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Re: [InetBib] Digitalisierte Spitzenstücke der Bayerischen Staatsbibliothek als iPad-Application
- Date: Thu, 15 Jul 2010 09:39:06 +0200
- From: Armin Stephan <armin.stephan@xxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Digitalisierte Spitzenstücke der Bayerischen Staatsbibliothek als iPad-Application
Für mich könnte die Lösung dieses Dilemmas nur so aussehen:
Wenn es nötig ist, dass für die Nutzung von Texten bestimmte Endgeräte
erforderlich sind und diese nicht selbstverständlich von Jedermann
angeschafft werden können, dann ist es die Pflicht von (öffentlichen)
Bibliotheken, diese Geräte zur Verfügung zu stellen.
Ich erinnere an das Beispiel mit den e-Book-Readern, die von
Bibliotheken mitsamt den darauf gespeicherten e-Books ausgeliehen werden.
Wenn es zunehmen sollte, dass Zeitungen sich mehr und mehr darauf
stürzen, ihre Inhalte für das iPad anzubieten, und wenn diese Inhalte
sogar anders sein werden als die Print-Ausgaben, dann müssen
Bibliotheken halt künftig nicht nur Zeitungsleseecken zur Verfügung
stellen, die mit Stühlen/Sesseln und Zeitungsständern ausgestattet sind,
sondern dann müssen an diesen Plätzen auch iPads ausliegen.
Die Diskussion hat ja gezeigt, dass sehr sicher davon auszugehen ist,
dass die Zeit zu Ende ist, wo die Nutzung elektronischer Angebote nur
und ausschließlich über den gewohnten PC geschieht. Das Handy ist massiv
in diesen Sektor eingebrochen und das iPad (und seine sicher kommenden
Nachahmer) schafft vielleicht die Durchsetzung noch einer weiteren
Gerätegattung.
Noch eine kleine Anmerkung zum iPad selber: Das iPad ist nach meiner
Beobachtung definitiv kein wirkliches Mobilgerät. Es hat die Größe eines
Vesper-Brettchens und wiegt eineinhalb Pfund. Man kann es nicht länger
als ein paar Sekunden in einer Hand halten und in eine Hosentasche passt
es - wie gesagt - schon gar nicht.
Es ist die Realisierung des Laptop-Gedankens. Das iPad gehört auf den
Schoß. Ich kann mir gut vorstellen, dass in einer Zeitungsleseecke
Bibliotheksbenutzer sitzen und ein iPad oder ein anderes (hoffentlich
offeneres!) Gerät auf dem Schoß liegen haben.
Am 14.07.2010 14:56, schrieb Kay Heiligenhaus:
Liebe Frau Ramelow,
Na hoffentlich doch lange, bevor der Strom ausfällt :-)! -- Es werden
immer nur Wenige sein, die sich zu ihrem Phone und Laptop noch eine
Zwischenstufe leisten können.
Ich weiß nicht, ob das Argument wirklich zieht. Apple ist es gelungen, ganz
entgegen der Einschätzung der meisten Experten im Vorfeld, ein Gerät mit
herausragenden technischen Eigenschaften für _unter_ 500 EUR anzubieten.
Spekuliert hatte man vorher, ob es gelingen wird, es für _unter_ 1.000 EUR in
den Markt zu bringen. Nun hoppeln die anderen mal wieder hinterher - und
wir werden sehen, was sich da preislich in der Zukunft tun wird.
ich weiß nicht ob so eine Argumentation zieht. Der Hartz IV satz liegt bei
512€
so weit ich weiß.
Was ist denn dann an so einem Gerät billig.
Studenten beschweren sich zum
Teil schon zu recht über Gebühren in Bibliotheken.
Sicherlich ist das nur ein Anschaffungspreis und es folgen vielleicht weniger
folgekosten. Aber auch das treibt m.E. nur die Menschen weiter
auseinander.
Es geht in vielen politikbereichen um Bildung und wie wir Menschen mit
Bildungsferne in Universitäten bekommen. Wenn die Hürden und
Anschaffungen, auch einmalige, sind Hürden, immer höher machen wird das
nicht klappen.
Natürlich kenne ich Technikfreaks, aber deshalb alles irgendwie als ein Must
have zu gestalten - nein danke
Hm. Unter diesen Rahmenbedingungen müssen wir dann tatsächlich nicht mehr
weiter diskutieren. Da stimmen die Vergleiche und Bezüge schlicht: hinten und
vorne nicht. Aber kurz zur Klarstellung:
a) Ein iPad ist kein "Must have". Meine (technische) Argumentation zielt
genau in die Richtung, daß man Web-Angebote so gestalten sollte, daß man sie
mit verbreiteten Anzeigemöglichkeiten (und dazu zähle ich u.a. inzwischen
_auch_ iPad/iPhone/iPod) sinnvoll nutzen kann. Das eine schließt hier das
andere nicht aus. Eine App tut es.
b) Es gibt auch ein Leben außerhalb von Hartz IV. Verstehen Sie das nicht als
soziale Kälte, aber wir können schwerlich in das Grundgesetz schreiben, daß
technische Innovationen (von Autos, Fernsehern über Spielekonsolen bis hin zu
iPads) von den Herstellern preislich so zur Verfügung gestellt werden müssen,
daß Sie sich jeder einfach im Kaufhaus in den Warenkorb packen kann. Wir
leben nun mal in einer Marktwirtschaft. Und da bilden sich Preise, wie sie es
in Marktwirtschaften tun: via Angebot und Nachfrage. Apple kommt mit seinem
Angebot der Nachfrage kaum hinterher.
c) Bibliotheken können das ignorieren. Schalten Sie einfach Ihre Webangebote
komplett ab. Jedes Anzeigegerät für deren Nutzung kostet Geld. Wie es auch
Geld kostet, daß in den Bibliotheken jeden Tag viele Leute daran arbeiten,
für eine nicht unerhebliche Zahl von Menschen dieser Republik vollkommen
nutzlose Dinge zu tun.
Ich glaube, Ihr Hauptvergleich hängt so schief, daß man tatsächlich an dieser
Stelle nicht weiterdiskutieren kann. Ich zumindest nicht.
Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus
--
Mit freundlichen Gruessen
Armin Stephan
Jefe de Biblioteca
Augustana-Hochschule / Bibliothek
D-91564 Neuendettelsau
Tel. 09874/509-300
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