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Re: [InetBib] Wtrlt: Re: Bibliothekar*tag + Gender Diskussion



Sehr geehrter Herr Holzbach,

zunächst: Ich empfinde es als gänzlich unangemessen, dass Sie Herrn Brenn für das Weglassen des Prof.-Titels von Frau Mainhardt sozusagen "zur Ordnung rufen". Sollte Frau Mainhardt Wert darauf legen, im kollegialen Austauch auf einer informellen Plattform wie Inetbib mit dem Titel angesprochen zu werden (es würde mich wundern), so wird sie das Herrn Brenn schon sagen.

Ihre Argumentation ist völlig hanebüchen. In welchem Gesetz steht denn geschrieben, dass der Name einer Konferenz "der amtlichen Rechtschreibung" genügen müsse? Wenn die zuständigen Gremien der ausrichtenden Verbände sich dafür entscheiden würden, den Bibliothekartag künftig "Wrzelbrmpff!!77" zu nennen, so stünde ihnen das selbstverständlich frei (sofern dadurch nicht bestehende Namens- oder Markenrechte verletzt würden).

Auch der Hinweis auf die beiden Gerichtsverfahren ist völlig irrelevant. In dem einen Fall ("Kundin") ging es darum, ob ein Anrecht auf eine weibliche Formulierung auf einem Formular besteht, im anderen geht es darum, ob eine Firma ihren Mitarbeitenden gendergerechte Sprache vorschreiben kann. Daraus ableiten zu wollen, dass jemand erfolgreich vor einem deutschen Gericht gegen einen gegenderten Namen für eine Konferenz klagen könnte, ist absurd.

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller





Am 02.07.2021 um 01:04 schrieb Mathis Holzbach via InetBib:
Der Höflichkeit halber heißt das zunächst "Sehr geehrte Frau Prof.Meinhardt! "

Und Frau Prof. Meinhardt hat schon recht, wenn sie Sie an Ihre Voreingenommenheit erinnert. Ich habe Ihren Beitrag noch einmal gelesen. Ich bemängele, dass Sie auf die Argumente, die das Gendern 
kritisch sehen, gar nicht richtig eingehen und sogar mit Vorurteilen belegen. Genderkritik mit mangelnden Willen an Vielfalt gleichzusetzen ist völliger Blödsinn. Es gibt gute Gründe, 
gewisse (!) Formen des Genderns nicht gut zu heißen, die übrigens auch von Frauen geteilt werden. Diesen müssen Sie sich sachlich stellen. Ich darf Sie noch darauf hinweisen, dass der 
Gebrauchs des Sternchens im Wortinneren nicht Bestandteil der amtlichen Rechtschreibung ist. Außerdem darf ich an eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts erinnern (Stichwort: 
"Kundin"). Möglicherweise werden noch weitere folgen (Audi Landgericht Ingolstadt). Wir haben übrigens sehr viele Ausländer am Institut, die sich angesichts der Vorstellungen 
der uneingeschränkten Genderbefürworter übervorteilt sehen. Ich persönlich habe ausschließlich stets die deutsche Sprache als Literatur- und Wissenschaftssprache im Blick, 
die etabliert ist und keine politischen Ideologien. Die Formen des generischen Maskulinums, generischen Femininums und generischen Neutrums schließen in unserer Sprache in Wirklichkeit niemanden 
aus. Das Gendern hat vielmehr seinen Ursprung in der feministischen Linguistik des späten 20. Jahrhunderts und wird als Mittel genutzt, um gesellschaftliche Veränderungen zu erzwingen. 
Für die Zukunft glaube ich, dass am Ende wenig hängenbleiben wird. Dies alles wird  lediglich ein relativ kurzer Höhepunkt eines bestimmten Zeitgeistes sein.

Gruß

MH



Von meinem iPhone gesendet

Am 01.07.2021 um 20:23 schrieb Daniel Brenn via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>:

Sehr geehrte Frau Meinhardt,

eine Dikussion kann nur auf gleicher Ebene stattfinden. Es gab hier
zahlreiche sehr offene und sachliche Diskussionsbeiträge, die einen
anderen Standpunkt vertreten als das Anliegen der Petition und dabei
trotzdem respektvoll blieben. Die Legalität des Genderns anzuzweifeln
halte ich für eine diskursive Sackgasse.
Sie betonen die Offenheit von Menschen im Bibliothekswesen (auch hier
muss ich wieder deutlich verweisen: In Bibliotheken arbeiten nicht
ausschließlich Bibliothekar*innen), gleichzeitig finden sich in der
Listendiskussion vermehrt Stimmen, die Vielfalt offensichtlich
kleinhalten wollen - aus welchen Gründen auch immer.

Nik diffamiert hier in keiner Weise, da lediglich auf die Ausrichtung
des genannten Vereins verwiesen wird - im Gegenteil schreibt Nik sogar
konkret, das die Entscheidung jedem Menschen selbst überlassen ist, wem
man da glauben möchte. Auch ein Verweis auf solche Sachverhalte gehört
zu einer Einordnung von getätigten Aussagen, denn eine Aussage steht nun
einmal nicht im leeren Raum für sich allein.

Es handelt sich auch keineswegs um "ideologische Grabenkämpfe" von
Seiten der Petitionsschreibenden. Im Gegenteil soll die von Ihnen
betonte Offenheit auch im Namen Einzug in die größte Tagung des
Bibliothekswesen in Deutschland finden. Es wird stets betont, das
Bibliotheken bunt sind, Vielfalt können und Schritt halten mit der
Gesellschaft. Warum das eine kontroverse Haltung ist, entzieht sich
meinem Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen,
Daniel Brenn





Haike Meinhardt via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx> 01.07.21 19.57 Uhr

Liebe Liste,
ist das die Diskussionskultur, die wir wollen? Vielleicht sind die
Argumente, die Herr Holzbach anführt, genauso bedenkenswert wie die von
Nik Baumann? Mit einem simplen Verweis auf rechte Hintergründe enthebt
man sich der sachlichen Auseinandersetzung und ersetzt diese durch
Diffamierung? Ich meine doch zu wissen, dass Bibliothekare und
Bibliothekarinnen für gedanklichen und argumentativen Pluralismus
sind... Diese ideologischen Grabenkämpfe sind ja nicht mehr zum
Aushalten.
beste Grüße

Haike Meinhardt
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E-Mail: haike.meinhardt@xxxxxxxxxxx
www.th-koeln.de

Am 01.07.2021 um 19:15 schrieb Laura B via InetBib:

Liebe Leser*innen dieser Liste,


nachdem ich jetzt seit Tagen hier mitlese, muss ich mich jetzt doch
mal mit einmischen.

Als jemand der die Petition mit gestartet hat, möchte ich vorneweg
sagen das es uns nicht nur darum geht alle Geschlechter (ja, es gibt
mehr als zwei, sollten sie das immer noch nicht wissen, empfehle ich
eine Suchmaschine ihrer Wahl) mit einzubeziehen, sondern auch darum das
in Bibliotheken, bzw. bibliothekarischen Einrichtungen nicht mehr nur
Bibliothekare und auch Bibliothekar*innen arbeiten sondern auch FAMIs,
Medienpädagog*innen, ITler*innen, etc. etc. etc. Wer also der Meinung
ist, das der "Bibliothekartag" deswegen langsam im Jahr 2021 einen neuen
Namen verdient hat, der möchte bitte gerne die Petition unterschreiben,
zu finden unter diesem Link:
https://www.openpetition.de/petition/online/zeitgemaesser-name-fuer-den-bibliothekartag

Des weiteren möchte ich jetzt ein paar Worte als nicht-binärer Mensch
sagen, die an sich nichts mit der Petition an sich zu tun haben, aber
sich auf die momentane Diskussion hier beziehen:  Es hat mich absolut
nicht gewundert, als hier die Diskussion um Gendern losging, das scheint
ja inzwischen ein Lieblingsthema von allen Deutschen geworden zu sein.
Leider muss man schon fast sagen, hat es mich ebenso nicht gewundert,
wie viel Ignoranz und Ablehnung hier in die Öffentlichkeit getragen
wurden.

Das * im deutschen existiert nicht nur um die binären Geschlechter
männlich-weiblich gleichgerecht mit einzubeziehen (was schon wichtig
genug ist), sondern auch um alle Menschen die sich diesem binären System
nicht zugehörig fühlen auch mit einzubeziehen. Ich spreche hier nicfür die ganze 
nicht-binäre Community und schon gar nicht für die ganze
LGBTQIA+ Community, aber persönlich kann ich Ihnen sagen, es tut mir in
Teilen immer noch verdammt weh, wenn die Inklusion von mir, meiner nicht
binären Geschlechtsidentität als "Sprechknoten ", als "furchtbar", als
"ideologische Vereinnahmung der Sprache", als "verhunzung der deutschen
Sprache" etc. bezeichnet wird. Es ist mir, wenn ich jetzt mal so direkt
sein darf, verdammt egal ob Ihnen Worte wie Bibliothekar*innen,
Medienpädagog*innen etc. schwierig zum aussprechen vorkommen, oder
sie irgendwie unschön finden, es ist 2021, lernen Sie damit umzugehen,
wir haben haufenweise neue Wörter in unserer deutschen Sprache es kann
doch nicht so verdammt schwer sein eine kurze Pause in Worte einzubauen.
Ich lebe seit meiner Geburt in einem System das es mir immer wieder klar
macht, dass ich als nicht-binäre Person irgendwie nicht erwünscht bin
und irgendwie nicht dazu gehören, das kann ich Ihnen sagen ist
wesentlich unschöner als irgendwo in Wörtern ein * unterbringen zu
müssen. Lernen Sie damit klar zu kommen, dass die Welt sich verändert
und es mehr als nur schwarz-weiß denken auch beim gendern gibt und
unsere sehr gegenderte deutsche Sprache sich nun mal etwas daran
anpassen muss.

Es wurden bereits Studien und Bücher zu diesem Thema verlinkt die das
ganze wissenschaftlich angehen, von daher tue ich das jetzt hier nicht
mehr. Gegenargumentationen von einem Verein der schon häufiger wegen
rechtspopulistischen Aussagen aufgefallen ist
(https://www.volksverpetzer.de/hintergrund/verein-deutsche-sprache/),
fallen bei mir im übrigen direkt als ungültig weg, aber das überlasse
ich natürlich jedem selbst, wem er da glauben schenken möchte.

Gezeichnet,

Nik Baumann

(they/them, sie/ihr)




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Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
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