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Re: [InetBib] Sony reader



Lieber Herr Ulmer,

bei der geschilderten Begründung scheinen mir die Kalkulatoren zu vergessen, dass die E-Books ein anderes Lese- und Bewahrverhalten bei Nutzern erzeugen und erzeugen werden. Meine leinen- oder gar ledergebundenen Bücher kaufe ich für die Ewigkeit. Bei E-Books würde ich eher damit rechnen, dass sie "für zwischendurch" gekauft werden -- wozu sonst bräuchte ich ein Lesegerät, dessen größter Vorzug zur Zeit in seiner "Mobilität" liegt? Und "zwischendurch" bedeutet, dass ich es nach der Lektüre wieder wegtue und keinen Wert auf den dauerhaften Besitz lege. E-Books sind für mich essentiell *weniger* als gedruckte Bücher. Ich habe auch, bei Belletristik, kein Interesse an Zusatzfeatures wie Volltextsuche, und auch aufs Markieren von Textstellen kann ich getrost verzichten.

In die Sprache des Geldes übersetzt bedeutet das: E-Book ist Wegwerflesen. Entsprechend kommen für mich nur Wegwerfpreise in Betracht. (Wir reden hier von belletristischen Einzeltiteln für den privaten Bedarf, nicht von ausleihbaren E-Lehrbüchern in der Bibliothek.)

Besten Gruß,

J. Eberhardt



Matthias Ulmer schrieb, Am 01.04.2009 12:59:

Zur Preisgestaltung bei E-Books:
Vor einem Jahr nannten Kollegen bei der Frage nach ihrer Preissetzung meist einen Wert von 70%-80% des Ladenpreises. Heute liegt der Mittelwert dagegen bei 80%-90%. Was sich durchsetzt, das weiß dabei natürlich niemand.

Die Argumente, die für einen niedrigeren Preis herangezogen werden sind bekannt:
- kein Papier, keine Bindung
- kein Transport
- keine Lagerhaltung etc.

und natürlich nicht zu vergessen:
- man braucht einen preislichen Anreiz für das E-Book
- im Internet erwarten alle, dass das viel viel billiger sein muss...

Vor allem das letzte Argument hört man am häufigsten, vermutlich weil es das schwächste ist.

Eine objektive Preissetzung über Materialwert etc. ist so oder so kindisch. Preise ergeben sich aus Angebot und Nachfrage. Die Angebotspreise versuchen die Kosten des Angebots eines E-Books einigermaßen mit den erwartbaren Absätzen in Ausgleich zu bringen. Da man zunächst von einem sehr sehr kleinen Markt ausgehen muss, sind die Werkbezogenen Fixkosten für Formatierung, Rechtemanagement und Verträge, Datenhaltung, Vermarktung und auch die Organisationsbezogenen Kosten für den Aufbau des Angebots, die Erstellung von Schnittstellen zum Handel, zu Auslieferungen, die Anpassung der Honorarabrechnungen, die Anlage neuer Titelstammdaten usw. usw. erheblich und können nur durch geringe Verkäufe refinanziert werden.

So gesehen müssten die E-Book Preise erheblich über den Buchpreisen liegen. Das will aber niemand. Deshalb geht man an die einigermaßen plausibel begründbare Obergrenze, und das ist eben 90%. Effektiv gehen von diesen noch 19% MwSt ab, also 12%-Punkte mehr als vom gedruckten Buch, so dass der Nettopreis effektiv bei 80% des Nettopreises vom Buch liegt, wenn der Verkaufspreis auf 90% angesetzt wird.




Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.