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Re: [InetBib] Bibliotheksgesetz Rheinland-Pfalz



Lieber Herr Prof. Umstätter, 
:-)....bzgl. Schulbibliotheksdichte gebe ich Ihnen natürlich Recht.. zu diesem 
Thema finden wir schöne Dinge in alten Bibliotheksplänen und Förderrichtlinien 
und Evaluationsklötzen... uralt, diese Idee schon in der Schule Bibliothek zu 
installieren und was nach diesen Planungen kam war die 
Entinstitutionalisierung..
Bibliothek ist irgendwie mehr als Projekt.. besonders in seiner zeitlichen 
Dimension. 

Schöne Grüße

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von h0228kdm
Gesendet: Donnerstag, 26. Juni 2014 15:31
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Bibliotheksgesetz Rheinland-Pfalz

Liebe Frau Kustos,

auch wenn ich nicht auf die Idee käme, das amerikanische Schulsystem als
  „vorbildhaft“ anzusehen, dass es hierzulande bekannt ist, dass die USA 
zigtausend Schulbibliothekare haben und wir auf diesem Gebiet einen 
Nachholbedarf verzeichnen, dass dachte ich sei bekannt. Und das hatte ich mit 
dem Wort Vakuum anzudeuten versucht.

Ich bin mir darüber hinaus bewusst darüber, dass ich nichts wesentlich neues 
gesagt habe. Siehe: BuB 66(1) S.12 (2014). „Ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei 
Schulbibliotheken ist die Einbindung der Schulbibliothek als `Lernwerkstatt` in 
das didaktische Konzept der Schulen“  
www.b-u-b.de/pdfarchiv/Heft-BuB_01_2014.pdf) Da wir aber kaum Schulbibliotheken 
haben, sind hier die Öffentlichen Bibliotheken gefragt.

Natürlich nervt es (und nicht nur Sie Frau Kustos), dass die Bibliotheken seit 
Jahren um ihre Existenz bangen müssen. Das ist aber nicht nur ein deutsches 
Problem, es ist eben eines des technologischen Umbruchs zur Digitalisierung 
hin, dem wir uns, und insbesondere die Gesetzgeber, stellen müssen. Denken Sie 
nur daran, dass es den Verlagen bereits gelungen ist, die Bibliotheken bei den 
eBooks juristisch zu enteignen, und darum stimmen wir durchaus darin überein, 
dass die Politik Gesetze zu beschließen hat, die unser Gemeinwesen „schützen 
und mehren“. Das gilt auch und insbesondere für jedes Bibliotheksgesetz, und da 
müssen wir sicher aufpassen.

Wie man sieht, macht sich auch E. Bates Gedanken über die „next role" 
der "information professionals“ ;-)

MfG
Walther Umstätter


Am 2014-06-26 14:04, schrieb Annette Kustos:
Lieber Herr Prof. Umstätter,
was für ein Vakuum ist denn hier gemeint? Und wieso muss ich mir schon 
wieder die USA vorstellen lassen. Also ich sehe in der Auflösung von 
Print-Bibliotheken samt vollständiger Abhängigkeit von irgendwelchen 
global Playern der Verlags- und Providerszene keinen Fortschritt. Und 
ob das amerikanische Schulsystem samt dessen was da so vermittelt 
wird, wirklich vorbildhaft ist...
Bibliotheken als Teil einer öffentlichen und für möglichst viele 
zugänglichen Informationskultur und als diejenigen, die verschiedene 
Medienformen samt heterogener Inhalte in einen räumlichen und 
digitalen Such- oder auch Findraum für ihre jeweilge Nutzerschaft 
stellen, garantieren demokratische Teilhabe (die natürlich nicht 
umsonst ist, sondern öffentlich und im leistbaren Maße privat getragen 
werden muss) und Erhalt von Schrifttum und digitalen Medien als 
Kulturgut, auch wenn sie gerade keinen aktuellen wirtschaftlichen 
Interessen dienen. Das genau - das Prinzip eines öffentlichen 
Dienstes! - steckt in einem solchen Bibliotheksgesetz. Hier geht es um 
das Prinzip einer originär verwaltungs- und organisationsrechtlichen 
Sicht von Öffentlichkeit, die sich einer "Web3.0-Openness " stellt. So 
etwas muss die Politik erkennen... da -- mit Verlaub! - steckt 
zuweilen Vakuum. Politiker machen sich häufig genug zum Wegbereiter 
irgendeiner fiktiven deutschen Verlagstradition und dienen 
internationalen Stakeholdersystemen. Sie sind aber nicht nur für die 
Wirtschaft, sondern in erster Linie für das öffentliche Gemeinwesen 
zuständig und haben Gesetz zu beschließen die dieses schützen und 
mehren.
Ich bin nur ein kleines Bibliotheksmenschlein und bilde mir hier nicht 
ein, dass solche Sichten irgendwen interessieren .. aber manchmal 
nervts...und es muss raus...  ich habe schon mal witzweise geäußert, 
ob ich mir nicht eine Geißel kaufen soll, insbesondere als Ausstattung 
für Kongresse.. weil kein Berufsstand - so kommt es mir manchmal vor - 
sich selber so kleinredet wie das Bibliothekswesen.. unmodern und so.
Und nun widme ich mich wieder dem ganzen damit zusammenhängenden 
unmodernen Kleinkram.. Lizenzen, User-Interface, Metadaten..
undsoweiter...
Gruß

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag 
von h0228kdm
Gesendet: Donnerstag, 26. Juni 2014 12:54
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Bibliotheksgesetz Rheinland-Pfalz

Sehr geehrter Herr Jobmann,

zunächst würde auch ich den „Gegenpart“ zu "wirklich moderne 
Bibliotheken", nicht so eindimensional sehen. Das heißt, dass wir 
natürlich sehr viele und sehr unterschiedliche Ansätze für die 
Modernisierung der Bibliotheken beobachten können - schon allein weil 
es so viele Spezialisierungen in Stadt und Land gibt. Dass aber dabei 
manche Bibliotheken auch Gefahr laufen Irrwege einzuschlagen und 
geschlossen zu werden ist inzwischen höchst virulent. Insofern haben 
Sie völlig Recht, dass es darum geht die jeweiligen Bibliotheken an 
den „Bedürfnissen und Bedarfen ihrer Umgebung“ auszurichten. Das muss 
aber vorausschauend geschehen, weil so mancher Bedarf von heute, 
morgen keiner mehr ist.

Dass wir uns nicht „nur an technischen Trends“ ausrichten dürfen ist 
zwar auch richtig, sie sind es aber die zur Zeit so radikale 
Änderungen hervorbringen. Denken Sie nur an die etwas dümmliche, aber 
häufige Frage, „Brauchen wir im Internetzeitalter überhaupt noch 
Bibliotheken?“

Was Ihren Hinweis auf die Schulentwicklung betrifft, so ist mir klar, 
dass gerade Sie dies beurteilen können, und ich meine genau diese 
dortigen Veränderungen, die auch für das Bibliothekswesen Konsequenzen 
haben werden. In den USA mit ihren vielen Schulbibliothekaren dürfte 
eine Anpassung an die veränderten Bedingungen einfacher sein, als in 
Deutschland, wo wir in diesem Bereich noch ein gewisses Vakuum 
aufzufüllen haben, und das wird nicht über Nacht möglich sein, denn 
wenn die Bibliothekare zur Betreuung von "Connected Life Long Learning 
Labs"
nicht ausreichend qualifiziert sind, werden sich andere Professionen 
darauf stürzen. Man erinnere sich nur daran, wie viel Zeit wir 
gebraucht haben, z.B. Onlinerecherchen in die Bibliothekarsausbildung 
zu bringen.
Insofern müssen sich eher die Ausbildungseinrichtungen und die 
Bibliothekslobbyisten darüber Gedanken machen, als die 
Bibliothekspraktiker, die sich ja wirklich mehr an den heutigen 
„Bedürfnissen und Bedarfen ihrer Umgebung“ orientieren müssen.

MfG

Walther Umstätter


Am 2014-06-26 11:37, schrieb peter.jobmann@xxxxxxxxxxx:
Sehr geehrter Herr Umstätter,

ein Problem der Weiterentwicklung Öffentlicher Bibliotheken ist die 
immer wieder auftauchende Wertung "wirklich moderne Bibliotheken", 
die ja immer auch ihren Gegenpart impliziert. Moderne 
bibliothekarische Arbeit ist aber doch jene, die sich an den 
Bedürfnissen und Bedarfen ihrer Umgebung ausrichtet. An manchen Orten 
mögen das "Connected Life Long Learning Labs" sein, anderso nicht. 
Wir könnten uns aber die Wertung, die sich immer wieder nur an 
technischen Trends ausrichtet, einfach sparen.
Im Übrigen ist auch die Schulentwicklung in Deutschland z.T. mit 
großartigen Weiterentwicklungen unterwegs und eben gar nicht so 
richtig an einem "begrenzten Spektrum der Schulfächer" orientiert.
Hier muss man einfach nur ein bisschen mit offenen Augen in die 
Schullandschaft schauen. Bei der Gelegenheit noch eine Anmerkung, die 
sich inbesondere auch auf schulische Belange bezieht: vielleicht 
haben wir im bibliothekarischen Raum den falschen Dewey auf unser 
Schild gehoben - nicht Melvil ist zukunftsweisend, es ist John Dewey.

Insofern halte ich den Ansatz, solche Bibliotheksgesetzestexte würden 
Bibliothekentwicklung blockieren, doch für etwas aus der Luft 
gegriffen.

Beste Grüße aus der wirklich modernen Schulbibliothek

Peter Jobmann

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