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Re: [InetBib] Umgang mit Cybersucht auch ein Thema für Bibliotheken?



Sehr geehrte Damen und Herren,

da in der ursprünglichen Mail die Zukunftswerkstatt angesprochen wurde,
möchte ich mir ein kurzes Statement erlauben. Das Thema Computergames
ist besonders vielfältig. Zu dieser Vielfalt gehört, dass es Menschen
gibt, die spielsüchtig geworden sind. Gleichzeitig bietet sich durch die
Welt der Computergames die Möglichkeit, kulturelle und wissenschaftliche
Inhalte auf völlig neue Art und Weise zu vermitteln. Games sind also
Chance und Herausforderung zugleich. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll
ist, die Bibliotheken als Alternative zum Buch in Stellung zu bringen,
denn es gibt diesen Gegensatz - hier das Buch und dort das Computergame
- nicht. Im Gegenteil, es vereint sie mehr als sie trennt. Computergames
sind wie jedes andere Medium nicht per se schlecht oder gut.

Allerdings wird es nicht ausreichen, Computergames ins Repertoire
auzunehmen. Eines des zentralen Themen ist das, was wir "Informations-
und Medienkompetenz" nennen. Menschen müssen lernen können, wie sie mit
neuen und alten Medien umgehen. Diese Kompetenz bezieht sich also nicht
alleine auf Games und das Web2.0 sondern auch auf Bücher und
Zeitschriften. Zudem sollten wir nicht vergessen, dass spielerisches
Lernen und die gerade entstehenden Möglichkeiten im Bereich der
Visualisierung komplexer Inhalte, dass all das die Art wie wir
kommunizieren, lernen und arbeiten, verändern wird.

Deshalb möchte ich Ihnen allen vorschlagen: probieren Sie es aus!
Spielen ein paar Computergames und entdecken Sie ein beeindruckende
Welt. Natürlich dürfen wir nicht die Augen vor den potentiellen Gefahren
verschließen, aber ich glaube fest daran, dass die Vorteile die Gefahren
bei weitem überwiegen. Das Team von der Zukunftswerkstatt möchte diese
Diskussion führen. Wir möchten Sie aber auch aktivieren und mit Ihnen
gemeinsam überlegen, wie Computergames und das Web2.0 in Ihrer
Bibliothek genutzt werden können.

Abschließend möchte ich noch auf die in Leipzig ansäßige
Computerspielschule hinweisen. Bei diesem lernen Eltern Computerspiele
kennen - und die Lehrer sind ihre eigenen Kinder. Mehr Informationen zur
Computerspielschule finden Sie unter: http://www.computerspielschule.org/

Beste Grüße

Christoph Deeg
Zukunftswerkstatt




Kay Heiligenhaus schrieb:
Lieber Herr Weiler, liebe Liste,

  
Je länger man im Netz der Netze ist desto anfälliger
wird es zur Gewohnheit wenn nicht sogar zur Sucht.
    

Ein ähnliches Phänomen beobachtet man inzwischen vermehrt auch schon bei 
Kleinkindern. Je länger sie sich in der Nähe von Erwachsenen aufhalten, desto 
mehr neigen sie dazu, aus ihrem natürlichen Brabbeln und Lallen bedenkliche 
Lautstrukturen zu bilden. Daraus scheint in zunehmendem Alter erst eine 
Gewohnheit zu werden und schließlich bei manchem eine handfeste Sucht: sie 
erzählen zunehmend Unsinn. Eine Disziplin der Linguistik widmet sich diesem 
Phänomen und versucht, Ursachen und Wirkungen zu klären. Einen guten ersten 
Überblick bietet:  

  http://de.wikipedia.org/wiki/Spracherwerb

Die sog. Kaspar-Hauser-Therapie zeigt hier einen Ausweg aus der Misere. Eine 
Einführung zum Thema findet sich unter:

  http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfskind
 
  
Was können Bibliotheken dagegen tun? Vielleicht mit Aktionen aufwarten,
wie dem Shut-Down-Day? Die Stadtbibliothek Nordenham hat sich daran
beteiligt, ein Alternativkonzept zu entwickeln, welches mit Kirchen und
anderen Institutionen zum Lesen verleitet statt zum surfen im Internet.
    

Man liest ja auch kaum im "Netz der Netze", sondern treibt da gefährlich vor 
sich hin wie die Surfer auf ihren Wellen. Willenlos den Naturgewalten 
übereignet.

  
Damit sowas nicht zur Eintagsfliege wird, braucht es einen geregelten
Ablauf für größere Zeiträume, in denen der Spieler seinem Spiel
entwöhnt wird. Eltern und Kinder von Betroffenen brauchen da Rat und
Hilfe.
    

Mal ernsthaft: Wenn Rat und Hilfe darin bestehen, Kinder und Jugendliche mit 
plakativen Gegensätzen (hier das gefährliche Netz, dort die segensreiche 
Lektüre von Büchern) dazu zu bewegen, sich aus ihrer vermeintlichen 
Einsamkeit vor dem Bildschirm zu befreien, dann wird das so wirkungslos 
bleiben wie jeder Angang, der sich nicht den medialen Realitäten stellt, 
geschweige diese zu verstehen versucht. Es gibt inzwischen genügend 
ernsthafte Studien zum Thema. Vielleicht sollte man diese konsultieren, bevor 
man hilflos ins Thema stolpert? Ein akzeptabler Einstieg ins Thema könnte 
auch hier

  http://de.wikipedia.org/wiki/Computerspielsucht

sein. Allerdings sollte man dann gleich die Gelegenheit nutzen, den 
berechtigten Hinweisen zur weiteren Bearbeitung des Artikels aufgrund eigener 
Erkenntnisse nachzugehen. Wäre ein weiterer Schritt zum Aufbau eigener 
Medienkompetenz.

  
Für konstruktive Beiträge bin ich dankbar.
    

Verstehen Sie diesen Beitrag bitte - bei aller Ironie - als einen solchen.

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus

  


-- 
Christoph Deeg
Dipl. Instru. Mu.
Sedanstrasse 5
12167 Berlin
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Mitglied der Zukunftswerkstatt: www.zukunftswerkstatt.org


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