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Re: NRW-Lizenz



On Thu, Jul 08, 2004 at 05:46:34PM +0200, Frank Halisch wrote:

> Ich weiche ab!
> Jenseits von Fragen "falscher" oder "richtiger" Übersetzung, über die 
> natürlich Herr Graf entscheidet...(Und Herr Graf wird mir wahrscheinlich 
> auch gleich erklären, dass ich alles falsch verstanden habe und nicht 
> genügend Englisch kann):
> Ich als Wissenschaftler werde doch einem Dritten nie erlauben, meine 
> geistigen Ergüsse (so gut oder schlecht sie auch sein mögen) zu 
> "bearbeiten".

Warum soll ein Wissenschaftler, der seine geistigen Ergüsse
in einer formalen Sprache statt in Prosa formuliert, die
"Bearbeitung" und gar die vollständige "Veränderung" eben jener
erlauben? Die Erlaubnis, Programmtexte zu ändern und weiterzugeben
(mit mehr oder weniger strengen Auflagen) ist eine ganz wesentliche 
Eigenschaft von "open source software" und das, was eben den 
Unterschied zu "free source" oder "shared source" usw. macht.
Interessanterweise tut man sich ausgerechnet mit diesem Aspekt 
von "Offenheit" bei "open access" sehr schwer.
Ich fände "free access" eine wesentlich passendere Bezeichnung
für vieles, was unter "open access" läuft, allerdings muss man
dann auf das (nicht zuletzt dank "open source") derzeit wohl sehr 
positiv klingende "open" verzichten.

> (für Open Access, aber dagegen, das andere meine Texte bearbeiten)

Warum?
Bei einer Diskussion zu genau diesem Thema begründete ein
Wissenschaftler seine ablehnende Haltung zur Bearbeitung seiner
geistigen Ergüsse mit der Störung seines ästhetischen Empfindens, 
wenn jemand z.B. seine Grafiken in anderen Farben weiterverbreite
(es ging um digitale Vorlesungsskripte). Er war aber ein flammender 
Befürworter von "open source software" (aus welchen Gründen weiß 
ich nicht) und bejahte da das Konzept der "offenen" Weitergabe 
inklusive Veränderung durch andere. Mancher Programmierer mag auch 
in seinem ästhetischen Empfinden gestört werden, wenn er sieht, wie 
ich mit seinem Code umgehe. Wo ist also der Unterschied?
Ich habe keine passende Antwort, finde aber die Frage, was "Offenheit" 
eigentlich im Umgang mit Produkten geistiger Arbeit (in welcher
Präsentationsform auch immer) bedeutet, aber sehr interessant. Und 
welche Folgen sie für bestehende Prozesse bei der wissenschaftlichen - 
oder allgemeiner: geistigen - Arbeit hat... Mir scheint, da wird unter
Betrachtung vorwiegend finanzieller Aspekte etwas in Gang gebracht,
dessen Ausgestaltung, Konsequenzen und Bedeutung viel zu wenig 
diskutiert werden.

Viele Grüße,
Till Kinstler

-- 
Till Kinstler                           till@xxxxxxxxxxxxxxx
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