Sehr geehrter Herr Jobmann,zunächst würde auch ich den „Gegenpart“ zu "wirklich moderne Bibliotheken", nicht so eindimensional sehen. Das heißt, dass wir natürlich sehr viele und sehr unterschiedliche Ansätze für die Modernisierung der Bibliotheken beobachten können - schon allein weil es so viele Spezialisierungen in Stadt und Land gibt. Dass aber dabei manche Bibliotheken auch Gefahr laufen Irrwege einzuschlagen und geschlossen zu werden ist inzwischen höchst virulent. Insofern haben Sie völlig Recht, dass es darum geht die jeweiligen Bibliotheken an den „Bedürfnissen und Bedarfen ihrer Umgebung“ auszurichten. Das muss aber vorausschauend geschehen, weil so mancher Bedarf von heute, morgen keiner mehr ist.
Dass wir uns nicht „nur an technischen Trends“ ausrichten dürfen ist zwar auch richtig, sie sind es aber die zur Zeit so radikale Änderungen hervorbringen. Denken Sie nur an die etwas dümmliche, aber häufige Frage, „Brauchen wir im Internetzeitalter überhaupt noch Bibliotheken?“
Was Ihren Hinweis auf die Schulentwicklung betrifft, so ist mir klar, dass gerade Sie dies beurteilen können, und ich meine genau diese dortigen Veränderungen, die auch für das Bibliothekswesen Konsequenzen haben werden. In den USA mit ihren vielen Schulbibliothekaren dürfte eine Anpassung an die veränderten Bedingungen einfacher sein, als in Deutschland, wo wir in diesem Bereich noch ein gewisses Vakuum aufzufüllen haben, und das wird nicht über Nacht möglich sein, denn wenn die Bibliothekare zur Betreuung von "Connected Life Long Learning Labs" nicht ausreichend qualifiziert sind, werden sich andere Professionen darauf stürzen. Man erinnere sich nur daran, wie viel Zeit wir gebraucht haben, z.B. Onlinerecherchen in die Bibliothekarsausbildung zu bringen. Insofern müssen sich eher die Ausbildungseinrichtungen und die Bibliothekslobbyisten darüber Gedanken machen, als die Bibliothekspraktiker, die sich ja wirklich mehr an den heutigen „Bedürfnissen und Bedarfen ihrer Umgebung“ orientieren müssen.
MfG Walther Umstätter Am 2014-06-26 11:37, schrieb peter.jobmann@xxxxxxxxxxx:
Sehr geehrter Herr Umstätter, ein Problem der Weiterentwicklung Öffentlicher Bibliotheken ist die immer wieder auftauchende Wertung "wirklich moderne Bibliotheken", die ja immer auch ihren Gegenpart impliziert. Moderne bibliothekarische Arbeit ist aber doch jene, die sich an den Bedürfnissen und Bedarfen ihrer Umgebung ausrichtet. An manchen Orten mögen das "Connected Life Long Learning Labs" sein, anderso nicht. Wir könnten uns aber die Wertung, die sich immer wieder nur an technischen Trends ausrichtet, einfach sparen. Im Übrigen ist auch die Schulentwicklung in Deutschland z.T. mit großartigen Weiterentwicklungen unterwegs und eben gar nicht so richtig an einem "begrenzten Spektrum der Schulfächer" orientiert. Hier muss man einfach nur ein bisschen mit offenen Augen in die Schullandschaft schauen. Bei der Gelegenheit noch eine Anmerkung, die sich inbesondere auch auf schulische Belange bezieht: vielleicht haben wir im bibliothekarischen Raum den falschen Dewey auf unser Schild gehoben - nicht Melvil ist zukunftsweisend, es ist John Dewey. Insofern halte ich den Ansatz, solche Bibliotheksgesetzestexte würden Bibliothekentwicklung blockieren, doch für etwas aus der Luft gegriffen. Beste Grüße aus der wirklich modernen Schulbibliothek Peter Jobmann
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