Zur Preisgestaltung bei E-Books:
Vor einem Jahr nannten Kollegen bei der Frage nach ihrer Preissetzung
meist einen Wert von 70%-80% des Ladenpreises. Heute liegt der
Mittelwert dagegen bei 80%-90%. Was sich durchsetzt, das weiß dabei
natürlich niemand.
Die Argumente, die für einen niedrigeren Preis herangezogen werden sind
bekannt:
- kein Papier, keine Bindung
- kein Transport
- keine Lagerhaltung etc.
und natürlich nicht zu vergessen:
- man braucht einen preislichen Anreiz für das E-Book
- im Internet erwarten alle, dass das viel viel billiger sein muss...
Vor allem das letzte Argument hört man am häufigsten, vermutlich weil
es das schwächste ist.
Eine objektive Preissetzung über Materialwert etc. ist so oder so
kindisch. Preise ergeben sich aus Angebot und Nachfrage. Die
Angebotspreise versuchen die Kosten des Angebots eines E-Books
einigermaßen mit den erwartbaren Absätzen in Ausgleich zu bringen. Da
man zunächst von einem sehr sehr kleinen Markt ausgehen muss, sind die
Werkbezogenen Fixkosten für Formatierung, Rechtemanagement und Verträge,
Datenhaltung, Vermarktung und auch die Organisationsbezogenen Kosten für
den Aufbau des Angebots, die Erstellung von Schnittstellen zum Handel,
zu Auslieferungen, die Anpassung der Honorarabrechnungen, die Anlage
neuer Titelstammdaten usw. usw. erheblich und können nur durch geringe
Verkäufe refinanziert werden.
So gesehen müssten die E-Book Preise erheblich über den Buchpreisen
liegen. Das will aber niemand. Deshalb geht man an die einigermaßen
plausibel begründbare Obergrenze, und das ist eben 90%. Effektiv gehen
von diesen noch 19% MwSt ab, also 12%-Punkte mehr als vom gedruckten
Buch, so dass der Nettopreis effektiv bei 80% des Nettopreises vom Buch
liegt, wenn der Verkaufspreis auf 90% angesetzt wird.