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Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag
- Date: Tue, 29 Jun 2021 12:35:56 +0200
- From: Gabriele Höfler via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag
Liebe*r Falk Hartwig,
liebe Interessierte,
im Englischen haben sich meines Wissens die Frauen gegen Bezeichnungen
wie "doctress" erfolgreich gewehrt, weil der Begriff despektierlich
verwendet wurde und sie sich das nicht gefallen lassen wollten.
Aber nicht alle Menschen aus dem Englischsprachigen Raum verwenden
"they" für dritte Person singular. Hier gibt es ähnliche
Argumentationslinien, wie sie im Deutschen gegen jegliche Form von
sprachlichem Ausdruck einer Sichtbarmachung non-binärer Geschlechter
vorgebracht werden.
Das Unwohlsein, das einige hier bei der Pause in Wörtern wie
"Bibliothekar*innen" befällt, könnte auch produktiv hinterfragt werden,
statt es als neumodische Spinnerei zur Seite zu wischen. Dazu ist es
meines Wissens ursprünglich gedacht.
Falls Sie noch keine non-binären Menschen kennengelernt haben, könnten
Sie zum Beispiel mal das Thema aktiv verfolgen und sich etwa folgende
Fragen stellen:
Was heißt Intersex und wie wird mit solchen Menschen umgegangen? Welche
Operationen sind tatsächlich medizinisch notwendig? Wie viele Menschen
sind davon betroffen? Welche Hürden werden Menschen in den Weg gestellt,
die sich mit dem Ihnen bei Geburt zugeschriebenen Geschlecht nicht
identifizieren können? Wie sieht der Umgang mit Menschen aus, die sich
keinem Geschlecht zuschreiben lassen wollen? Wie erfahren Sie, mit
welchem Personalpronomen jemand angesprochen werden will? Oder ob die
Person überhaupt möchte, dass Personalpronomen verwendet werden?
Das sind wichtige Fragen des Respekts, die heute gestellt werden müssen,
weil sich die Personen, die davon betroffen sind, nicht mehr verstecken
wollen und das auch nicht mehr müssen sollten.
Dass wir diese Diskussion führen können liegt daran, dass viele Menschen
sich aus ihren Verstecken getraut haben, lange bevor das auch nur
ansatzweise ungefährlich war. Verfolgung, unnötige medizinische
Behandlungen, Gewalt und Mord sind generell ein Thema in der Geschichte
queerer Menschen, also nicht nur für non-binäre.
Freundliche Grüße
Gabriele Höfler
--
Mag. Gabriele Höfler
Team Bibliothekssysteme
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