[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Bill Gates



Michael Plate schrieb:

Umstaetter wrote:

Es empfielt sich dazu das zu lesen, was A.v Harnack über Carnegie schrieb, als dieser 2.500 Bibliotheken stiftete.
Damals begann es, dass Deutschland seinen Vorsprung im Bibliotheks- und Dokumentationswesen verlor,
nicht zuletzt weil eine leidige sog. "Amerikanisierungsdebatte" aufkam.


Carnegie war Stahlmagnat - er hat viel in Wissenschaft und Kunst investiert, doch der Segen für ihn dürfte indirekt gewesen sein.
Gates dagegen verbindet ganz gezielt die Förderung der Bibliotheken oder Schulen mit dem Kauf von MS-Produkten, nicht unbedingt offensichtlich, doch dürfte hinter den Kulissen genug geschoben werden, damit der dankbare Bibliotheksdirektor sich erkenntlich zeigt - das liegt auch in der Natur des Menschen.


Deshalb fällt mir eher Henry Ford ein, der seinen Einfluss dahin geltend machte, dass amerikanische Städte - ausser im Zentrum - eine Beschränkung der Bauhöhe bekamen. Was zunächst wie ein humaner Akt aussieht, führte ganz gezielt zu einer Flächenausdehnung, die man wiederum am bequemsten mit dem Auto bewältigt ;-) .


CU


Michael Plate

Für die, die den Text von Harnack und dazugehöriges nicht gerade bei der Hand haben ;-)
Andrew Carnegie nahm als gläubiger Mensch den Satz: "Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt." (Matth. 19,24) sehr ernst. Das bezog sich auf die durchaus interessante Anmerkung von Hans G. Kuhn.


Mit seiner massiven Förderung des Bibliothekswesens begründete er die Meritocracy und damit den American Way of Life, d.h. es war der Versuch jedermann die Möglichkeit zu geben sich selbst zu bilden und damit den gesellschaftlichen Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär zu schaffen. Er selbst war ja als Einwanderer mittellos in die USA gekommen.

Es wäre zumindest bedenkenswert, ob das Ehepaar Gates nicht ähnlich amerikanisch denkt. Harnack war jedenfalls der Meinung, das Bibliothekswissenschaft die Nationalökonomie des Geistes ist. Möglicherweise sehen sich die Gates verpflichtet diese zu stärken, nachdem B.G. auf die Bemerkung, was machen Menschen die keinen Computer haben, antwortete, es gibt Bibliotheken, wo ist das Problem?

Ich würde auf diese Frage antworten: in Deutschland, und noch sehr viel mehr in den unterentwickelten Ländern,
auch wenn die USA durchaus erkannt haben, dass z.B. China ein modernes Bibliothekswesen braucht und auch bekommt.


Ceterum censeo: Der Mangel an Bildung muss durch Bibliotheken beseitigt werden.
Das sind bekanntlich längst nicht mehr nur Sammlungen gedruckter Bücher.


Onlinedatenbanken eroberten auch in Deutschland vor einem viertel Jahrhundert die Bibliotheken -
aber zu langsam!


MfG

Umstätter





Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.