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Re: [InetBib] Andere Meinungen un der richtige Ton (war: Bibliothekar*tag + Gender Diskussion)



... und ich hätte nebenbei bemerkt auch gern eine Kinderbetreuung bei
diesem Kongress, denn ohne diskriminieren wir Eltern und
Alleinerziehende. Aber das gehört jetzt in die Rubrik Format und Inhalt.
 

schönen Grüß nochmal 

Am 2021-07-02 08:31, schrieb Tom Becker via InetBib:

Guten Morgen zurück

als jmd der sowohl verbale wie physische Gewalt aufgrund der eigenen 
sexuellen Orientierung erlebt hat, und der ähnliches auch aus dem 
Bekanntenkreis zugetragen bekommt, bin ich vielleicht aus persönlichen 
Gründen nicht immer auf der 100%tigen Sachebene. Damit kann ich aber gut 
leben, ich verstehe mich (wenn auch nicht mehr als so lauter) Aktivist (nicht 
nur) im LGTBQ* Bereich. Und ja, ich fühle mich in der Debatte ignoriert und 
manchmal auch verletzt von Einzelnen bzw. einzelnen Aussagen einer Community, 
in der ich mich sehr wohl fühle und für die ich mich sehr gerne engagiere.

Die Diskussionen in der Fachcommunity über die BIB-Demokratietreffs und die 
Veranstaltungen und die Aktionen um den Tag der Offenen Gesellschaft zeigen 
mir, dass Themen wie Diversity, Antidiskriminierung, Demokratiearbeit im 
weitesten Sinne für viele präsenter werden und das generell die Haltung 
(nicht nur) in Bibliotheken dazu entsprechend offensiver (wehrhafter - wie 
ich schrieb) werden muss.

Das zur allgemeinen (bibliotheks-)politischen Debatte, unabhängig vom Namen 
unserer jährlichen Großveranstaltung. Hier versuche ich seit 10 Jahre, die 
Diskussion zu öffnen, und bewundere das Beharrungsvermögen einiger weniger 
genauso wie ich mich darüber ärgere. Und ja, auch hier gilt: Vieles an der 
Diskussion (und der dahinter stehenden Haltung) empfinde ich als ignorant, 
als borniert, als verhaart in einem überkommen Standesdünkel und verfickt 
nochmal völlig inakzeptabel und nicht hinnehmbar für mich.

Ich verbiete hier niemandem den Mund (wäre auch noch schöner), Meinungen, die 
mich verletz(t)en, höre ich mir an, aber was (und wen dahinter) ich dann noch 
respektiere, das entscheide ich selbst. Und dieses Recht hat jede*r andere 
genauso.

Ich finde es sogar gut, dass wir hier (in diesem noch freien Land) 
unterschiedlich diskutieren, zeigt es doch, dass das Thema einen Nerv trifft. 
Streiten können ist wichtig, Positionen zu haben und dazu zu stehen auch.

Im Streit darf sich jede Seite bitte auch (verdammt noch mal) im Ton 
vergreifen, hier geht es auch um persönliche Diskriminierungserfahrungen und 
eigene, feste Werte - da ist manchmel 'Sachlichkeit' ein vorgeschobenes 
Argument. Dann lieber Leidenschaft und die Größe, sich hinterher zu 
entschuldigen. Das schwierige an dieser schriftlichen Auseinandersetzung ist 
ja auch, dass wir alle vielmehr in die Aussagen interpretieren als vielleicht 
(vielleicht aber auch nicht) gesagt / gemeint und nicht geschrieben worden 
ist.

Tom Becker

(der den Doppelpunkt grafisch mehr mag als Sternchen, die Gender-Sprechpause 
sehr bereichernd findet und gerne mehr Regenbögen in Bibliotheken fühlen 
würde)

Am 02.07.21 um 07:49 schrieb Boettcher, Uwe via InetBib: Guten Morgen Herr 
Becker, guten Morgen Frau Baumann,

finden Sie wirklich, dass es eine gute Idee ist, Menschen, die anderer 
Meinung als Sie sind, öffentlich als "ignorant" zu bezeichnen? Ich finde, das 
sagt sehr viel über Ihre Streitkultur und über Ihr Demokratieverständnis aus.

Es gibt Menschen - und nicht wenige, wie wir gesehen haben -, die haben gute 
Gründe, Sternchen als Ausdrucksform ihrer Wertschätzung für 
andersgeschlechtliche Menschen abzulehnen. Und das ist genauso gut und 
richtig und legitim wie die gegenteilige Position.

Deswegen muss sich niemand, Frau Baumann, "verdammt nochmal damit [gemeint 
ist IHRE Meinung] abfinden", um es auf Ihre Weise zu sagen.

Das ist ein freies Land, hier darf jede und jeder die eigenen Meinung haben, 
selbst wenn sie nicht mehrheitsfähig ist. Unterschiedliche Meinungen darf, 
sollte, ja vielleicht muss man sie sogar diskutieren, aber bitte im richtigen 
Ton. "Verdammt" ist nicht der richtige, und ein wenig öffentlicher Respekt 
für andere Meinungen als die eigene gehört auch dazu.

Freundliche Grüße von

Uwe Böttcher

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib <inetbib-bounces@xxxxxxxxxx> Im Auftrag von Tom Becker via 
InetBib
Gesendet: Donnerstag, 1. Juli 2021 19:58
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Bibliothekar*tag + Gender Diskussion

Liebe Laura

danke für Deine offenen Worte... diese Diskussion ist in vielen Teilen 
unerträglich ignorant hier - ich hätte gedacht, wir wären bereits etwas 
weiter, und als 'personifizierte Bibliotheken' etwas offener... Da scheint es 
wohl noch viel Arbeit zu geben....

Man weiss dann ja recht schnell,  dass diese Haltung, die hier oftmals nicht 
nur zwischen den Zeilen propagiert wird, auch im öffentlichen Raum eine 
Atmosphäre schafft, die weit entfernt von einer würdigen Willkommenskultur 
ist.

Ich verzweifle da dann doch innerlich etwas, man nimmmt doch mit dem * 
niemandem was weg, und macht das Leben bunter, nahbarer und 'würdiger'
für viele. Dafür sollten wir stehen als Mensch und als Institution.

Im Berufsverband werden wir als BIB versuchen, die Angebote, die wir in den 
beiden Demokratiekursen letztes und dieses Jahr aufsetzen konnten, weiter zu 
führen. Und mir scheint es da noch viel relevanter, dass wir an der Haltung 
im Berufsstand ansetzen müssen. Ein Fazit, dass die Teilnehmer*innen und wir 
bereits gezogen haben. Erste Ideen haben wir mit der Aktionsbox bereits 
konkretisieren können.

Wir bleiben am Ball. Und wir Bunten und Offenen müssen lauter, sichtbarer, 
fordernder und wehrhafter werden. Klaus Mann fällt mir da immer wieder ein 
mit seinem "Ruhe gibt es nicht, bis zum Schluss!"

Grüße

Tom Becker

Am 01.07.21 um 19:15 schrieb Laura B via InetBib: Liebe Leser*innen dieser 
Liste,

nachdem ich jetzt seit Tagen hier mitlese, muss ich mich jetzt doch mal mit 
einmischen.

Als jemand der die Petition mit gestartet hat, möchte ich vorneweg
sagen das es uns nicht nur darum geht alle Geschlechter (ja, es gibt
mehr als zwei, sollten sie das immer noch nicht wissen, empfehle ich
eine Suchmaschine ihrer Wahl) mit einzubeziehen, sondern auch darum
das in Bibliotheken, bzw. bibliothekarischen Einrichtungen nicht mehr
nur Bibliothekare und auch Bibliothekar*innen arbeiten sondern auch
FAMIs, Medienpädagog*innen, ITler*innen, etc. etc. etc. Wer also der
Meinung ist, das der "Bibliothekartag" deswegen langsam im Jahr 2021
einen neuen Namen verdient hat, der möchte bitte gerne die Petition
unterschreiben, zu finden unter diesem Link:
https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.
openpetition.de%2Fpetition%2Fonline%2Fzeitgemaesser-name-fuer-den-bibl
iothekartag&amp;data=04%7C01%7Cuwe.boettcher%40whu.edu%7Cc4f20de0ffeb4
f186dc408d93cb9d2a7%7Cfd0fb88881d0438694628a094cc4592e%7C1%7C0%7C63760
7591076509456%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2lu
MzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&amp;sdata=OpYdHyEc4QsdfW74cM
7%2FHJAqbsgFQvrAa%2Bg7stBVV7s%3D&amp;reserved=0

Des weiteren möchte ich jetzt ein paar Worte als nicht-binärer Mensch sagen, 
die an sich nichts mit der Petition an sich zu tun haben, aber sich auf die 
momentane Diskussion hier beziehen:  Es hat mich absolut nicht gewundert, als 
hier die Diskussion um Gendern losging, das scheint ja inzwischen ein 
Lieblingsthema von allen Deutschen geworden zu sein. Leider muss man schon 
fast sagen, hat es mich ebenso nicht gewundert, wie viel Ignoranz und 
Ablehnung hier in die Öffentlichkeit getragen wurden.

Das * im deutschen existiert nicht nur um die binären Geschlechter 
männlich-weiblich gleichgerecht mit einzubeziehen (was schon wichtig genug 
ist), sondern auch um alle Menschen die sich diesem binären System nicht 
zugehörig fühlen auch mit einzubeziehen. Ich spreche hier nicht für die ganze 
nicht-binäre Community und schon gar nicht für die ganze LGBTQIA+ Community, 
aber persönlich kann ich Ihnen sagen, es tut mir in Teilen immer noch 
verdammt weh, wenn die Inklusion von mir, meiner nicht binären 
Geschlechtsidentität als "Sprechknoten ", als "furchtbar", als "ideologische 
Vereinnahmung der Sprache", als "verhunzung der deutschen Sprache" etc. 
bezeichnet wird. Es ist mir, wenn ich jetzt mal so direkt sein darf, verdammt 
egal ob Ihnen Worte wie Bibliothekar*innen, Medienpädagog*innen etc. 
schwierig zum aussprechen vorkommen, oder sie irgendwie unschön finden, es 
ist 2021, lernen Sie damit umzugehen, wir haben haufenweise neue Wörter in 
unserer deutschen Sprache es kann
doch nicht so verdammt schwer sein eine kurze Pause in Worte einzubauen. Ich 
lebe seit meiner Geburt in einem System das es mir immer wieder klar macht, 
dass ich als nicht-binäre Person irgendwie nicht erwünscht bin und irgendwie 
nicht dazu gehören, das kann ich Ihnen sagen ist wesentlich unschöner als 
irgendwo in Wörtern ein * unterbringen zu müssen. Lernen Sie damit klar zu 
kommen, dass die Welt sich verändert und es mehr als nur schwarz-weiß denken 
auch beim gendern gibt und unsere sehr gegenderte deutsche Sprache sich nun mal 
etwas daran anpassen muss.

Es wurden bereits Studien und Bücher zu diesem Thema verlinkt die das ganze 
wissenschaftlich angehen, von daher tue ich das jetzt hier nicht mehr. 
Gegenargumentationen von einem Verein der schon häufiger wegen 
rechtspopulistischen Aussagen aufgefallen ist 
(https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.volksverpetzer.de%2Fhintergrund%2Fverein-deutsche-sprache%2F&amp;data=04%7C01%7Cuwe.boettcher%40whu.edu%7Cc4f20de0ffeb4f186dc408d93cb9d2a7%7Cfd0fb88881d0438694628a094cc4592e%7C1%7C0%7C637607591076519413%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&amp;sdata=h78NTtzI40imo8hZAAYr0k6NlITb28Vdhy3JXxzPXx8%3D&amp;reserved=0),
 fallen bei mir im übrigen direkt als ungültig weg, aber das überlasse ich 
natürlich jedem selbst, wem er da glauben schenken möchte.

Gezeichnet,

Nik Baumann

(they/them, sie/ihr)

--
Dr. Tom Becker
===
Professor für Medienmanagement und Medienvermittlung in Bibliotheken (FH) 
Studiengangsleiter B.A. 'Bibliothek und digitale Kommunikation'
Bundesvorstandsmitglied im Berufsverband Information Bibliothek (BIB e.V. | 
bib-info.de)

TH Köln
Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften Raum B5 431.A

Hausanschrift:
Claudiusstr. 1
D 50678 Köln

Postanschrift:
Gustav-Heinemann-Ufer 54
D 50968 Köln
 -- 
Dr. Tom Becker
===
Professor für Medienmanagement und Medienvermittlung in Bibliotheken
(FH)
Studiengangsleiter B.A. 'Bibliothek und digitale Kommunikation'
Bundesvorstandsmitglied im Berufsverband Information Bibliothek (BIB
e.V. | bib-info.de)

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Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften
Raum B5 431.A

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Jana Haase 

Am Friedrichshain 19 c 

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Tel. 030 441 50 84

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