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Re: [InetBib] Open Access



Sehr geehrter Herr Frank,

Ihre Definition von Open Access als Geschäftsmodell ist mir etwas zu knapp: 

Open Access bedeutet nicht automatisch "die Initialkosten und die 
Dauerdatenhaltungskosten von den AutorInnen zu nehmen". Etwa 70 % der im 
Directory of Open Access Journals (DOAJ) gelisteten Zeitschriften erheben keine 
Publikationsgebühren [1, 2]. Es gibt eine Vielzahl von 
Open-Access-Zeitschriften die in akademischer Trägerschaft betrieben werden. 
Fallen Publikationsgebühren an werden diese durch wissenschaftliche 
Einrichtungen oder Förderorganisationen übernommen. So stellt z. B. die 
Europäische Kommission, in ihrer Rolle als Förderorganisation, im Rahmen von 
Horizon 2020 Mittel für Open-Access-Publikationsgebühren bereit [3]. 
Darüber hinaus lassen Sie Open-Access-Grün unerwähnt.

Viele Grüße

Heinz Pampel 

[1]  Morrison, H., Salhab, J., Calvé-Genest, A., & Horava, T. (2015). Open 
Access Article Processing Charges: DOAJ Survey May 2014. Publications, 3(1), 
1–16. http://doi.org/10.3390/publications3010001
[2] Suber, P. (2015). How many peer-reviewed OA journals charge publication 
fees? Google+, 11.05.2015. 
https://plus.google.com/+PeterSuber/posts/Cqv4oq3LuFr (Zugriff: 18.09.2015)
[3] European Commisson. (2013). Guidelines on Open Access to Scientific 
Publications and Research Data in Horizon 2020.  
http://ec.europa.eu/research/participants/data/ref/h2020/grants_manual/hi/oa_pilot/h2020-hi-oa-pilot-guide_en.pdf
 (Zugriff: 18.09.2015)

Am 17.09.2015 um 17:52 schrieb michael.frank@xxxxxxxxxxxxxxx:

Sehr geehrter Kollege,
Sehr geehrte Kollegin,

da Open Access bedeutet, die Initialkosten und die
Dauerdatenhaltungskosten von den AutorInnen zu nehmen, ist es ein
Geschaeftsmodell. Es ist nicht verboten, als UnternehmerIn taetig zu
werden und fuer sein Geschaeft zu werben. (Das ist wie in Rom: Bei
schoenem Wetter "Selfie,selfie!", bei Regen "Umbrella? Umbrella?".)

Nach der Wende 1990 wurde mir einmal erzaehlt, die Auflage eines
verlagsgebundenen neuen Journals haette eine Rentabilitaetsschranke von
150 verkauften Exemplaren je Auflage - damals fast ausschliesslich an
Bibliotheken. (Das kam aus dem Umfeld der UEbernahme der Zeitschrift fuer
Analysis und ihre Anwendungen, Uni Leipzig, durch einen Unternehmer, der
mehrere Zeitschriften uebernahm und laengere Zeit fuehrte. Aber nicht von
ihm.)

Ihre Beobachtung zur immer knapperen Zeit zum Lesen gehe ich mit. Das ist
aber nicht neu als Erscheinung. 1990 wurde in der Mathematik nur noch
jeder 7. Fachartikel in Journalen jemals woanders wieder zitiert - und
Mathematik ist ein Gebaeude von Ideen, weniger eine Diskussion mit
verschiedenen Meinungen. (Die Zahl ist mir aus Gespraechen in Erinnerung
und hatte mich damals als junger Wissenschaftler stark beeindruckt. Wer
publiziert schon 6 Artikel von 7 gern fuer die runde Ablage. Eine exakte
Quelle kenne ich nicht. - Bei mir persoenlich ging es deutlich guenstiger
aus.)

Drittmitteleinwerbung wird m.E. erst dann interessant, wenn man promoviert
ist. Und auch dann bekommt man diese nicht ohne Nachweis der wiss.
Publikation(en). (Der Fall Schneider als Bauunternehmer in Leipzig und
anderswo war an die Zeit gebunden. Geworbene Drittmittel generieren nicht
automatisch noch mehr Drittmittel. Es ist ein harter Kampf um jedes
Projekt.)

Soweit meine paar abendlichen Gedanken am Rande des OEsterr.
Bibliothekartags. Wir wollten ja diskutieren ... ;-)

Mit freundlichen Gruessen
Michael Frank. (kein Troll)
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Am Do, 17.09.2015, 17:19 schrieb h0228kdm:
Darf ich fragen, ob hier in INETBIB noch mehr Teilnehmer den Eindruck
haben, dass die Open Access Entwicklung immer mehr dahingehend missbraucht
wird, dass Internetteilnehmer aufgefordert werden, Beiträge zu irgend
welchen Zeitschriften mit xxx Impact Factor, Peer Reviewed und indexed in
yyy zu liefern. Ich bekomme solche Angebote inzwischen fast täglich, und
werde das Gefühl nicht los, dass diese Entwicklung für einige Verlage ein
lukratives Geschäft geworden ist.

Ich weiß allerdings noch nicht, ob dies ein systematischer Versuch von
professionellen Trollen ist, die Open Access Entwicklung zu torpedieren,
oder ob immer mehr Trittbrettfahrer ein für sie neues Geschäftsmodell
entdeckt haben.

Da die Publikationen in solchen Zeitschriften ja Peer Reviewed sind,
konnte ich bislang noch nicht feststellen, dass die Publikationen dieser
Zeitschriften so viel anders sind, als das, was mich auch in vielen
anderen Zeitschriften nicht wirklich interessiert ;-)

Übrigens habe ich auch den Eindruck, dass nicht nur in INETBIB die
Diskussionsfreude abgenommen hat, auch gängige Zeitschriften werden
immer weniger wirklich gelesen und kritisch hinterfragt. 1. Weil es immer
mehr Angebote gibt, für die niemand mehr die Zeit hat, sie wirklich zu
lesen. 2. Weil immer mehr Zeitschriften missbraucht werden um Werbung zu
transportieren. 3. Scheint es so zu sein, dass die Zahl an Publikationen
für das berufliche Fortkommen langsam an Bedeutung verliert, während die
Einwerbung von Drittmitteln an Bedeutung gewinnt.
4. Könnten einige Bibliotheken nicht die wichtigsten Zeitschriften
abbestellen, wenn deren Bedeutung nicht langsam abnimmt.

Außer dem Heer an Berufstrollen (Troll-Armee, u.a.) und Lobbyistn wird
immer seltener fachlich ernst diskutiert. So frage ich mich zunehmend, was
Bibliothekare heute lernen müssen, wenn der Trend zu den Makerspaces
in Bibliotheken zunimmt.

MfG


Walther Umstätter



Am 2015-09-17 15:15, schrieb markus schnalke:

Hallo.


[2015-09-17 15:02] Michael Schaarwächter
<Michael.Schaarwaechter@xxxxxxxxxxxxxxxxx>


danke für die erneute Anregung, über die Zukunft der Liste
nachzudenken. Die Stellenanzeigen in InetBib sind sicher nicht das
einzige, was diese Liste trägt, aber sie sind schon zu einem
wesentlichen Anteil geworden.

Hier eine kleine Auswertung meines Archives seit:


$ scan f -form '=%{date}'
Wed, 7 Nov 2012 17:25:00 +0100


Insgesamt:


$ folder
l/inetbib+ has 7563 messages  (1-7565); cur=7565

Und hier die Anzahl der Stellenanzeigen/Stellenausschreibungen/
Stellenangebot und Ausbildungen (ohne die Antworten darauf):


$ scan | egrep -i 'stellena|ausbildung' |
egrep -vi 're:|aw:' | wc -l 2152



Das sind rund 28 Prozent.



(In den letzten 365 Tagen waren es 823 von 2551 und damit rund 32%.)



markus schnalke

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