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AW: [InetBib] Stellenangebot FrauenMediaTurm Köln
- Date: Fri, 30 Mar 2012 10:42:53 +0200
- From: Rohde Bernd Martin <Bernd.Rohde@xxxxxxxxxxx>
- Subject: AW: [InetBib] Stellenangebot FrauenMediaTurm Köln
Liebe Listen-Mitglieder und -Mitgliederinnen,
(kleiner Scherz am Rande)
Das grosse Problem ist meineserachtens, für unsere Berufsgruppe, die zum
grössten Teil im öffentlichen Dienst arbeitet, nicht ein tatsächlicher
Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen als Individuen, wie er in der
freien Wirtschaft auftaucht. Das Problem ist doch, dass es Berufe gibt, die als
"Männerberufe" gelten (z.B. Ingenieure) und Berufe, die als "Frauenberufe"
gelten - darunter fällt unser Beruf. Insofern braucht man sich nicht wundern,
dass es in unserem Berufsbild vergleichsweise geringe Löhne gibt. Hinzu kommt,
dass unser Beruf nicht gerade immer eine Hochschätzung erfährt: Den Spruch
"Bibliothekswesen, muss man das studieren?" kennen sicherlich die meisten von
uns. Fälle, wo irgendwelche Sekretärinnen (die dürften im Regelfall alle
weiblich sein) so nebenbei noch ein wenig sich um den lokalen Buchbestand
kümmern (ohne bibliothekarisch-fachliche Ausbildung), dürfte es wohl immer noch
genug geben. Aber nicht nur davon ist unser Berufsbild geprägt. Zudem haben wir
auch leider keine entsprechende Lobby bzw. können Druck aufbauen, um daran
etwas zu ändern. Wenn die Leute von der Bahn streiken, dann können unzählige
Mitmenschen zu spät zur Arbeit. Wenn der Müll nicht abgeholt wird, dann stinkt
(uns) das. Ich denke, jeder weiss, was bei vielen Mitmenschen die Reaktion
wäre, wenn es heisst, dass Bibliothekare streiken würden: "Ach, hören die auf
zu lesen und legen ihre Bücher weg?". Nun, unsere Benutzer würden es spüren -
und einige vielleicht dadurch kompensieren, indem man sich halt das eine oder
andere Buch selbst kauft. Trotz aller innovativen Angebote, trotz aller
Lizenzen im E-Bereich etc. ist dies immer noch unser Schwerpunkt, an dem wir
durch die Ausleihzahlen gemessen werden. Wir würden Benutzer/Benutzerinnen
vergraulen und uns damit eher ins eigene Fleisch schneiden. Insofern haben wir
wirklich einen "harten Job": Wenig Anerkennung in der breiten Masse, keine
hohen Löhne aber auf der anderen Seite viel Innovation, Talent und Liebe zur
Sache.
Ich sehe die Problematik unseres Bildes in der Allgemeinheit als viel
schwerwiegender an, denn da sitzen wir alle, ob männlich oder weiblich, im
gleichen Boot! Im Vergleich dazu ist der Streit um m/w-Formulierungen in
Stellenbeschreibungen doch eher kleinlich. Dann gibt es halt mal in wohl
weniger als 1% der Fälle so eine Nischenstelle. Man(n) sollte sich mal fragen,
ob man(n) wirklich bereit ist, sich mit der Institution FrauenMediaTurm so weit
zu identifizieren, um dort zu arbeiten! Unter dem männlichen Anteil der ca.
7000 Listenteilnehmern hier vermute ich eine eher geringe Zahl. Und die ganze
Rechnerei um "Gender Pay Gap" fällt für mich gerade wegen der äusserst groben
Pauschalisierung durch "keine Differenzierung nach Qualifikation, Beruf,
Branche, Region" eher in den Bereich "Wieviele Säcke Reis sind dieses Jahr
bisher in China mehr oder weniger umgefallen, als im Vergleichszeitraum letztes
Jahr - unabhängig von Sackgrössen & -material, Art der Lagerhaltung, Reissorten
und regionaler Verteilung?".
Schöne Grüsse
Bernd Martin Rohde
_________________________________________________________
Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH), UP in Rare Book Librarianship
Obergütschstrasse 9, CH 6003 Luzern
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