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Re: R-Reform: Verschlimmbesserung
- Date: Tue, 11 May 2004 08:00:43 +0200
- From: "Bernhard Eversberg" <ev@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: R-Reform: Verschlimmbesserung
On 10 May 04, at 20:28, W. Umstaetter wrote:
> Zumindest haben wir eine amerikanische Schreibweise für behavior,
> organization, etc.
Daran sieht man, dass auch eine nicht gelungene Reform immer noch Spuren
hinterlassen kann, die einem fuer alle Zeit beim Retrieval zu schaffen machen
koennen.
Und welcher Katalog oder Suchmaschine gleicht denn diese, schon lange
bestehenden
Differenzen aus? Bis jetzt doch wohl keine.
Bitte keine Missverstaendnisse: ich rede nicht einem starren Konservativismus
in
der Orthographie das Wort, aber ich moechte es doch ins Bewusstsein bringen,
was
man anrichtet mit einer Aenderung von Schreibweisen. Das Krimskrams-Wissen,
das
beim Retrieval gebraucht wird, nimmt immer mehr zu. Kann uns, professionell
gesehen, eigentlich recht sein, mal anders betrachtet ...
> Eigentlich sind das alles Marginalien im Vergleich zu den Homonymen und
> Vieldeutigkeiten unserer Sprache, die durch die Syntax entstehen.
> Darum haben wir in unserer Sprache beim Retrieval seit Jahrzehnten
> recall ratios und precisions von nur 50 Prozent.
Eben. Ob man dieses desastroese Verhaeltnis ohne Not noch weiter
verschlechtert,
das ist die Frage. Die Probleme koennen sich doch gegenseitig aufschaukeln,
wenn
man zwei oder mehr Suchterme zu kombinieren hat.
> dann fallen Schreibweisen mit ss statt ß, sss oder Getrenntschreibungen
> ganz erheblich weniger ins Gewicht.
Dagegen hatte ich ueberhaupt nie etwas gesagt, denn
> ... das ß wird ohnehin oft automatisch als ss recherchiert ...
dieses Problem ist deswegen keins.
> sondern darum, dass wir erkennen sollten, dass Getrenntschreibung die
> Recherche dort erleichtert, wo es keine left hand truncation gibt.
>
Dafuer gibt es aber recht wenige sinnvolle Beispiele! Die meisten neuen
Getrenntschreibungen sind in dem Sinne nicht hilfreich. Denken Sie an
"nicht linear" oder "nicht rostend". Solche hatte ich in meinem Papier
angefuehrt
und angeprangert.
> Vermutlich wird man auch in absehbarer Zukunft, unabhängig von einer
> Rechtschreibreform, das Wort "Wurschtigkeit" mit suchen müssen, wenn man
> "Wurstigkeit" meint.
Sehen Sie, Sie haben es begriffen!
>
> Man muss nicht selten ganz gezielt nach falschen schreibweisen
> recherchieren,
Nicht immer, aber immer oefter, das ist der Punkt.
> Das ist der Grund, warum auch ontologies keine höhere precision bringen
> können, solange wir keine klare Begrifflichkeit über einen wohl
> definierten semiotischen Thesaurus herstellen.
"wohldefiniert" ist wieder ein gutes Beispiel. Wenn "wohl definiert"
geschrieben
wird, ist das nicht nur beim Lesen aergerlich holprig, man findet's auch
weniger
leicht, und nicht mit einem Schlage zusammen mit "wohldefiniert".
Was den semiotischen Thesaurus gleich wohl zu einem um so groesseren Desiderat
macht.
(Noch zwei Beispiele fuer Neufehler.)
B.E.
Bernhard Eversberg
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