche
abstrusen
Annahmen ueber wissenschaftlichen Wert zurueck.
Klaus Graf
Zitat vom 20.7.2011
Guttenbergs Dissertation ist in einem renommierten
Verlag
mit langer Tradition und in einer renommierten Reihe
erschienen und wurde in zwei renommierten juristischen
Fachzeitschriften positiv bewertet.
Klaus Graf
Ja, was denn nun? Schrott bleibt Schrott, auch wenn sich
das erst nach genauerer Prüfung herausstellt. Die
Publikationsplattform kann doch nichts dafür, wenn die
Reviewer schlampig gearbeitet haben. Wobei ich gerne
zugebe, dass die Überprüfung bei nachrechenbaren
Wissenschaften leichter fällt als bei den
Geisteswissenschaften.
Schrott bleibt Schrott, das ist anscheinend das einzige,
wobei wir uns einig sind.
(i) Die Praxis der formalen und informellen
Qualitaetsbewertung wissenschaftlicher Publikationen ist
disziplinabhaengig.
(ii) Die sich in Erwerbungsvorgaengen niederschlagenden
Bewertungen von BibliothekarInnen als Vermittlern und die
Bewertung durch ForscherInnen koennen sich ebenfalls
erheblich unterscheiden.
(iii) Ich wende mich gegen den Fetisch Peer Review.
Bei ueber 200 eigenen wissenschaftlichen
Veroeffentlichungen habe ich kein einziges Mal Erfahrungen
mit dem bei STM-Zeitschriften ueblichen Peer Review
gemacht, das in den Geisteswissenschaften bis vor kurzem
unueblich war. Geisteswissenschaftler machen nicht
schlechtere, sondern andere Wissenschaft. Man mag bestimmte
insbesondere literaturwissenschaftliche Ansaetze als
"Schamanismus" verspotten, siehe
http://archiv.twoday.net/stories/34622178/
(iv) Ich wende mich gegen eine vom Publikationsort
abgeleitete "Zitierfaehigkeit" und die generelle
Vernachlaessigung oder schlechte Bewertung von
Online-Quellen.
Wenn die Wikipedia in einem Artikel bessere Informationen
bietet als ein als zitierfaehig angesehenes
Fachnachschlagewerk, ist die Wikipedia selbstverstaendlich
zitierfaehig. Sie ist es sogar dann, wenn sie das gleiche
Niveau wie ein fachliches Nachschlagewerk hat.
(v) Der Publikationsort (wo?) ist neben dem Prestige des
Autors (wer?) ein wichtiges Indiz, das ich auch bei meinen
Lehrveranstaltungen beruecksichtige, wenn es um die
Bewertung von Onlinequellen geht.
Nach dem "Quod licet Jovi non licet bovi"-Prinzip ist es
vernuenftig, wenn Studierende strengere Maßstaebe bei dem
Ausfiltern insbesondere von Online-Publikationen anlegen
muessen, da es ihnen schwerer faellt, die Spreu vom Weizen
zu scheiden. Frueher nannte man das: quellenkritische
Kompetenz. Bei gedruckter Literatur nehmen ihnen
Bibliothekare weitgehend das Vorfiltern ab, da Hochschul-
und Seminarbibliotheken nur zum Teil Schrott enthalten.
(vi) WissenschaftlerInnen haben einen Anspruch darauf, dass
BibliothekarInnen ihnen einen zumutbaren Zugang zur
gesamten wissenschaftlichen Produktion, einschließlich
Pruefungsarbeiten verschaffen (ggf. via Fernleihe).
Die Entscheidung, keine Buecher von VDM anzuschaffen, ist
daher ein Verstoß gegen bibliothekarische Grundprinzipien.
Durch Einbindung von Rezensionen via Kataloganreicherung
oder andere Bewertungssysteme koennen Nutzer ggf. "gewarnt"
werden.
(Nebenbemerkung: Ich habe soeben der UB Freiburg eine
Beschwerde uebermittelt, da in den normalen OPAC-Rechnern
externe Quellen, also DNB und SWB, mit
Inhaltsverzeichnissen und Rezensionen gesperrt sind.
Studierende werden in der Bibliothek sich ganz und gar
nicht wegen einem solchen Anreicherungstext auf
internetfaehigen Rechnern einloggen.)
Klaus Graf
--
http://www.inetbib.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.