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Re: [InetBib] Keine Sonntagsöffnung mehr für Bibliotheken? - Milchkühe und arme Hunde




Liebe Liste!
 
Wenn man ernst nimmt, was Herr Pampuch schreibt:
 
"Ich würde mir einen Fokus wünschen, der auf die Frage abzielt, ob 
niedrigschwellige Bildungseinrichtungen wie Öffentliche Bibliotheken einen 
konstruktiven Beitrag zur politischen Bildung leisten können bzw. was genau die 
Gründe dafür sind, dass letzterer trotz sinkender Wahlbeteiligung, des 
Erstarkens rechtspopulistischer Parteien und des dauerhaft kriselnden 
Neoliberalismus so ein geringer Stellenwert beigemessen wird. "
 
... muß man sich fragen, ob Öffentliche Bibliotheken diesen Anspruch überhaupt 
noch erfüllen können oder wollen. Dazu hier ein Hinweis auf die EKZ-Tagung 
"Chancen 2012: Information 2.0 - Wie geht es weiter mit dem Sachbuch?" :
http://www.bib-info.de/fileadmin/media/Dokumente/Lektoratskooperation/Sachbuchportfolio_im_Dialog_BIDKongress2013kurz.pdf
 
Nach der dort durchgeführten Portfolioanalyse gehört Literatur zu 
gesellschaftlichen und politischen Fragen oder zur Geschichte in den 
Öffentlichen Bibliotheken eher zu den "Armen Hunden" oder zu Bereichen, die zu 
schwach ausgebaut sind (sog. "Fragezeichen")
... dazu folgendes Zitat aus diesem Vortrag:
 
"Mit der festgestellten überproportionalen Berücksichtigung der ‘Armen Hunde’ 
beim
Bestandsaufbau wird vorrangig der (selbstgestellte?) Informationsauftrag der 
Bibliothek,
nicht aber vorrangig das Kundeninteresse, bedient. Der ID [Informationsdienst 
der EKZ und der Lektoratskooperation] sollte sich dem entgegenwirkend noch 
stärker auf ein höheres Angebot in den Sektoren Milchkühe und Stars 
konzentrieren."
 
Wer seine Leser als Kunden sieht, kann legitimerweise wohl keine 
Sonntagsöffnung fordern.
 
Walter Umstetter liegt mit seiner steten Warnung vor einer einseitigen 
Freizeitausrichtung der Öffentlichen Bibliotheken m. E. ganz richtig. Kein 
Wunder, dass Gerichte sie jetzt umstandslos auf eine Ebene mit kommerziellen 
Videotheken stellen.
 
Schöne Sonntagsgrüße von
Peter Delin
 
 
Peter Delin und Ursula Müller-Schüssler
Ringstraße 100
12203 Berlin

Tel.: 030/81305675
Mobil: 015787311689
Mail: peter.delin@xxxxxx
 
 

Gesendet: Samstag, 29. November 2014 um 11:43 Uhr
Von: sebastian.pampuch@xxxxxxxxxx
An: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Keine Sonntagsöffnung mehr für Bibliotheken? -
Liebe Liste,

die Debatte um die Sonntagsöffnung von Öffentlichen Bibliotheken scheint in 
inetbib primär auf der Ebene Wissenschaft vs. Kirche geführt zu werden, 
gewerkschaftliche Positionen sind selten. Hier ein Link auf einen Leserbrief 
von mir in der ver-di Zeitschrift 
http://publik.verdi.de/2013/ausgabe-08/gesellschaft/briefe/seite-14/A1 sowie 
ein Link auf die ausschließlich negativen Reaktionen: 
https://publik.verdi.de/2014/ausgabe-01/gesellschaft/briefe/seite-14/A0[https://publik.verdi.de/2014/ausgabe-01/gesellschaft/briefe/seite-14/A0]
Die Bücherhallenbewegung und ihre historischen Hintergründe sind vielen 
Gewerkschaftsmitgliedern, die in Bibliotheken arbeiten, entweder unbekannt oder 
nicht erwähnenswert. Ich würde mir einen Fokus wünschen, der auf die Frage 
abzielt, ob niedrigschwellige Bildungseinrichtungen wie Öffentliche 
Bibliotheken einen konstruktiven Beitrag zur politischen Bildung leisten können 
bzw. was genau die Gründe dafür sind, dass letzterer trotz sinkender 
Wahlbeteiligung, des Erstarkens rechtspopulistischer Parteien und des dauerhaft 
kriselnden Neoliberalismus so ein geringer Stellenwert beigemessen wird.

Viele Grüße,
Sebastian Pampuch

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Ethnologie der 
Humboldt-Universität zu Berlin









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