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Re: [InetBib] Antwort: Re: Sacherschlie?ung vs. wiss. Literaturdokumentation
- Date: Tue, 21 Feb 2006 01:05:10 +0100
- From: Jakob Voss <jakob.voss@xxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Antwort: Re: Sacherschlie?ung vs. wiss. Literaturdokumentation
Michael Flascha schrieb:
Könnte man vielleicht auch sagen, ein Verständnis der
> Veröffentlichung und deren Inhalts ist zu ihrer Erschliessung
> nicht unbedingt erforderlich?
Ein gewisses Verständnis des Inhalts ist bei der *Sach*erschließung
schon notwendig, denn diese definiert sich ja gerade als Erschließung
anhand Inhaltlicher Kriterien.
In einer juristischen Fachbibliothek z.B. muss ein
wissenschaftlicher Bibliothekar weder zwingend der arabischen
Sprache mächtig sein, noch Verständnis für islamischen Recht
aufbringen, um Gesetzestexte aus dem Arabischen Raum im
Wege der Sacherschliessung oder Literaturdokumentation erfassen
zu können.
Was soll er dann denn bitte sacherschließen, wenn ihm die vorliegende
Publikation ein Buch mit Sieben Siegeln ist und sich für ihn praktisch
nicht von einer arabischen Abhandlung über Pferdezucht unterscheidet?
Was in einer allgemeinen wissenschaftlichen Hochschulbliothek an
Sacherschließung reicht, ist in einer spezialisierten Datenbank oder in
dem Katalog einer Spezialbibliothek oft völlig unzureichend.
In einem juristischen Kontext bringt vermutlich das Schlagwort
Gesetzestexte wenig. Iin einer Datenbank für Orientalistik ist die
Bezeichnung arabischer Raum eher dürftig, man braucht es da dann doch
wesentlich genauer.
In Medline nach dem Begriff Medizin oder auch nur Teildisziplinen zu
suchen, ist genauso unsinnig wie in unserer gerontologischen Datenbank
nach Alter oder Alter . Das wird einem eigentlich eher schmerzlich bewußt
(oder eben auch nicht) wenn man mehrere Datenbanken oder Kataloge
unterschiedliche auf dem Weg der Metasuche zusammenschaltet. Ein Problem
insbesondere für interdisziplinäre Recherchen.
Leider gibt es eben keine Messverfahren für Indexierungstiefe in Bezug auf
unterschiedliche Ontologien.
Das bezweifle ich, aber dazu müsste man mal etwas genauer recherchieren.
Ein einfacher Anhaltspunkt, der mir spontan einfällt, ist bei einer
gegebenen Menge von Objekten, die mit zwei unterschiedlichen
Dokumentationssystemen indexiert sind, die Anzahl der verschiedenen
verwendeten Klassen. Diese sollte im Durchschnitt proportional zur
Indexierungstiefe sein.
Aber ich denke es gibt sie doch die Unterscheidung zwischen einer groben
Sachkatalogisierung, die einen Beitrag einem Sachgebiet oder einem
Teildisziplin allein vom Titel her emöglicht und einer wissenschaftlichen
Erschließung, die ein Verständnis der Grundaussageneines Textes
vorraussetzt und eine reliable Zuordnung zu einem disziplinären
Klassifikationssystem und zusätzlichen Aspekten sicherstellen will.
Sie verwenden zu Recht den Begriff der Indexierungstiefe. Dabei handelt
es sich jedoch um ein Kontinuum, so dass eine Unterteilung zwischen
Sachkatalogisierung (geringe Tiefe) auf der einen wissenschaftlicher
Erschließung (hohe Tiefe) auf der anderen Seite willkürlich erfolgen muß.
Viele Grüße,
Jakob Voss
P.S: Vielen Dank für die Anregungen, die ich in eine Überarbeitung des
Artikels http://de.wikipedia.org/wiki/Sacherschlie%C3%9Fung eingeflossen
lassen habe. Es fehlen dort aber noch Literaturangaben und weitere
Informationen zur Geschichte der Sacherschließung. Wie überall in
Wikipedia darf sich jeder beteiligen.
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.