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Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag
- Date: Wed, 30 Jun 2021 11:39:40 +0200
- From: Falk Hartwig via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wohl nicht ganz unwesentlich durch mich ist die eigentliche Frage um einen
zeitgemäßeren Namen für den Bibliothekartag auf das Gleis Gendern/inklusive
Sprache gelenkt worden, obwohl das nur ein Aspekt der Petition ist.
Aber die Umbenennung einer Bibliotheks-Tagung ist ja nun auch nur eine
Teilerscheinung in einem größeren Komplex. Ich finde, dass gerade das Thema
Gendern/inklusive Sprache in den Institutionen viel zu wenig zur Diskussion
gestellt wird und somit einen demokratischen Widerhall und vor allem auch einen
Bezug zu den eigentlichen Zielgruppen findet. Dafür finden die verbalen
Schlägereien dann umso mehr im Netz statt. Ich würde mir wünschen, dass auch
einmal eine kritische Reflektion stattfindet, wenn es etwa um
sprachliche/kommunikative Novellen geht; dass überhaupt einmal in den Häusern
darüber gesprochen, Für und Wider angehört wird.
Beste Grüße,
Falk Hartwig
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Gabriele Höfler via InetBib [mailto:inetbib@xxxxxxxxxx]
Gesendet: Dienstag, 29. Juni 2021 12:36
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag
Liebe*r Falk Hartwig,
liebe Interessierte,
im Englischen haben sich meines Wissens die Frauen gegen Bezeichnungen wie
"doctress" erfolgreich gewehrt, weil der Begriff despektierlich verwendet wurde
und sie sich das nicht gefallen lassen wollten.
Aber nicht alle Menschen aus dem Englischsprachigen Raum verwenden "they" für
dritte Person singular. Hier gibt es ähnliche Argumentationslinien, wie sie im
Deutschen gegen jegliche Form von sprachlichem Ausdruck einer Sichtbarmachung
non-binärer Geschlechter vorgebracht werden.
Das Unwohlsein, das einige hier bei der Pause in Wörtern wie
"Bibliothekar*innen" befällt, könnte auch produktiv hinterfragt werden, statt
es als neumodische Spinnerei zur Seite zu wischen. Dazu ist es meines Wissens
ursprünglich gedacht.
Falls Sie noch keine non-binären Menschen kennengelernt haben, könnten Sie zum
Beispiel mal das Thema aktiv verfolgen und sich etwa folgende Fragen stellen:
Was heißt Intersex und wie wird mit solchen Menschen umgegangen? Welche
Operationen sind tatsächlich medizinisch notwendig? Wie viele Menschen sind
davon betroffen? Welche Hürden werden Menschen in den Weg gestellt, die sich
mit dem Ihnen bei Geburt zugeschriebenen Geschlecht nicht identifizieren
können? Wie sieht der Umgang mit Menschen aus, die sich keinem Geschlecht
zuschreiben lassen wollen? Wie erfahren Sie, mit welchem Personalpronomen
jemand angesprochen werden will? Oder ob die Person überhaupt möchte, dass
Personalpronomen verwendet werden?
Das sind wichtige Fragen des Respekts, die heute gestellt werden müssen, weil
sich die Personen, die davon betroffen sind, nicht mehr verstecken wollen und
das auch nicht mehr müssen sollten.
Dass wir diese Diskussion führen können liegt daran, dass viele Menschen sich
aus ihren Verstecken getraut haben, lange bevor das auch nur ansatzweise
ungefährlich war. Verfolgung, unnötige medizinische Behandlungen, Gewalt und
Mord sind generell ein Thema in der Geschichte queerer Menschen, also nicht nur
für non-binäre.
Freundliche Grüße
Gabriele Höfler
--
Mag. Gabriele Höfler
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