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[InetBib] Antwort: Re: Sacherschlie?ung vs. wiss. Literaturdokumentation



Sehr geehrter Herr Traschuetz,

sie schreiben:

Könnte man vielleicht auch sagen, ein Verständnis der 
Veröffentlichung und deren Inhalts ist zu ihrer Erschliessung nicht 
unbedingt erforderlich?
In einer juristischen Fachbibliothek z.B. muss ein 
wissenschaftlicher Bibliothekar weder zwingend der arabischen 
Sprache mächtig sein, noch Verständnis für islamischen Recht 
aufbringen, um Gesetzestexte aus dem Arabischen Raum im 
Wege der Sacherschliessung oder Literaturdokumentation erfassen 
zu können.


Ja ich denke das ist ein gutes Beispiel und es hängt wirklich, wie Sie 
schreiben, vom Ziel ab.

Was in einer allgemeinen wissenschaftlichen Hochschulbliothek an 
Sacherschließung reicht, ist in einer spezialisierten Datenbank oder in 
dem Katalog einer Spezialbibliothek oft völlig unzureichend.

In einem juristischen Kontext bringt vermutlich das Schlagwort 
Gesetzestexte wenig. Iin einer Datenbank für Orientalistik  ist die 
Bezeichnung arabischer Raum eher dürftig, man braucht es da dann doch 
wesentlich genauer. 

In Medline nach dem Begriff Medizin oder auch nur Teildisziplinen zu 
suchen, ist genauso unsinnig wie in unserer gerontologischen Datenbank 
nach Alter oder Alter . Das wird einem eigentlich eher schmerzlich bewußt 
(oder eben auch nicht) wenn man mehrere Datenbanken oder Kataloge 
unterschiedliche auf dem Weg der Metasuche zusammenschaltet. Ein Problem 
insbesondere für interdisziplinäre Recherchen.

Leider gibt es eben keine Messverfahren für Indexierungstiefe in Bezug auf 
unterschiedliche Ontologien. 

Aber ich denke es gibt sie doch die Unterscheidung zwischen einer groben 
Sachkatalogisierung, die einen Beitrag einem Sachgebiet oder einem 
Teildisziplin allein vom Titel her emöglicht und einer wissenschaftlichen 
Erschließung, die ein Verständnis der Grundaussageneines Textes 
vorraussetzt und eine reliable Zuordnung zu einem disziplinären 
Klassifikationssystem und zusätzlichen Aspekten sicherstellen will. 

Das letztere erfordert neben einer Fachqualifikation eben auch viel mehr 
Zeit. Und in manchen Kontexten wird es auch ohne die Kenntnis der 
arabischen Sprache bzw. der Grundzüge der Sharia  nicht gehen.


Mit freundlichem Gruß
-- 
Michael Flascha

wiss. Mitarbeiter für Dokumentation und Datenverarbeitung

Dipl.-Sozialwissenschaftler

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