[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Re: [InetBib] Zukunftsweisend? - Konsortialvertrag mit Springer
- Date: Thu, 30 Oct 2014 11:08:59 +0100
- From: "Michael Frank" <michael.frank@xxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Zukunftsweisend? - Konsortialvertrag mit Springer
Sehr geehrter Herr Umstatter,
ich denke als (hin und wieder) publizierender Hochschultaetiger auch ueber Open
Access nach. Das Problem ist fuer mich der Preis, den Journale den Autoren
abverlangen, um die Produktion und die Datenhaltung zu finanzieren. In unserer
Hochschule muesste ich den privat zahlen, um zu publizieren. Und die
Verbreitung und Zukunftssicherheit (im Sinne zukuenftiger Verfuegbarkeit) der
OA Journale ist fuer mich nicht transparent genug. In der Mathematik kommt
dazu, dass die beiden fuehrenden Referatejournale der Welt OA Journale auch mit
Vorsicht behandeln. Dann schon lieber gleich unter www.arxiv.org publizieren!
Das Archiv besteht unter wechselnder Traegerschaft schon 25 Jahre, stabil. Und
die Community hat die Moeglichkeit, News von dort zu abonnieren, in regem
Gebrauch. Das arxiv haelt inzwischen 1 Mio Publikationen - ein riesiges OA
Journal.
Subventionieren eigentlich Bibliotheken oder Fachinformationsdienste OA
Journale? Investieren sie in die langfristige Datenhaltung dieser
Publikationen? Mutieren sie ein Stueck weit zu Verlagen?
Insofern ist die Diskussion um eine Verringerung der Budgetbelastungen, mit den
damit einhergehenden Zwaengen, fuer Bibliotheken gleichzeitig eine Diskussion
darueber, wofuer Bildungs- und Wissenschaftsgelder in der Gesellschaft
zusaetzlich bereitgestellt werden sollen. Da letztere Budgets auch von
Kuerzungen betroffen sind, ergeben sich noch ganz andere Zwaenge im
Bildungswesen, die letztendlich in einer Verringerung der Nachfrage (personell
gesehen) bei den Bibliotheken und Fachinformationsdiensten wieder ankommen
werden.
Man wird also nicht umhinkommen, ueber die Geschaeftsmodelle der Verlage zu
diskutieren, denn dort kommt das Geld auf jeden Fall an! Es ist nur eine Frage
der Quellen. Und die Traeger von OA Journalen bereichern die Verlagslandschaft
zusaetzlich. Vielleicht installieren die eines Tages zu bezahlende
Premium-Dienste a la Facebook und Konsorten?
Soweit eine von mir beobachtete Facette der Problematik.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Frank.
HTWK Leipzig
-----------------------------------------
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Walther
Umstaetter
Gesendet: Donnerstag, 30. Oktober 2014 09:52
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Zukunftsweisend? - Konsortialvertrag mit Springer
Nachdem www.dasbibliothekswissen.de/ zu einer quasi neuen
Bibliothekszeitschrift geworden ist, (der selbe Verlag bringt nun auch „Kompass
für Sozialmanagement“ heraus - trotz des anhaltenden Zeitschriftensterbens ;-)
und auch dort, wie schon in INETBIB mehrfach angesprochen, wird angemahnt,
„Hochschulen könnten mehr für Open Access tun“. Mir scheint es darum wichtig
darauf hinzuweisen, dass das eigentliche Problem noch immer die Dominanz der
viel zitierten closed access Zeitschriften ist. Nachdem es insbesondere dem
Sciene Citation Index gelungen ist eine Reihe wichtiger Zeitschriften noch
wichtiger werden zu lassen, wurde es den Hochschulbibliotheken immer schwerer
gemacht solche Zeitschriften abzubestellen, was manche Verlage schamlos
ausnützen.
Übrigens ist der Impact Factor dabei relativ unwichtig, weil der die Zitationen
durch die Zahl der enthaltenen Aufsätze teilt. Entscheidend ist die Zahl, wie
oft eine Zeitschrift zitiert wird, weil das mit der Nachfrage korreliert, und
auch korrelieren muss, weil man zitierte Aufsätze auch gelesen haben sollte.
Die Krux liegt auch darin, dass es den Closed Access Zeitschriften gelungen
ist, glaubhaft zu machen, dass sie eine höhere Qualität anbieten (s. Impact
Factor), was schon oft genug als Unsinn entlarvt wurde.
Es sind also drei Änderungen anzuregen.
1. Es sollte mehr in Open Access Zeitschriften publiziert, bzw. neue
Erkenntnisse direkt ins Netz gestellt werden.
2. Die völlig überzogenen Preise von Closed Access Zeitschriften müssen
boykottiert werden. Insbesondere von den Konsortien.
3. Die Inhalte aus diesen Zeitschriften müssen reviewed werden, wie das schon
früher geschah, als im Bibliotheksbereich insgesamt noch nicht so viel Geld
ausgegeben werden konnte, wie heute. Darum entstanden ja damals die
Bibliographien, die Dokumentation und die Fernleihe. Es ist schlichter Unsinn,
dass die Bibliotheken in den letzten Jahrzehnten immer weniger Geld an die
großen Verlage zahlten.
MfG
Walther Umstätter
--
http://www.inetbib.de
--
http://www.inetbib.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.