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Re: Rechtschreibreform



On 11 May 04, at 11:24, Klaus Lepsky wrote:

> Allerdings hat die FAZ keinen
> Zaubertrank, sie muss daher alle Agenturmeldungen (die ja alle in
>  >falscher< Rechtschreibung geliefert werden) wieder in die herkömmliche
> Rechtschreibung umsetzen - Recht haben kann teuer sein.
Aber das war ja der Grund, warum alle Zeitungen umgestellt *haben* (zuletzt
fiel
der Spiegel um), nicht weil sie es gerne wollten oder gut fanden. Dass die
FAZ
sich nach bereits vollzogener Umstellung zum Salto rueckwaerts entschloss,
*das*
ist das bemerkenswerte Faktum.

> ... denn soll ich meinem 10-jährigen Sohn wirklich erklären müssen,
> dass die FAZ zwar eine wichtige deutsche Tageszeitung ist, sie
> allerdings in einer Art und Weise schreibt, die er in der Schule nicht
> mehr lernt?
>
Nein, aber sie muessen ihm die Tatsache erklaeren, dass man frueher anders
schrieb und dass die alten Daten und Texte alle noch da sind, dass man sie
nicht
alle umstellen kann und dass man beim Suchen in Katalogen und Datenbanken
immer
mal daran denken muss.

> Warum sorgen die RAK nicht dafür, dass eine Titelstichwortsuche immer zu
> allen Titeln mit diesem Stichwort führt, in welcher Rechtschreibung auch
> immer
Einen solchen Koenigsweg gibt es eben nicht, das hatte ich in meinem Papier
genauer dargelegt und muss es anscheinend fortwaehrend wiederholen:
   http://www.allegro-c.de/formate/r-reform.htm

Einer der Gruende ist die dauernde Produktion von Neologismen durch neue
Wortzusammensetzungen im Deutschen. Aber besonders die Tatsache, dass
Woerterbuchloesungen dann wohl meistens proprietaer sein werden oder
jedenfalls
nicht in gleicher Weise flaechendeckend und systemuebergreifend implementiert
werden koennen. Die Praezision von KVK-Suchen leidet folglich weiter, die
Resultate werden von Katalog zu Katalog unterschiedlich sein, immer oefter.
Die RAK kann man nicht mit einer solchen Aufgabe zusaetzlich befrachten, sie
koennen es nicht aus sich selbst heraus loesen, das muessten schon die
Katalogisierer tun oder ein Expertensystem, das es jetzt noch nicht gibt.

> oder wagt jemand eine Schätzung,
> wieviele der Bibliotheksbenutzer im Jahr 2025 noch die alte
> Rechtschreibung beherrschen werden?

Das nicht, aber ich wage die Vorhersage, dass das Problem dann nicht weg sein
wird. So wenig wie heute die
alten Schreibungen von vor 1901 aus unseren Katalogen verschwunden sind oder
die Differenzen zwischen den
britischen und amerikanischen Englisch. Es kommen dauerhaft neue
Inkonsistenzen hinzu, das ist und bleibt der
Hauptpunkt, fuer den sich eine ueberzeugende Loesung nicht anbietet.

B.E.




Bernhard Eversberg
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