Lieber Herr Weiler, liebe Liste,
Je länger man im Netz der Netze ist desto anfälliger
wird es zur Gewohnheit wenn nicht sogar zur Sucht.
Ein ähnliches Phänomen beobachtet man inzwischen vermehrt auch schon bei
Kleinkindern. Je länger sie sich in der Nähe von Erwachsenen aufhalten, desto
mehr neigen sie dazu, aus ihrem natürlichen Brabbeln und Lallen bedenkliche
Lautstrukturen zu bilden. Daraus scheint in zunehmendem Alter erst eine
Gewohnheit zu werden und schließlich bei manchem eine handfeste Sucht: sie
erzählen zunehmend Unsinn. Eine Disziplin der Linguistik widmet sich diesem
Phänomen und versucht, Ursachen und Wirkungen zu klären. Einen guten ersten
Überblick bietet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Spracherwerb
Die sog. Kaspar-Hauser-Therapie zeigt hier einen Ausweg aus der Misere. Eine
Einführung zum Thema findet sich unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfskind
Was können Bibliotheken dagegen tun? Vielleicht mit Aktionen aufwarten,
wie dem Shut-Down-Day? Die Stadtbibliothek Nordenham hat sich daran
beteiligt, ein Alternativkonzept zu entwickeln, welches mit Kirchen und
anderen Institutionen zum Lesen verleitet statt zum surfen im Internet.
Man liest ja auch kaum im "Netz der Netze", sondern treibt da gefährlich vor
sich hin wie die Surfer auf ihren Wellen. Willenlos den Naturgewalten
übereignet.
Damit sowas nicht zur Eintagsfliege wird, braucht es einen geregelten
Ablauf für größere Zeiträume, in denen der Spieler seinem Spiel
entwöhnt wird. Eltern und Kinder von Betroffenen brauchen da Rat und
Hilfe.
Mal ernsthaft: Wenn Rat und Hilfe darin bestehen, Kinder und Jugendliche mit
plakativen Gegensätzen (hier das gefährliche Netz, dort die segensreiche
Lektüre von Büchern) dazu zu bewegen, sich aus ihrer vermeintlichen
Einsamkeit vor dem Bildschirm zu befreien, dann wird das so wirkungslos
bleiben wie jeder Angang, der sich nicht den medialen Realitäten stellt,
geschweige diese zu verstehen versucht. Es gibt inzwischen genügend
ernsthafte Studien zum Thema. Vielleicht sollte man diese konsultieren, bevor
man hilflos ins Thema stolpert? Ein akzeptabler Einstieg ins Thema könnte
auch hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Computerspielsucht
sein. Allerdings sollte man dann gleich die Gelegenheit nutzen, den
berechtigten Hinweisen zur weiteren Bearbeitung des Artikels aufgrund eigener
Erkenntnisse nachzugehen. Wäre ein weiterer Schritt zum Aufbau eigener
Medienkompetenz.
Für konstruktive Beiträge bin ich dankbar.
Verstehen Sie diesen Beitrag bitte - bei aller Ironie - als einen solchen.
Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus