Lieber Herr Heiligenhaus, liebe Inetbibler, ich kann Ihren Eindruck voll teilen. Inzwischen habe ich die App auch auf dem iPad meines Sohnes angucken können. Es ist unübersehbar: Die iPad-App ist nicht identisch mit der iPhone-App. Cover-Flow und Thumbnail-Ansicht gibt es nur fürs iPad. Während man beim iPhone sofort spürt, dass das Gerät an seine technischen Grenzen stößt und die App den Eindruck vermittelt "Muss halt auch sein", hat die iPad-App alle diese Probleme nicht und die Oberfläche ist in der Tat sehr viel liebevoller und vielfältiger gestaltet. Es ist halt einfach so, dass der größere Bildschirm manches besser kann. (Anderes aber natürlich auch wieder nicht: Versuchen Sie mal, ein iPad in die Hosentasche zu stecken ...) Mich würde nun natürlich interessieren - und andere vielleicht auch -, deshalb die direkte Frage an die BSB: Wer hat die Programmierung gemacht? Hat die BSB eigene Leute, die sich in die App-Programmierung eingearbeitet haben oder hat man die Programmierung in Auftrag gegeben? Wenn ja, an wen? Zu Frau Ecks grundsätzlicher Kritik an dem iPhone/iPad-Hype möchte ich gerne noch ergänzen: Mir ist kürzlich ein Student begegnet, der zu meiner Verblüffung die Auffassung vertreten hat, es sei im Grunde versteckte Werbung, wenn jede Zeitung heutzutage meine, aufwändige Berichte bei jeder noch so kleinen Ankündigung einer "Neuentwicklung" von Apple schreiben zu müssen. Er hat wegen des Genervtseins über Apples Gebaren sein iBook wieder verscherbelt und sich wieder einen WINDOWS-Rechner gekauft. In diese Richtung kann der Trend inzwischen also auch schon wieder laufen, der Mainstream ist das aber freilich (noch?) nicht. Unverkennbar wächst allerdings zunehmend das Genervtsein über Steve Jobs quasi-religiöse Selbstdarstellung und Weltvereinnahmung. Das wird man auch bei Marketing-Strategien im Auge behalten müssen. Frau Ecks hat natürlich schon recht: Was tut man eigentlich als Bibliothek, wenn man sich einseitig in Richtung Apple positioniert und den Rest der Welt links liegen lässt? Darf man das als öffentliche Einrichtung? Laut einer Statistik von Ende 2009 verteilen sich die Handy-Betriebssysteme in Deutschland folgender Maßen: 58,5 Prozent Symbian, 18,4 Prozent Windows Mobile, 15,2 Prozent Apple, 6,1 Prozent RIM, 1,4 Prozent Google/Android. Sicher wird sich die Verteilung inzwischen etwas zugunsten von Apple verschoben haben, aber in absoluten Zahlen ist die Zahl der iPhone-User immer noch eine absolute Minderheit - auch wenn das gefühlt anders sein mag. (Und auch wenn alle Zeitungen darüber geschrieben haben, kann man beim iPad garantiert noch nicht von flächendeckender Verbreitung sprechen.) Selbst in Amerika macht der Anteil des Apple-Handy-Betriebssystems nur etwa ein Viertel des Gesamtmarktes aus. In Bezug auf das konkrete BSB-Angebot hat sich mir die Frage gestellt, ob das einer renommierten wissenschaftlichen Bibliothek noch "würdig" ist. Eine iPhone-/iPad-App für den Katalogzugriff OK. Das ist eine bibliothekarische Dienstleistung mit modernsten technischen Mitteln. Doch dieses Projekt hat eindeutig nur den "Wir-sind-auch-da-in-der-modernen-Welt"-Effekt(hascherei)-Nimbus. Mit wissenschaftlichem Anspruch hat es gewiss nichts zu tun, wenn man einfach mal 50 Perlen aus seinen Digitalisaten heraus pickt, um damit auf sich aufmerksam zu machen. Am 13.07.2010 16:45, schrieb Kay Heiligenhaus:
Lieber Herr Stephan, liebe Inetbibler, ich habe die App mal auf einem iPad installiert (ein iPhone ist da m.E. nicht wirklich geeignet) und sowohl über WLAN wie eine 3G-Verbindung getestet. Ich kann Ihren Eindruck nach etwas "Rumspielen" nicht bestätigen. So schnell wie bei einem iBook, das lokal auf dem iPad gespeichert ist, ist die Navigation innerhalb der App sicherlich nicht. Aber selbst über eine 3G-Verbindung (zumindest hier in der Innenstadt von Aachen) ist sie absolut benutzbar und überraschend liebevoll gestaltet. Unterm Strich würde ich sagen: ich weiß nicht, ob dies die bevorzugte Nutzungsform von Digitalisaten in der Zukunft sein wird, aber für diesen ersten Ansatz hat die BSB durchaus meinen höchsten Respekt! Das sieht wirklich vielversprechend aus. Beste Grüße, Kay Heiligenhaus-----Original Message----- From: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx [mailto:inetbib- bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] On Behalf Of Armin Stephan Sent: Tuesday, July 13, 2010 4:17 PM To: Internet in Bibliotheken Subject: Re: [InetBib] Digitalisierte Spitzenstücke der Bayerischen Staatsbibliothek als iPad-Application Hab's mal auf meinem iPhone 3GS installiert in Ermangelung eines iPads. Nun ja, schnell ist anders. Bei der Datenmenge sicher nicht verwunderlich, aber die App fällt damit unter dem Gewohnten schon negativ auf. Am 13.07.2010 10:20, schrieb bsbsl:Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach dem Going Public der mobilen, für die Smartphone-Nutzungoptimierten Versionen des OPACs der Bayerischen Staatsbibliothek und des Verbundkataloges „Gateway Bayern“ des Bibliotheksverbundes Bayern ist die Bayerische Staatsbibliothek jetzt einen weiteren, deutschlandweit und auch international paradigmatischen Schritt in das mobile Internet gegangen: das Angebot von 50 ausgewählten, digitalisierten Spitzenstücken ihres Bestandes als dedizierte iPad-Application, die nun weltweit über den App- Store Apples kostenfrei unter dem Titel „Treasures of the Bavarian State Library“ beziehbar ist.Auf dem hochauflösenden, farbbrillanten Display des iPads, das von Designund Usability her wie geschaffen ist für die Präsentation digitaler Bücher, können jetzt die oft einzigartig illuminierten Farbdigitalisate der Fugger- Genealogien, der Ottheinrich-Bibel, des Nibelungenliedes, des Evangeliars aus dem Bamberger Dom, des Babylonischen Talmuds, des Theuerdank, des Genji Kokogami und viele andere mehr von der ersten bis zur letzten Seite betrachtet werden.Sämtliche Funktionalitäten der Application wie Cover Flow, Thumbnail-Vorschau, Zooming etc. lassen sich durch bloße Fingerbewegungen auf dem Touchscreen des iPad bedienen, ein anwählbares Video informiert ergänzend über die 450-jährige Geschichte und das Serviceprofil der Bayerischen Staatsbibliothek. Als Icon der App für den Home-Bildschirm des iPad wurde der Vorderdeckel des Codex Aureus von St. Emmeram gewählt, als Kurztitel der App „Famous Books“. Eine etwas verschlankte Version der „Treasures of the Bavarian State Library“ ist ebenfalls als iPhone-App verfügbar.Exemplarisch zeigt dieses Angebot, wie in Digitalisierungsaktivitätenengagierte Bibliotheken ihren nach höchsten Qualitätsmaßstäben und mit oft großem Aufwand erstellten digitalen „Content“ in den neuen, mobilen Anwendungsszenarien der digitalen Welt arbeiten lassen können und damit zugleich ihre eigene Sichtbarkeit im Web maximieren.Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen und Anregungen. Mit freundlichen Grüßen, Antje Blomeyer ------------------------------------------------------ Bayerische Staatsbibliothek - Direktionsreferat - Ludwigstr. 16 80539 München Tel.: 089/28638-2333 Fax.: 089/28638-12333 eMail: antje.blomeyer@xxxxxxxxxxxxxxx -------------------------------------------------------- Mit freundlichen Gruessen Armin Stephan Jefe de Biblioteca Augustana-Hochschule / Bibliothek D-91564 Neuendettelsau Tel. 09874/509-300 | | ,__o | _-\_<, | (*)/'(*) -- http://www.inetbib.de
-- Mit freundlichen Gruessen Armin Stephan Jefe de Biblioteca Augustana-Hochschule / Bibliothek D-91564 Neuendettelsau Tel. 09874/509-300 | | ,__o | _-\_<, | (*)/'(*) -- http://www.inetbib.de