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Re: [InetBib] Andere Meinungen un der richtige Ton (war: Bibliothekar*tag + Gender Diskussion)



Liebe Leute,

in einer Streitkultur einen nicht-beleidigenden Ausdruck zu finden, auch
wenn die Diskussion hitzig wird, halte ich grundsätzlich auch für
außerordentlich wichtig, aber diesen Vorwurf nur an Frau Baumann und Herrn
Becker zu richten, ist in meinen Augen nicht gerechtfertigt. Diese
Ansprache sollte auch anderen gelten, welche im Zuge dieser Diskussion
ausserordentlich abfällig bewerten und polarisieren. Glg kann einem aber
auch mal der Geduldsfaden reissen, daraus gleich einen Rückschluss auf ein
gemindertes Demokratieverständnis zu ziehen, nun ja, das halte ich doch für
unangebracht, sogar etwas unverschämt. Und ja, hinter unserem
Sprachgebrauch steht das Gewicht von 2000 Jahren überwiegend männlich
geprägter Kulturgeschichte, das schütteln manche eben etwas schwerer oder
auch gar nicht ab. Das kann ich bis zu einem gewissen Punkt auch
nachvollziehen, Veränderungen können eine gewaltige Herausforderung sein
und liegen einem manchmal schwer im Magen oder in diesem Fall auf der
Zunge. Aber daraus abzuleiten, dass sie deshalb falsch sein müssen, halte
ich für fatal. Es ist noch viel zu tun. Und am besten fängt man bei sich
selbst an.

Respektvolle Grüße
Katharina Braun

Am Fr., 2. Juli 2021 um 07:49 Uhr schrieb Boettcher, Uwe via InetBib <
inetbib@xxxxxxxxxx>:

Guten Morgen Herr Becker, guten Morgen Frau Baumann,

finden Sie wirklich, dass es eine gute Idee ist, Menschen, die anderer
Meinung als Sie sind, öffentlich als "ignorant" zu bezeichnen? Ich finde,
das sagt sehr viel über Ihre Streitkultur und über Ihr
Demokratieverständnis aus.

Es gibt Menschen - und nicht wenige, wie wir gesehen haben -, die haben
gute Gründe, Sternchen als Ausdrucksform ihrer Wertschätzung für
andersgeschlechtliche Menschen abzulehnen. Und das ist genauso gut und
richtig und legitim wie die gegenteilige Position.

Deswegen muss sich niemand, Frau Baumann, "verdammt nochmal damit [gemeint
ist IHRE Meinung] abfinden", um es auf Ihre Weise zu sagen.

Das ist ein freies Land, hier darf jede und jeder die eigenen Meinung
haben, selbst wenn sie nicht mehrheitsfähig ist. Unterschiedliche Meinungen
darf, sollte, ja vielleicht muss man sie sogar diskutieren, aber bitte im
richtigen Ton. "Verdammt" ist nicht der richtige, und ein wenig
öffentlicher Respekt für andere Meinungen als die eigene gehört auch dazu.

Freundliche Grüße von

Uwe Böttcher

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib <inetbib-bounces@xxxxxxxxxx> Im Auftrag von Tom Becker via
InetBib
Gesendet: Donnerstag, 1. Juli 2021 19:58
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Bibliothekar*tag + Gender Diskussion

Liebe Laura

danke für Deine offenen Worte... diese Diskussion ist in vielen Teilen
unerträglich ignorant hier - ich hätte gedacht, wir wären bereits etwas
weiter, und als 'personifizierte Bibliotheken' etwas offener... Da scheint
es wohl noch viel Arbeit zu geben....

Man weiss dann ja recht schnell,  dass diese Haltung, die hier oftmals
nicht nur zwischen den Zeilen propagiert wird, auch im öffentlichen Raum
eine Atmosphäre schafft, die weit entfernt von einer würdigen
Willkommenskultur ist.

Ich verzweifle da dann doch innerlich etwas, man nimmmt doch mit dem *
niemandem was weg, und macht das Leben bunter, nahbarer und 'würdiger'
für viele. Dafür sollten wir stehen als Mensch und als Institution.

Im Berufsverband werden wir als BIB versuchen, die Angebote, die wir in
den beiden Demokratiekursen letztes und dieses Jahr aufsetzen konnten,
weiter zu führen. Und mir scheint es da noch viel relevanter, dass wir an
der Haltung im Berufsstand ansetzen müssen. Ein Fazit, dass die
Teilnehmer*innen und wir bereits gezogen haben. Erste Ideen haben wir mit
der Aktionsbox bereits konkretisieren können.

Wir bleiben am Ball. Und wir Bunten und Offenen müssen lauter, sichtbarer,
fordernder und wehrhafter werden. Klaus Mann fällt mir da immer wieder ein
mit seinem "Ruhe gibt es nicht, bis zum Schluss!"

Grüße

Tom Becker


Am 01.07.21 um 19:15 schrieb Laura B via InetBib:
Liebe Leser*innen dieser Liste,


nachdem ich jetzt seit Tagen hier mitlese, muss ich mich jetzt doch mal
mit einmischen.


Als jemand der die Petition mit gestartet hat, möchte ich vorneweg
sagen das es uns nicht nur darum geht alle Geschlechter (ja, es gibt
mehr als zwei, sollten sie das immer noch nicht wissen, empfehle ich
eine Suchmaschine ihrer Wahl) mit einzubeziehen, sondern auch darum
das in Bibliotheken, bzw. bibliothekarischen Einrichtungen nicht mehr
nur Bibliothekare und auch Bibliothekar*innen arbeiten sondern auch
FAMIs, Medienpädagog*innen, ITler*innen, etc. etc. etc. Wer also der
Meinung ist, das der "Bibliothekartag" deswegen langsam im Jahr 2021
einen neuen Namen verdient hat, der möchte bitte gerne die Petition
unterschreiben, zu finden unter diesem Link:
https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.
openpetition.de%2Fpetition%2Fonline%2Fzeitgemaesser-name-fuer-den-bibl
iothekartag&amp;data=04%7C01%7Cuwe.boettcher%40whu.edu%7Cc4f20de0ffeb4
f186dc408d93cb9d2a7%7Cfd0fb88881d0438694628a094cc4592e%7C1%7C0%7C63760
7591076509456%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2lu
MzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&amp;sdata=OpYdHyEc4QsdfW74cM
7%2FHJAqbsgFQvrAa%2Bg7stBVV7s%3D&amp;reserved=0


Des weiteren möchte ich jetzt ein paar Worte als nicht-binärer Mensch
sagen, die an sich nichts mit der Petition an sich zu tun haben, aber sich
auf die momentane Diskussion hier beziehen:  Es hat mich absolut nicht
gewundert, als hier die Diskussion um Gendern losging, das scheint ja
inzwischen ein Lieblingsthema von allen Deutschen geworden zu sein. Leider
muss man schon fast sagen, hat es mich ebenso nicht gewundert, wie viel
Ignoranz und Ablehnung hier in die Öffentlichkeit getragen wurden.


Das * im deutschen existiert nicht nur um die binären Geschlechter
männlich-weiblich gleichgerecht mit einzubeziehen (was schon wichtig genug
ist), sondern auch um alle Menschen die sich diesem binären System nicht
zugehörig fühlen auch mit einzubeziehen. Ich spreche hier nicht für die
ganze nicht-binäre Community und schon gar nicht für die ganze LGBTQIA+
Community, aber persönlich kann ich Ihnen sagen, es tut mir in Teilen immer
noch verdammt weh, wenn die Inklusion von mir, meiner nicht binären
Geschlechtsidentität als "Sprechknoten ", als "furchtbar", als
"ideologische Vereinnahmung der Sprache", als "verhunzung der deutschen
Sprache" etc. bezeichnet wird. Es ist mir, wenn ich jetzt mal so direkt
sein darf, verdammt egal ob Ihnen Worte wie Bibliothekar*innen,
Medienpädagog*innen etc. schwierig zum aussprechen vorkommen, oder sie
irgendwie unschön finden, es ist 2021, lernen Sie damit umzugehen, wir
haben haufenweise neue Wörter in unserer deutschen Sprache es kann doch
nicht so verdammt schwer sein eine kurze Pause in Worte einzubauen. Ich
lebe seit meiner Geburt in einem System das es mir immer wieder klar macht,
dass ich als nicht-binäre Person irgendwie nicht erwünscht bin und
irgendwie nicht dazu gehören, das kann ich Ihnen sagen ist wesentlich
unschöner als irgendwo in Wörtern ein * unterbringen zu müssen. Lernen Sie
damit klar zu kommen, dass die Welt sich verändert und es mehr als nur
schwarz-weiß denken auch beim gendern gibt und unsere sehr gegenderte
deutsche Sprache sich nun mal etwas daran anpassen muss.


Es wurden bereits Studien und Bücher zu diesem Thema verlinkt die das
ganze wissenschaftlich angehen, von daher tue ich das jetzt hier nicht
mehr. Gegenargumentationen von einem Verein der schon häufiger wegen
rechtspopulistischen Aussagen aufgefallen ist (
https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.volksverpetzer.de%2Fhintergrund%2Fverein-deutsche-sprache%2F&amp;data=04%7C01%7Cuwe.boettcher%40whu.edu%7Cc4f20de0ffeb4f186dc408d93cb9d2a7%7Cfd0fb88881d0438694628a094cc4592e%7C1%7C0%7C637607591076519413%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&amp;sdata=h78NTtzI40imo8hZAAYr0k6NlITb28Vdhy3JXxzPXx8%3D&amp;reserved=0),
fallen bei mir im übrigen direkt als ungültig weg, aber das überlasse ich
natürlich jedem selbst, wem er da glauben schenken möchte.


Gezeichnet,

Nik Baumann

(they/them, sie/ihr)


--
Dr. Tom Becker
===
Professor für Medienmanagement und Medienvermittlung in Bibliotheken (FH)
Studiengangsleiter B.A. 'Bibliothek und digitale Kommunikation'
Bundesvorstandsmitglied im Berufsverband Information Bibliothek (BIB e.V.
| bib-info.de)

TH Köln
Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften Raum B5 431.A

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