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Re: [InetBib] Grundsätzliche Frage



Lieber Herr Knoch, Kolleginnen und Kollegen, 

ich kann die Entscheidung "Junias" nachvollziehen.

Nicht zuletzt mit dem Antidiskriminierungsgesetz gibt es freilich die 
Bemühungen, auch in der Arbeitswelt ein offenes und diverses Klima zu schaffen. 
Aber wir brauchen uns eben auch nichts vormachen - es wird ein Ideal bleiben. 
Solange Menschen Personalentscheidungen und Entscheidungen über das berufliche 
Fortkommen Anderer treffen, wird es den rein persönlichen Vorbehalt geben. In 
wievielen Fällen fallen Personalentscheidungen tatsächlich allein auf 
sachlicher Basis (Qualifikation, Fähigkeiten etc.)? Alles, was wir tun können 
und müssen, ist, uns um eine höchstmögliche Objektivität zu bemühen.

Zum Thema "Junias": Diskussionswürdige Themen wie etwa das Gendern, Identität 
und Diversität werden meiner Ansicht nach in ihrer Kontroversität erst recht 
geschärft, solange die offene Diskussion in den Institutionen vermieden wird. 
Unter Zweifelnden entsteht nämlich damit leicht der Eindruck eines verordneten 
Konsens. Mich würde tatsächlich einmal interessieren, wo, in welchen 
Institutionen, es offene Diskussionen  - nicht akademische Seminare - über 
diesen Themenkreis gab und gibt.

Beste Grüße, 
Falk Hartwig 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Stefan Knoch via InetBib [mailto:inetbib@xxxxxxxxxx] 
Gesendet: Freitag, 13. Mai 2022 10:50
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: [InetBib] Grundsätzliche Frage

Liebe Kolleginnen,
liebe Kollegen,

nachdem nun eine Woche ins Land gegangen ist und hier noch niemand eine Frage 
gestellt hat, die sich zumindest mir regelrecht aufdrängt, greife ich nun 
selbst zur Tastatur.

Am Donnerstag der vergangenen Woche hat eine Kollegin (oder ein Kollege?), die 
sich Junia des Esseintes nennt, hier zu Protokoll gegeben, daß sie berufliche 
Nachteile befürchtet, wenn sie unter Klarnamen ihre Meinung auf Inetbib 
vertritt. Mir geht es jetzt nicht um das Thema, das die Kollegin in ihrer 
E-Mail behandelt, mir geht es vielmehr um etwas ganz Grundsätzliches - und dies 
umso mehr, als mir diese Kollegin kein Einzelfall zu sein scheint: Als ich mich 
nämlich im vergangenen Jahr zum selben Thema kritisch geäußert habe, erhielt 
ich mehrere zustimmende Rückmeldungen direkt an meine E-Mail-Adresse, deren 
Verfasser sich nicht trauten, diese ihre Zustimmung über den Inetbib-Verteiler 
kund zu tun.

Da stellt sich mir (und hoffentlich auch anderen) eine ganz grundlegende Frage: 
Wie paßt es zusammen, daß eine Berufsgruppe, die einerseits besonders 
nachdrücklich für Toleranz, Vielfalt und gegenseitigen Respekt eintritt, 
andererseits ein Binnenklima kultiviert, in dem offenbar manche Leute Angst 
haben, in großer Runde und zu allen Themen frei ihre Meinung zu äußern?

Viele Grüße

Stefan Knoch


Dr. Stefan Knoch
Stellvertreter der Bibliotheksdirektorin Staatsbibliothek Bamberg Neue 
Residenz, Domplatz 8, 96049 Bamberg
Telefon: 0951 / 95503-114




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