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Re: [InetBib] Keine Sonntagsöffnung mehr für Bibliotheken? - Milchkühe und arme Hunde



Lieber Herr Umstätter,

dass Sie doch ein wenig interessiert an dem "Beamtenknochen", den ich hier ganz umstandslos einmal hingelegt habe, geschnüffelt haben, freut mich. (Ich will hier mal im gerade angesagten Bilderfeld der "Hundemetapher" bleiben ...:))

Dazu vielleicht nur ein paar Gedanken: In der alten Welt war es das Eigentum an dem bedruckten Papier oder anderen Trägermedien, durch das eine öffentlichen Interessen verpflichtete Einrichtung wie die Bibliothek die Ausübung von Grundrechten wie Informations- oder Wissenschaftsfreiheit ober auch - mit freundlichem Winken an Herrn Holzbach - Religionsfreiheit ermöglichen konnte. Heute gibt es immer öfter nur noch Datenströme, die sich als nutzbares Medium allein durch ihren Lizenzstatus definieren, der durchaus sehr restriktiv sein kann. Es ist eine gewisse Ironie, dass der Beamte, als jemand, der durch seinen persönlichen Einsatz in besonderer Weise die staatliche Wertordnung und damit auch die Grundrechtsinteressen vertreten und wahren soll, in den Bibliotheken aus der Mode gekommen ist. Denn heute ist es viel mehr als früher eine Frage der persönlichen Verantwortung - andere sagen "der Berufsethik" - ob und zu welchen Konditionen ich unkörperliche Informationen in meiner Einrichtung anbieten kann. Die so genannte "Kundenorientierung" kann mir diese Verantwortung nur sehr bedingt abnehmen (ein kurzer Seitenblick in Richtung PDA ...) Beim klassischen Buchkauf war das alles schlicht egal. Über Datenschutz als weiteres wichtiges Feld in der Welt der Digitalia will ich hier gar nicht reden. Im Archivwesen jedenfalls ist Datenschutz ein ganz wichtiges Argument für den Einsatz beamteten Personals. Die unparteiische Arbeit am kollektiven kulturellen Gedächtnis (ein Gedanke, der sich bei dem recht berühmten Philosophen Lübbe findet ((http://www.amazon.de/Zug-Zeit-Verk%C3%BCrzter-Aufenthalt-Gegenwart/dp/3540002022 ... das Werk kann ich dringend empfehlen!)) wäre ein weiterer Grund, auf den sich nicht nur Archivare, sondern auch Bibliothekare, ja sogar Museumsleute berufen können.

Auch wenn das Thema eher esoterisch anmutet: Für die komischerweise immer aktuelle Berufsbilddiskussion ist die "Beamtenfrage" ein idealer Ort, um die politische und gesellschaftliche Dimension unserer Tätigkeit zu benennen und zu diskutieren. Das scheint mir übrigens erheblich interessanter zu sein, als "slides" über die allerneusten "skills" und "literacies" zu erstellen oder über "gute Arbeit" zu philosophieren. Ich gebe aber gerne zu, dass man sich schon etwas einarbeiten muss, um die historisch gewachsenen Denkfiguren des Beamtenrechts richtig goutieren zu können ... ;)

Viele Grüße
Eric Steinhauer

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Prof. Dr. Eric W. Steinhauer
Dezernent für Medienbearbeitung
Fachreferent für Allgemeines, Rechts-, Staats- und Politikwissenschaft
Fernuniversität in Hagen - Universitätsbibliothek
Universitätsstr. 21 - 58097 Hagen
Tel: 02331 / 987 - 2890
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