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Re: [InetBib] Der VDM - DNB Reihe O - Notationen



Ein nettes Beispiel für diesen wohl ewig währenden Streit, ob ein Papier aus 
sich heraus gut ist oder erst durch Veröffentlichung seine Wirkung entfaltet, 
ist z.B. die Veröffentlichung des Photoeffekts und der Speziellen 
Relativitätstheorie von Albert Einstein im Jahr 1905 in den Annalen der Physik. 
Die Thesen zum Photoeffekt wurden von Max Planck damals vernichtend gewürdigt, 
die zur Relativitätstheorie gefördert. Planck erhielt 1919 und Einstein 1921 
den Nobelpreis für Physik. 

Übrigens erscheinen die Annalen der Physik seit 1799 und sind wohl „die“ 
Plattform, auf der nicht nur diese beiden Herren gemeint haben, das richtige 
Publikum für ihre seinerzeit reichlich gewagten Erkenntnisse zur Diskussion zu 
finden und herauszufordern. 

Pikant war ja, dass Einstein 1905 am Berner Eidgenössischen Patentamt ein 
ziemlich unbekannter Ingenieur 2. Klasse war, während Planck wohlbestallter 
Professor an der Humboldt-Uni in Berlin.
 
Natürlich landet selbst auf solchen renommierten Plattformen auch das eine oder 
andere Elaborat, das nur Speicherplatz verschwendet. Aber hätte eine 
geisteswissenschaftliche Dissertation „Verfassung und Verfassungsvertrag“, die 
2007 mit summa cum laude bewertet wurde, die Hürde über eine renommierte 
Publikationsplattform gefunden, wäre ihr wohl ein früheres und wenig 
spektakuläreres Ende beschieden worden. 

Nein, Sie müssen mir nicht erläutern, wie man wissenschaftliche Qualität 
beurteilt: dazu war ich jahrelang in Gremien tätig, die sich mit der Auswahl 
von Papieren beschäftigten, die bei internationalen Konferenzen präsentiert  
wurden. Aber auch da herrschte nicht das hehre Prinzip der reinen Lehre. Nun, 
das wiederum muss ich – denke ich – Ihnen nicht erläutern!

Freundlicher Gruß

Rupert Rompel

-------- Original-Nachricht --------
Datum: Tue, 19 Jul 2011 20:54:56 +0200
Von: "Klaus Graf" <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
An: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Betreff: Re: [InetBib] Der VDM - DNB Reihe O - Notationen

On Tue, 19 Jul 2011 20:31:13 +0200
 "Rupert Rompel" <Rupert.Rompel@xxxxxx> wrote:

interne Kriterien (welche sind das?) stehen sicher am
Anfang einer Auswahl. Entscheidend ist immer noch, ob das
Werk dann den Sprung in eine renommierte
Publikationsplattform schafft. Sonst müssten wir uns
nicht über Citation Index, Impact Factor u.ä.
unterhalten. Ob man diese Verfahren gut findet, ist eine
ganz andere Sache.

Ich denke, ich muss Ihnen nicht erlaeutern, wie man die
Qualitaet einer wissenschaftlichen Arbeit beurteilt. Ganz
bestimmt nicht primaer danach, wo sie erschienen ist. Am
Anfang der Auswahl koennen externe Kriterien stehen, nicht
interne. Entscheidend ist der wissenschaftliche Gehalt, der
Erkenntnisgewinn, und da ist es voellig wurscht, wie oft
die Arbeit zitiert wurde oder ob sie einen Impact Factor
o.ä. hat. Ich empfehle im uebrigen auch die aktuelle
Artikelfolge von Peter Murray-Rust in seinem Blog. Dass auf
der "renommierten Publikationsplattform" von Elsevier
Schrott gelandet ist, ist nachweisbar. Als
Geisteswissenschaftler weise ich strikt solche abstrusen
Annahmen ueber wissenschaftlichen Wert zurueck.

Klaus Graf

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