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Re: "Bibliothekare zur R-Reform"
- Date: Tue, 20 Jul 2004 13:00:07 -0400
- From: Dale Askey <dale.askey@xxxxxxxx>
- Subject: Re: "Bibliothekare zur R-Reform"
Citation style hat m.E. wenig mit der Rechtschreibung zu tun. Aber da Sie
es erwähnt haben, ist es eben ein Paradebeispiel von der Vielfalt, die ich
hierzulande beobachte. Genau wie mit den Standardwerken der
Rechtschreibung--denn der Webster spielt zwar eine wichtige Rolle, aber es
gibt verschiedene Standardwörterbücher--gibt es viele citation styles. Es
ist eine Frage von Affinität oder Zweck, welchen man verwendet. Natürlich
gibt es das Bedürfnis nach Normierung, nur mit dem kleinen Unterschied, daß
meine Norm nicht die meines Nachbarn sein muß.
Mit meiner vorherigen Mail wollte ich übrigens nur auf einen Unterschied in
der Demokratievorstellung unserer Länder hinweisen. In D. wird von einer
amtlichen Regelung gesprochen. Man hofft also, daß der Prozess der
Festlegung dieser Regelung demokratisch gestaltet wird. Hier erwartet man
keine amtliche Regelung, sondern man verlässt sich auf die Wahl des
Individuum. Als Außenseiter, finde ich jegliche Argumente für und wider
zentrale Sprachregelung faszinierend, da diese Impulse in den USA ganz
fehlen, abgesehen von den "English-Only"-Aktivisten, die völlig andere
verwerfliche Ziele haben, als Sprachregelung.
MfG
Dale Askey
At 12:06 PM 7/20/2004, you wrote:
Wenn ich Ihrem unten angeführten Absatz folgen könnte, würde ich nicht
verstehen, welche Rolle der "Webster" in Ihrer Sprachgemeinschaft spielt
und warum es auch bei Ihnen solche wunderbaren Bücher wie das "MLA
Style Manual" oder das "Chicago Style Manual" gibt: offenbar gibt es
dann eben doch das sehr massive Bedürfnis nach einer Normierung! Die
dann von den Zeitschriftenherausgebern auch gegenüber den Autoren
durchgesetzt wird!
Schöne Grüße,
Uwe Jochum
Dale Askey wrote on July 20 10:58
> Es wird in (B)ezug auf die R-Reform viel von demokratischen Vorgängen
> geredet. Als ausländischer Beobachter dieser Diskussion fällt das mir
sehr
> stark auf, denn ich könnte es mir als Amerikaner nie vorstellen, daß
> irgendeine amerikanische politische Einrichtung analog der KMK sich in
> Sprachangelegenheiten mischen würden. Aber hierzulande ist die Sprache
> allerdings äußerst demokratisch, denn genau wie in dem winzig kleinen
> Norwegen lassen wir in unzähligen Fällen Schreibvarianten zu. Jeder
> entscheidet für sich, welche das Passende ist. Ob Website oder Web site
> oder website, versteht doch jeder was gemeint wird, um nur ein kleines
und
> unbedeutendes Beispiel zu nennen. Ein wesentlicher Teil unserer
> SchülerInnen sind natürlich, wie allgemein bekannt, Quasi-Analphabeten,
> aber das hat nichts mit dem Fehlen eines zuverlässigen Schreibregelwerkes
> zu tun, sondern mit vielen anderen entscheidenden Ursachen. Das Argument,
> ein Land der Größe Deutschlands ein einheitliches Regelwerk bedürfe,
> verstehe ich nicht, denn das hieße, wir bräuchten eins auch, und
> zwar dringend.
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Dale Askey
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