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Re: [InetBib] Schlechte Bücher? Publikationsmöglichkeiten im 21. Jahrhundert als Herausforderung für Bibliotheken
- Date: Wed, 11 Sep 2013 14:08:43 +0200
- From: Eric Steinhauer <eric.steinhauer@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Schlechte Bücher? Publikationsmöglichkeiten im 21. Jahrhundert als Herausforderung für Bibliotheken
Liebe Liste,
auf die Gefahr hin, den Gang der laufenden Diskussion nicht vollständig
zu erfassen: Ich halte für die geistes- und kulturwissenschaftliche
Lektüre (Lektüre, NICHT Literatur) die Rede von einer Halbwertzeit, die
ja eine stetige Abnahme der Relevanz suggeriert, für unvollständig.
Richtig ist, dass auch in den Geisteswissenschaften wissenschaftliche
Literatur in dem Sinne veraltet, als ihre Lektüre für die aktuelle
wissenschaftliche Diskussion nicht mehr "hilfreich" ist, weil sie keine
anschlussfähige Fragestellung mehr aufweist. Hier kann man tatsächlich
von einer Halbwertszeit reden. Ich glaube auch nicht, dass in diesem
Sinne veraltete Literatur jemals wieder als wissenschaftliche Literatur
aktuell werden wird und Zeitgenossenschaft zu ihren Lesen beanspruchen
kann. Im Vergleich zu den Naturwissenschaften sehe ich hier zwar eine
längere Halbwertszeit, das ändert aber nichts an der Grundrichtung.
ABER: Nach einer gewissen "Dornröschenzeit" von vielleicht 30 oder mehr
Jahren feiert diese Literatur jedenfalls für den
kulturwissenschaftlichen Leser eine grandiose Auferstehung, nämlich als
QUELLE für seine aktuelle wissenschaftliche Arbeit. Bibliotheken, die
sehr kurzsichtig bloß auf "Informationsversorgung" ihrer gegenwärtigen
Leser schielen, werden es bitter bereuen, wenn sie vermeintlich
veraltete Literatur einfach entsorgen, bloß weil die ein paar Jahrzehnte
niemand mehr ausgliehen hat.
Wer ein Beispiel sucht, der wird etwa beim Telegraphenrecht fündig:
http://dx.doi.org/10.1515/bd.2008.42.6.660
Eine andere, pragmatische Frage ist aber, ob diese Quellen in voller
Breite in jeder Bibliothek vorhanden sein müssen oder ob man hier
Sammlungen und spezielle Speichen bilden und sich im Übrigen auf
Exemplarisches konzentrieren sollte. Ein wenig beachtete Funktion haben
hier auch der Antiquariatsbuchhandel und private Sammlungen, die
gewissermaßen als kulturelle Gedächtnisreserve fungieren. (Also, wer
meine Postrechtsammlung mal bekommen wird ... :))
Viele Grüße
ste
--
Dr. Eric W. Steinhauer
Dezernent für Medienbearbeitung
Fachreferent für Allgemeines, Rechts-, Staats- und Politikwissenschaft
Fernuniversität in Hagen - Universitätsbibliothek
Universitätsstr. 21 - 58097 Hagen
Tel: 02331 / 987 - 2890
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