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Re: [InetBib] Zukunftsweisend? - Konsortialvertrag mit Springer



Liebe Liste,

Ein kleiner Nachtrag zu Thema "Open Access wollen, aber immer mehr für Closed 
Access zahlen":
http://www.timeshighereducation.co.uk/news/spending-on-subscriptions-to-journals-rises-by-up-to-50/2016635.article

Ich bin überzeugt in den DACH Ländern dürfte es nicht anders sein. Aber ich 
schätze es gibt keine öffentlichen Daten zu den Subskriptionen, mit denen man 
diese Überzeugung stützen oder widerlegen könnte?

Und noch kurz zum Rechtlichen: So löblich ich alle Vorstösse für ein 
wissenschaftsfreundliches Urheberrecht finde, bräuchten wir auch darauf nicht 
zu warten, um OA zu erreichen. Wie Mikael Laakso festgestellt hat, könnten 
AutorInnen bereits heute ca. 80% der Literatur mit einem Jahr Embargo frei 
zugänglich machen: http://tinyurl.com/k6qjuhu

freundliche Grüsse

Christian Gutknecht


----Ursprüngliche Nachricht----
Von : Annette.Kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx
Datum : 30/10/2014 - 11:49 (CET)
An : inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff : Re: [InetBib] Zukunftsweisend? - Konsortialvertrag mit Springer

Liebe Liste, 
diese beiden Beiträge hier, von Herrn Prof. Umstätter und Herrn Frank fassen 
sehr schön zusammen, wie sich die Problematik darstellt. Als Ergänzung dazu 
möchte ich auf die Diskussion im Landtag NRW bzgl. "Anhörung zu dem Antrag der 
Fraktion der PIRATEN “Open Access im Hochschulgesetz verankern - 
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stärken” (Antr Drs 16/5476)" 
hinweisen, die Herr Prof. Dr. Steinhauer auf seinem Blog gepostet hat samt 
seiner Stellungnahme dazu. Damit hätten wir auch den dritten für mich 
wesentlich Baustein der Debatte, die rechtliche Sicht, die politischen 
Möglichkeiten und die Vermeidung neuer Zwänge.
Wenn man als kleinere wissenschaftliche Bibliothek  aufgrund der strategischen 
Ausrichtung einer Hochschule auch Forschungsinformation anbieten muss, können 
wir das Licht nicht ausmachen, bevor wir keine neue Energiequelle haben!
Ohne den Cross-Access im Bereich der wissenschaftlichen Zeitschriften können 
wir nach jetziger Lage die Wissenschaft nicht mehr bezahlbar und sinnvoll 
versorgen. Ohne konsortiale Erwerbung und die Arbeit derer, die den ganzen 
Vertragskram hier für uns aushandeln, wären kleine Einrichtungen schon längst 
"weg vom Fenster". 

In der Tat ist dies nicht das Ende vom Lied, den auch die Mittelbindungspolitik 
der Verlage, die hierdurch festgemacht wird, der Normierungssport über die 
Zitierindices und die dadurch ausgelöste Preisschraube können irgendwann mal 
nicht mehr funktionieren. Ich würde mich sogar nicht wundern, wenn sogar 
öffentliche Förderung weitere Preiserhöhungen ermöglicht. Diese Problematik 
haben sie auch in anderen Wirtschaftsbereichen. 

Leider hilft dem aber nicht ab, dass man sich eine perfekte Welt wünscht und 
ständig die Bibliothekare, die in diesen Rahmen ihren Job machen müssen für 
Gegner von Freiheit und Demokratie erklärt. 
Leider müssen wir an verschiedenen Stelle durch kleine Schritte das System 
verändern. 

Das kann einem leid tun (SCHADE!), denn damit kann man sich nicht so wichtig 
machen  wie mit einem großen Wurf. (TOLL!) 
Es gibt an vielen Hochschulen einige funktionierende OA-Initiativen und 
Publikationsberatung. Auch das muss man in einer Hochschule erst mal erreichen! 
Viele Wissenschaftler interessiert das erst mal gar nicht oder das 
Publikationsaufkommen lässt das gar nicht zu. 
In diesem Sinne.
A. Kustos


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Michael 
Frank
Gesendet: Donnerstag, 30. Oktober 2014 11:10
An: 'Internet in Bibliotheken'
Betreff: Re: [InetBib] Zukunftsweisend? - Konsortialvertrag mit Springer

Sehr geehrter Herr Umstatter,

ich denke als (hin und wieder) publizierender Hochschultaetiger auch ueber Open 
Access nach. Das Problem ist fuer mich der Preis, den Journale den Autoren 
abverlangen, um die Produktion und die Datenhaltung zu finanzieren. In unserer 
Hochschule muesste ich den privat zahlen, um zu publizieren. Und die 
Verbreitung und Zukunftssicherheit (im Sinne zukuenftiger Verfuegbarkeit) der 
OA Journale ist fuer mich nicht transparent genug. In der Mathematik kommt 
dazu, dass die beiden fuehrenden Referatejournale der Welt OA Journale auch mit 
Vorsicht behandeln. Dann schon lieber gleich unter www.arxiv.org publizieren! 
Das Archiv besteht unter wechselnder Traegerschaft schon 25 Jahre, stabil. Und 
die Community hat die Moeglichkeit, News von dort zu abonnieren, in regem 
Gebrauch. Das arxiv haelt inzwischen 1 Mio Publikationen - ein riesiges OA 
Journal.

Subventionieren eigentlich Bibliotheken oder Fachinformationsdienste OA 
Journale? Investieren sie in die langfristige Datenhaltung dieser 
Publikationen? Mutieren sie ein Stueck weit zu Verlagen?

Insofern ist die Diskussion um eine Verringerung der Budgetbelastungen, mit den 
damit einhergehenden Zwaengen, fuer Bibliotheken gleichzeitig eine Diskussion 
darueber, wofuer Bildungs- und Wissenschaftsgelder in der Gesellschaft 
zusaetzlich bereitgestellt werden sollen. Da letztere Budgets auch von 
Kuerzungen betroffen sind, ergeben sich noch ganz andere Zwaenge im 
Bildungswesen, die letztendlich in einer Verringerung der Nachfrage (personell 
gesehen) bei den Bibliotheken und Fachinformationsdiensten wieder ankommen 
werden. 

Man wird also nicht umhinkommen, ueber die Geschaeftsmodelle der Verlage zu 
diskutieren, denn dort kommt das Geld auf jeden Fall an! Es ist nur eine Frage 
der Quellen. Und die Traeger von OA Journalen bereichern die Verlagslandschaft 
zusaetzlich. Vielleicht installieren die eines Tages zu bezahlende 
Premium-Dienste a la Facebook und Konsorten?

Soweit eine von mir beobachtete Facette der Problematik.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Frank.
HTWK Leipzig
-----------------------------------------

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Walther 
Umstaetter
Gesendet: Donnerstag, 30. Oktober 2014 09:52
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Zukunftsweisend? - Konsortialvertrag mit Springer


Nachdem www.dasbibliothekswissen.de/ zu einer quasi neuen 
Bibliothekszeitschrift geworden ist, (der selbe Verlag bringt nun auch „Kompass 
für Sozial­management“ heraus - trotz des anhaltenden Zeitschriftensterbens ;-) 
und auch dort, wie schon in INETBIB mehrfach angesprochen, wird angemahnt, 
„Hochschulen könnten mehr für Open Access tun“. Mir scheint es darum wichtig 
darauf hinzuweisen, dass das eigentliche Problem noch immer die Dominanz der 
viel zitierten closed access Zeitschriften ist. Nachdem es insbesondere dem 
Sciene Citation Index gelungen ist eine Reihe wichtiger Zeitschriften noch 
wichtiger werden zu lassen, wurde es den Hochschulbibliotheken immer schwerer 
gemacht solche Zeitschriften abzubestellen, was manche Verlage schamlos 
ausnützen.

Übrigens ist der Impact Factor dabei relativ unwichtig, weil der die Zitationen 
durch die Zahl der enthaltenen Aufsätze teilt. Entscheidend ist die Zahl, wie 
oft eine Zeitschrift zitiert wird, weil das mit der Nachfrage korreliert, und 
auch korrelieren muss, weil man zitierte Aufsätze auch gelesen haben sollte. 
Die Krux liegt auch darin, dass es den Closed Access Zeitschriften gelungen 
ist, glaubhaft zu machen, dass sie eine höhere Qualität anbieten (s. Impact 
Factor), was schon oft genug als Unsinn entlarvt wurde.

Es sind also drei Änderungen anzuregen.
1. Es sollte mehr in Open Access Zeitschriften publiziert, bzw. neue 
Erkenntnisse direkt ins Netz gestellt werden.
2. Die völlig überzogenen Preise von Closed Access Zeitschriften müssen 
boykottiert werden. Insbesondere von den Konsortien.
3. Die Inhalte aus diesen Zeitschriften müssen reviewed werden, wie das schon 
früher geschah, als im Bibliotheksbereich insgesamt noch nicht so viel Geld 
ausgegeben werden konnte, wie heute. Darum entstanden ja damals die 
Bibliographien, die Dokumentation und die Fernleihe. Es ist schlichter Unsinn, 
dass die Bibliotheken in den letzten Jahrzehnten immer weniger Geld an die 
großen Verlage zahlten.

MfG
Walther Umstätter

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