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Re: [InetBib] Keine Sonntagsöffnung mehr für Bibliotheken? - Milchkühe und arme Hunde
- Date: Sun, 30 Nov 2014 14:51:50 +0100
- From: "Peter Delin" <peter.delin@xxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Keine Sonntagsöffnung mehr für Bibliotheken? - Milchkühe und arme Hunde
Liebe Liste!
Wenn man ernst nimmt, was Herr Pampuch schreibt:
"Ich würde mir einen Fokus wünschen, der auf die Frage abzielt, ob
niedrigschwellige Bildungseinrichtungen wie Öffentliche Bibliotheken einen
konstruktiven Beitrag zur politischen Bildung leisten können bzw. was genau die
Gründe dafür sind, dass letzterer trotz sinkender Wahlbeteiligung, des
Erstarkens rechtspopulistischer Parteien und des dauerhaft kriselnden
Neoliberalismus so ein geringer Stellenwert beigemessen wird. "
... muß man sich fragen, ob Öffentliche Bibliotheken diesen Anspruch überhaupt
noch erfüllen können oder wollen. Dazu hier ein Hinweis auf die EKZ-Tagung
"Chancen 2012: Information 2.0 - Wie geht es weiter mit dem Sachbuch?" :
http://www.bib-info.de/fileadmin/media/Dokumente/Lektoratskooperation/Sachbuchportfolio_im_Dialog_BIDKongress2013kurz.pdf
Nach der dort durchgeführten Portfolioanalyse gehört Literatur zu
gesellschaftlichen und politischen Fragen oder zur Geschichte in den
Öffentlichen Bibliotheken eher zu den "Armen Hunden" oder zu Bereichen, die zu
schwach ausgebaut sind (sog. "Fragezeichen")
... dazu folgendes Zitat aus diesem Vortrag:
"Mit der festgestellten überproportionalen Berücksichtigung der ‘Armen Hunde’
beim
Bestandsaufbau wird vorrangig der (selbstgestellte?) Informationsauftrag der
Bibliothek,
nicht aber vorrangig das Kundeninteresse, bedient. Der ID [Informationsdienst
der EKZ und der Lektoratskooperation] sollte sich dem entgegenwirkend noch
stärker auf ein höheres Angebot in den Sektoren Milchkühe und Stars
konzentrieren."
Wer seine Leser als Kunden sieht, kann legitimerweise wohl keine
Sonntagsöffnung fordern.
Walter Umstetter liegt mit seiner steten Warnung vor einer einseitigen
Freizeitausrichtung der Öffentlichen Bibliotheken m. E. ganz richtig. Kein
Wunder, dass Gerichte sie jetzt umstandslos auf eine Ebene mit kommerziellen
Videotheken stellen.
Schöne Sonntagsgrüße von
Peter Delin
Peter Delin und Ursula Müller-Schüssler
Ringstraße 100
12203 Berlin
Tel.: 030/81305675
Mobil: 015787311689
Mail: peter.delin@xxxxxx
Gesendet: Samstag, 29. November 2014 um 11:43 Uhr
Von: sebastian.pampuch@xxxxxxxxxx
An: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Keine Sonntagsöffnung mehr für Bibliotheken? -
Liebe Liste,
die Debatte um die Sonntagsöffnung von Öffentlichen Bibliotheken scheint in
inetbib primär auf der Ebene Wissenschaft vs. Kirche geführt zu werden,
gewerkschaftliche Positionen sind selten. Hier ein Link auf einen Leserbrief
von mir in der ver-di Zeitschrift
http://publik.verdi.de/2013/ausgabe-08/gesellschaft/briefe/seite-14/A1 sowie
ein Link auf die ausschließlich negativen Reaktionen:
https://publik.verdi.de/2014/ausgabe-01/gesellschaft/briefe/seite-14/A0[https://publik.verdi.de/2014/ausgabe-01/gesellschaft/briefe/seite-14/A0]
Die Bücherhallenbewegung und ihre historischen Hintergründe sind vielen
Gewerkschaftsmitgliedern, die in Bibliotheken arbeiten, entweder unbekannt oder
nicht erwähnenswert. Ich würde mir einen Fokus wünschen, der auf die Frage
abzielt, ob niedrigschwellige Bildungseinrichtungen wie Öffentliche
Bibliotheken einen konstruktiven Beitrag zur politischen Bildung leisten können
bzw. was genau die Gründe dafür sind, dass letzterer trotz sinkender
Wahlbeteiligung, des Erstarkens rechtspopulistischer Parteien und des dauerhaft
kriselnden Neoliberalismus so ein geringer Stellenwert beigemessen wird.
Viele Grüße,
Sebastian Pampuch
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Ethnologie der
Humboldt-Universität zu Berlin
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