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Re: [InetBib] Was Verlage sich leisten
- Date: Tue, 7 Nov 2006 09:06:47 +0100 (CET)
- From: Eric Steinhauer <eric.steinhauer@xxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Was Verlage sich leisten
Lieber Herr Eberhardt, ein sehr schöner Leserbrief!
Die Argumentation der Verlage bzw. des Börsenvereins geht vollkommen an der
Benutzungsrealität in den Bibliotheken vorbei.
Bibliothekarisch interessant wäre die Bildschirmpräsentation insbesondere für
diese Titel:
- vergriffene, aber viel gefragt Werke,
- Werke in schlechtem Erhaltungszustand (in der Regel ebenfalls vergriffen),
- Magazinliteratur.
Für die von Ihnen angesprochene BSB wäre es sicher erwägenswert, viel gefragt
Titel (etwa ab 3 Bestellungen im Jahr) aus den auswärtigen Magazinen zu
dgititalisieren. Das würde sich sogar rechnen.
Die genannten Buchgruppen haben etwas gemeinsam: die Bücher werden von den
Verlagen in der Regel gar nicht mehr angeboten. Von der Digitalisierung durch
die Bibliothek profitiert zunächst der Nutzer, der leichter an den gewünschten
Inhalt kommt, und letztlich der Autor, der dem Vergessen der Magazine entrissen
und wieder rezipiert wird. Wer sollte dagegen etwas haben?
Das geltende UrhG jedenfalls - im Prinzip - nichts, vgl. § 53 IV b), VI 2 UrhG,
freilich müßte man hier das Merkmal "verleihen" so auslegen, daß auch die
Bildschirmpräsentation im Haus erfaßt ist. Hm, argumentum a maiore ad minus?!
:)
Die Argumentation des Börsenvereins ist, mal wieder, in hohem Maße ärgerlich,
denn sie geht mit Konsequenz an der Bibliothekspraxis vorbei, konstruiert
Probleme, die keine sind, und verkauft dann die Öffentlichkeit, die
Wissenschaft und die Steuerzahler übervorteilende Lösungen als wohlfeile
Remedur. Date mihi pelvim!
Eric Steinhauer
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.