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Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag



Liebe Kolleginnen und Kollegen, 

wohl nicht ganz unwesentlich durch mich ist die eigentliche Frage um einen 
zeitgemäßeren Namen für den Bibliothekartag auf das Gleis Gendern/inklusive 
Sprache gelenkt worden, obwohl das nur ein Aspekt der Petition ist.

Aber die Umbenennung einer Bibliotheks-Tagung ist ja nun auch nur eine 
Teilerscheinung in einem größeren Komplex. Ich finde, dass gerade das Thema 
Gendern/inklusive Sprache in den Institutionen viel zu wenig zur Diskussion 
gestellt wird und somit einen demokratischen Widerhall und vor allem auch einen 
Bezug zu den eigentlichen Zielgruppen findet. Dafür finden die verbalen 
Schlägereien dann umso mehr im Netz statt. Ich würde mir wünschen, dass auch 
einmal eine kritische Reflektion stattfindet, wenn es etwa um 
sprachliche/kommunikative Novellen geht; dass überhaupt einmal in den Häusern 
darüber gesprochen, Für und Wider angehört wird.


Beste Grüße, 
Falk Hartwig 



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Gabriele Höfler via InetBib [mailto:inetbib@xxxxxxxxxx] 
Gesendet: Dienstag, 29. Juni 2021 12:36
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag

Liebe*r Falk Hartwig,
liebe Interessierte,

im Englischen haben sich meines Wissens die Frauen gegen Bezeichnungen wie 
"doctress" erfolgreich gewehrt, weil der Begriff despektierlich verwendet wurde 
und sie sich das nicht gefallen lassen wollten.

Aber nicht alle Menschen aus dem Englischsprachigen Raum verwenden "they" für 
dritte Person singular. Hier gibt es ähnliche Argumentationslinien, wie sie im 
Deutschen gegen jegliche Form von sprachlichem Ausdruck einer Sichtbarmachung 
non-binärer Geschlechter vorgebracht werden.

Das Unwohlsein, das einige hier bei der Pause in Wörtern wie 
"Bibliothekar*innen" befällt, könnte auch produktiv hinterfragt werden, statt 
es als neumodische Spinnerei zur Seite zu wischen. Dazu ist es meines Wissens 
ursprünglich gedacht.

Falls Sie noch keine non-binären Menschen kennengelernt haben, könnten Sie zum 
Beispiel mal das Thema aktiv verfolgen und sich etwa folgende Fragen stellen:

Was heißt Intersex und wie wird mit solchen Menschen umgegangen? Welche 
Operationen sind tatsächlich medizinisch notwendig? Wie viele Menschen sind 
davon betroffen? Welche Hürden werden Menschen in den Weg gestellt, die sich 
mit dem Ihnen bei Geburt zugeschriebenen Geschlecht nicht identifizieren 
können? Wie sieht der Umgang mit Menschen aus, die sich keinem Geschlecht 
zuschreiben lassen wollen? Wie erfahren Sie, mit welchem Personalpronomen 
jemand angesprochen werden will? Oder ob die Person überhaupt möchte, dass 
Personalpronomen verwendet werden?

Das sind wichtige Fragen des Respekts, die heute gestellt werden müssen, weil 
sich die Personen, die davon betroffen sind, nicht mehr verstecken wollen und 
das auch nicht mehr müssen sollten.

Dass wir diese Diskussion führen können liegt daran, dass viele Menschen sich 
aus ihren Verstecken getraut haben, lange bevor das auch nur ansatzweise 
ungefährlich war. Verfolgung, unnötige medizinische Behandlungen, Gewalt und 
Mord sind generell ein Thema in der Geschichte queerer Menschen, also nicht nur 
für non-binäre.

Freundliche Grüße
Gabriele Höfler


--
Mag. Gabriele Höfler
Team Bibliothekssysteme

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