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Re: [InetBib] Sony reader



Joachim Eberhardt schrieb:

Guten Morgen!

bei der geschilderten Begründung scheinen mir die
Kalkulatoren zu vergessen, dass die E-Books ein anderes
Lese- und Bewahrverhalten bei Nutzern erzeugen und
erzeugen werden.

Das mag sein.

Meine leinen- oder gar ledergebundenen Bücher kaufe ich
für die Ewigkeit. Bei E-Books würde ich eher damit
rechnen, dass sie "für zwischendurch" gekauft werden --
wozu sonst bräuchte ich ein Lesegerät, dessen größter
Vorzug zur Zeit in seiner "Mobilität" liegt?

Das wuerde ich so nicht ganz sehen. Es greift vielleicht
etwas kurz. Dass ich etwas mitnehmen kann verhindert nicht,
dass ich es an den Schreibtisch mitnehme. Das Medium ist
also per see nicht der relevante Teil, sondern der Inhalt.
(Aber worum ginge es bei Literatur sonst?)

Auch wuerde ich sagen bringt hier Mobilitaet mit sich, dass
ich "einfach so" alle relevanten Buecher mitnehmen kann.
Also warum soll ich das nicht tun? Der Siliziumchip der sie
speichert wird nicht leichter, wenn nichts drauf ist.

Und "zwischendurch" bedeutet, dass ich es nach der
Lektüre wieder wegtue und keinen Wert auf den dauerhaften
Besitz lege.

Das stimmt sicherlich auch fuer das was heute als
Taschenbuch im bereich Belletristik erscheint.

E-Books sind für mich essentiell *weniger* als gedruckte Bücher.

Statt *weniger* wuerde ich eher *anders* sagen.

Ich habe auch, bei Belletristik, kein Interesse an
Zusatzfeatures wie Volltextsuche, und auch aufs Markieren
von Textstellen kann ich getrost verzichten.

Nun male ich persoenlich auch nicht in einem suendteuren
Fachbuch herum, aber was die Volltextsuche in einem Roman
angeht wuerde ich ihnen glatt recht geben :)

Was das markieren angeht haette ein elektronisches Buch fuer
mich den immensen Vorteil, dass man die
"Bleistiftanstreichungen" die sonst ein gedrucktes
verschandeln wuerden einfach auch wieder ausblenden (oder
gar loeschen) kann. Insofern halte ich diese Funktion
eigentlich fuer einen Reader fuer essentiell. Und bitte mit
ohne Tastatur, heute gibt es Touchscreens. (Ok, die gibts
schon lange aber vielleicht kommt heute auch jeder mit
zurecht.)

In die Sprache des Geldes übersetzt bedeutet das: E-Book
ist Wegwerflesen.

Also in DIESER Allgemeinheit ist das sicherlich nicht
richtig.

Entsprechend kommen für mich nur Wegwerfpreise in Betracht.

Die kommen eher nur deswegen in Betracht, weil mir keiner
garantiert, dass ich, selbst wenn das Buch relevant ist, und
ich es "fuer die Ewigkeit" besitzen moechte, es in 10 Jahren
noch lesen kann. (Das ist eher der informatische Begriff von
Ewigkeit. Wahrscheinlich sind das informatisch schon
Ewigkeiten.) Kein ehrlicher Haendler wuerde mir das heute
fuer die naechsten 5 Jahre garantieren.

Und wenn dann noch so sinnfreier Kram wie DRM drueber liegt
ist's eh' ganz vorbei, und ich kann das Buch spaetestens
wenn der Reader den Geist aufgibt (bei heutigen
Qualitaetsstandards ist das deutlich weniger als 5 Jahre
weit weg) nicht mehr lesen.

Daraus folgt, und darauf spekuliert ja die Branche, ich muss
in ein paar Jahren das selbe Buch noch mal kaufen und noch
mal und noch mal... Zum selben Preis. Klingt fuer mich wie
ein Lizenz zum Gelddrucken, und sowas freut die Branche.

Immer vorausgesetzt ich spiele das jetzt mit, bevor gewisse
Einsichten in gewissen Kreisen ankommen, die gewisse andere
Kreise schon laengst hatten. Nicht dass ich da sehr
hoffnungsvoll waere. Auf kurzer Sicht.

Und dann sind wir wieder bei der vielgepriesenen
Marktwirtschaft: Keiner zwingt mich, das mitzuspielen =>
keine Nachfrage => wenn wir im Buchbereich Marktwirtschaft
haben (sollten), sinkende Preise um vielleicht doch noch
sowas wie Nachfrage zu generieren.

(Wir reden hier von belletristischen Einzeltiteln für den
privaten Bedarf, nicht von ausleihbaren E-Lehrbüchern in
der Bibliothek.)

Das ist IMHO zu allgemein. Es gibt durchaus auch
Lehrbuecher, die sich ausschliesslich zum wegwerfen eignen
;) Auch aus Papier uerbrigens.

Nein, ich stelle hier keine Liste auf. Die Zeiten wo der
Bibliothekar entschied, was ein "Gutes Buch" ist sind
gluecklicherweise und hoffentlich endgueltig und fuer immer
vorbei.

--

Kind regards,

Alexander Wagner
Subject Specialist
Central Library
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