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Re: [InetBib] Die Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare



Klaus Graf schrieb:

Wenn man von regionalen Zeitschriften und vergleichbaren
Organen absieht, sondern nur die einflussreichsten
deutschsprachigen Fachzeitschriften zugrundelegt, gibt es
nach wie vor keine einzige Open-Access-Zeitschrift.

Das ist in mehrfacher Hinsicht falsch. Genausogut lässt sich behaupten, 
dass alle relevanten deutschsprachigen Fachzeitschriften Open Access 
sind. Solch unqualifizierte Stänkerei hilft niemandem weiter.

I) Ersten gibt es mit LIBREAS mindestens eine wissenschaftliche 
Fachzeitschrift im deutschsprachigen Bibliothekswesen.

LIBREAS ist als studentische Zeitschrift fuer mich ganz
klar am Schluss eines Rankings bibliothekarischer
Fachzeitschriften einzusortieren. Hier ging es um die
Organe der ersten Reihe, und wer behauptet, dass LIBREAS
dorthin gehoert, sollte dies ausfuehrlich begruenden.
Studentische Zeitschriften haben in allen Disziplinen nicht
das gleiche Ansehen wie "normale" Fachzeitschriften.

LIBREAS keine "studentische Zeitschrift" sondern eine deutschsprachige 
Fachzeitschrift, die von Studenten gegründet wurde. Darüber hinaus ist 
der Schluss "von Studenten" => "mindere Qualität" ebenso falsch wie der 
Schluss "gedruckt" => "höhere Qualität".

II) Zweitens gibt es die "einflussreichsten deutschsprachigen 
Fachzeitschriften", die sie hier herbeifabulieren überhaupt nicht. Heute 
hat manch Blogbeitrag oder sogar Tweet mehr Einfluss als ein so 
genannter Fachartikel. Statt alles über einen Kamm zu scheren, sollte 
erstmal klargestellt werden, wozu die Artikel dienen und in welchem 
Kontext überhaupt von Einfluss gesprochen werden kann:

* Anzahl der Leser?
* Wissenschaftlicher Einfluss?
* Einfluss auf Kaufentscheidungen?
* Einfluss auf das Ego des Autors?
* etc.

Das lässt sich eben *nicht* alles zu einer Kenngröße zusammenfassen und 
daraus ein Ranking erstellen. Es kommt eben darauf an, welches Ziel für 
wichtig erachtet wird. Open Access ist auch kein Selbstzweck für sich 
und wenn OA-Publikationen nicht archiviert werden (siehe das von Thomas 
Krichel angebrachte Beispiel in diesem Thread) sind sie für bestimmte 
Zwecke sogar ein Rückschritt.

Lars Minat schrieb:

Sollte es dann nicht besser "Die Open-Access-Heuchelei der ZfBB"
heißen? Sie verallgemeinern zu sehr.

Genauso ist es. Die Kritik von Herrn Graf enthält einen wahren Kern aber 
bei all den Pauschalisierung und Anschuldigungen kommt insgesamt nichts 
produktives heraus. Und wenn dann mal jemand etwas in die Richtige 
Richtung unternimmt (wie z.B. die Gründung von LIBREAS), wird ihm auch 
noch ein Knüppel über den Kopf gezogen.

Konkret lässt sich kritisieren, dass u.A. folgende Zeitschriften nicht 
Open Access sind:

* ABI Technik
* BIT Online
* Information - Wissenschaft und Praxis
* ZfBB

Und dass u.A. bei folgenden Zeitschriften das Embargo zu lang ist:

* Bibliothek: Forschung und Praxis
* Bibliotheksdienst
* BuB

Ich schließe daraus aber eher umgekehrt, dass die obengenannten 
Zeitschriften eine geringe Relevanz aufweisen. Der Anzahl von guten 
Artikeln ist im Vergleich zu dem was frei Verfügbar publiziert wird 
marginal. Dass viele Bibliothekare diesem marginalen Bereich der 
gedruckten "Fach"-Artikel einen höheren Stellenwert beimessen, ist ein 
anderes Problem. Ich habe jedenfalls nicht vor, je in meinem Leben 
nochmal ABI, BIT, IWP oder ZfBB zu veröffentlichen - wenn andere Autoren 
meinen, dass sie das für wichtig erachten, ist das ihr Problem.[*]

Gruß
Jakob

[*] Statt die "Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare" anzuprangern, 
könnte Herr Graf ja mal als Pranger eine Liste der Autoren in ABI, BIT, 
IWP oder ZfBB erstellen :-) Es sind nämlich nicht "die Bibliothekare" 
sondern konkrete Einrichtungen und Personen, denen sich konkrete 
Dummheiten vorwerfen lassen.

-- 
Jakob Voß <jakob.voss@xxxxxx>, skype: nichtich
Verbundzentrale des GBV (VZG) / Common Library Network
Platz der Goettinger Sieben 1, 37073 Göttingen, Germany
+49 (0)551 39-10242, http://www.gbv.de

-- 
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