Klaus Graf schrieb:
Das ist in mehrfacher Hinsicht falsch. Genausogut lässt
sich behaupten, dass alle relevanten deutschsprachigen
>> Fachzeitschriften Open Access sind. Solch unqualifizierte
>> Stänkerei hilft niemandem weiter.
[...]
Es mag ja sein, dass vieles von dem, was im Web
2.0 (oder in LIBREAS) passiert, spannender und aktueller
ist als die Beitraege in den jahrzehntelang etablierten
Organen. Aber dafuer fehlen noch die wissenschaftlichen
Messmethoden: die Szientometrie/Bibliometrie setzt auf die
fuehrenden Fachzeitschriften, und da kommt z.B. LIBREAS
nicht vor.
Diese Messmethoden lasen sich auch auf Webresourcen anwenden, darüber
hinaus ist fraglich, was eigentlich gemessen wird. Ich bezweifle auch,
dass der gemessene Impact-Faktor (der ja nicht dem tatsächlichen
"Einfluss" entspricht) für Autoren von ABI, BIT, IWP oder ZfBB
ausschlaggebend ist.
> Und auch wenn die ZfBB frueher viel besser war,
so moechte ich die wissenschaftlichen Beitraege dort nicht
missen. Und ich moechte, wenn schon eine Umwandlung in eine
OA-Zeitschrift nicht moeglich ist, dass die Autoren sich
bitteschoen die kleine Muehe machen, das selbst zu
praktizieren, was sie als Open-Access-Befuerworter anderen
empfehlen: das selbstverstaendliche Selbstarchivieren
zeitnah nach Veroeffentlichung.
Da haben sie recht. Zumindest in ZfBB und IWP gibt es pro Ausgabe 1-2
gute Artikel, die unbedingt OA sein sollten. Die Verantwortlichen sind
1. die Autoren, weil sie nicht OA veröffentlichen oder wenigstens selbst
archivieren
2. die Herausgeber der Zeitschriften, weil sie OA noch immer nicht
Priorität einräumen und damit dem gesamten Bibliothekswesen schaden
3. die Verlage, weil sie es noch immer nicht geschafft haben, ein
zukunftsfähiges Geschäftsmodell zu finden
4. und zu einem geringen Teil auch die Leser und Abonnenten, weil sie
die Zeitschriften nicht boykottieren
Also konkret sind vor allem folgende Organisationen und Personen schuld:
* für ZfBB: der VDB (mit dem Vorstand Ulrich Hohoff, Wilfried
Sühl-Strohmenger, Klaus-Rainer Brintzinger, Anke Berghaus-Sprengel und
Thomas Stöber) und die Herausgeber Rolf Griebel, Elisabeth Niggemann und
Barbara Schneider-Kempf
* für IWP: die DGI (mit dem Vorstand Stefan Gradmann, Peter Genth, Anne
Bein und Luzian Weisel) und Marlies Ockenfeld für die Redaktion
Ich bestreite damit nicht, dass diese Personen viel für das
Bibliothekswesen leisten, aber an dieser Stelle haben Sie bislang
versagt - Open Access ist schließlich wirklich kein neues Thema.
Getreu der Web-2.0-Philosophie des "Perpetual beta" würde ich den oben
genannten aber keinen Strick daraus drehen. IWP und ZfBB sind eben *noch
nicht* Open Access, d.h. die Herausgeber können ihre Zeitschriften
jederzeit öffnen - je eher und umfassender, desto besser.
Schöne Grüße,
Jakob Voss
P.S: ABI Technik und BIT Online sind wegen ihrer Abhängigkeit von
Anzeigenkunden sowieso hauptsächlich Werbeblätter für Hersteller von
Bibliotheksdienstleistungen, deshalb habe ich sie Außen vor gelassen.
--
Jakob Voß <jakob.voss@xxxxxx>, skype: nichtich
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