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Re: [InetBib] Datenschutz in Bibliotheken



Lieber Herr Rohde, liebe Kollegen/innen

Es gab mal vor vielen Jahren in den Nachrichten für Dokumentation eine Publikation darüber, ob es unter Datenschutzgesichtspunkten überhaupt noch Publikationen geben dürfte, da Autoren unter ihrem Namen Ansichten äußern, die gezielt recherchierbar sind. Spätestens dann, wenn man sich daran erinnert, wie viele Autoren heute nicht mehr wissen wollen, was sie vor 40 oder 80 Jahren veröffentlicht haben, wird diese Betrachtung besonders gut verständlich. In England ist es darum um so beunruhigender, dass der Guardian nun berichtet: “The Conservatives have removed a decade of speeches from their website and from the main internet library” (http://gu.com/p/3kcvk/tw)

Bibliothekarisch ist das zweifellos kontraproduktiv, da ich nur zustimmen kann, dass es „zu unseren Kernaufgaben [gehört], die Aufbereitung, Aufbewahrung und Vermittlung von Informationen, darunter eben auch Personeninformationen“. Das Problem ist nur: „Diese Zusammenführung von verschiedensten Beiträgen in der Digitalen Bibliothek des Internets zum jeweils selben Urheber wurde darum eine wichtige Aufgabe der letzten Jahre bei ISNI (International Standard Name Identifier der ISO) , ORCID (Open Researcher and Contributor ID) und anderen Projekten“ (Password 11/13 S.13). Und daran sind nicht nur die Bibliothekare interessiert, sondern auch die Geheimdienste, so dass nun in den Nymwars ("pseudonym" und "wars") ein Kampf um die Identitäten im Internet tobt. Wie weit Google zu Personen, die wichtigsten Informationen bereits zusammenträgt, kann bereits jeder sehen, wenn er oder sie Angela Merkel eingibt. Dass unter meinem Namen „Wird auch oft gesucht: Engelbert Plassmann, Karl Löffler, Fritz Milkau, Rainer Kuhlen, Michael Seadle, Hubert Laitko“ erscheint, hat mich schon etwas über Googles Eigenleben erstaunt.

MfG
Walther Umstätter


Am 2013-11-15 17:38, schrieb Rohde Bernd Martin:
Liebe Frau Kustos, liebe Kollegen/innen

Lieber Herr Rhode
bitte dies Antwort nicht persönlich nehmen

natürlich nehme ich das persönlich, dass Sie meinen Namen falsch
geschrieben haben. ;-)
Scherz beiseite. Für Google als Suchmaschine ist es relativ egal, ob
nach "Bernd Rohde Bibliothekar" oder "Bernd Rhode Bibliothekar"
gesucht wird. Wahrscheinlich für unsere Benutzer in den
Bibliothekskatalogen ebenso. Für uns kann es jedoch nicht egal sein,
wie die Namensform oder andere verbundene Bestandteile/Informationen
in den entsprechenden Daten vorliegen! Und schliesslich nehmen ja auch
die Ansetzungsregeln einen nicht geringen Platz in unseren Regelwerken
ein.

wenn man das so sieht löschen wir ab jetzt jede eindeutige Verfasserangabe
zum Schutz der Persönlichkeitsrechte des Autors aus unseren Katalogen.

Wenn wir verhindern wollten, dass diese Daten abgegraben werden,
könnte man das mit jener Methode ja vielleicht mal versuchen. Ich
denke, es wäre jedoch sinnlos. Und schliesslich gehört zu unseren
Kernaufgaben die Aufbereitung, Aufbewahrung und Vermittlung von
Informationen, darunter eben auch Personeninformationen, die in jener
Form vorliegen.
Das Vorgehen von unserer Seite kann daher nur sein, sich zu
verpflichten, dass unsere Datensätze keine Quellen für
Fehlinformationen darstellen. Insofern sehe ich darin die ethische
Verantwortung im Zusammenhang mit Personennamen, nach bestem Wissen
und Gewissen Sorge zu tragen, dass die entsprechenden Informationen
nicht weniger als hundertprozentig korrekt sind. Das ist der
Persönlichkeitsschutz, den wir erbringen können und zu erfüllen haben
und dem wir uns bewusst sein müssen.

Freundliche Grüsse
Bernd Martin Rohde

--
Bernd Martin Rohde
Dipl.-Bibl. (FH), UP in Rare Book Librarianship (Univ. Basel)

Obergütschstrasse 9, CH 6003 Luzern
Tel.: +41 41 240 44 68

Fasanenweg 2, D 88284 Wolpertswende (Mochenwangen)
Tel.: +49 7502 2618

mailto:b.m.rohde@xxxxxxx
http://berndmartinrohde.gmxhome.de

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