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Re: AW: Verlags-Dissertationen



"Strzolka, Rainer" schrieb:
...
> Also, ich werde mich einen Teufel scheren, meine Dissertation elektronisch
> zu veröffentlichen: wer soll denn lange Texte am Rechner lesen? Es ist
> außerdem die Frage, ob Bibliotheken auf irgendjemanden Druck ausüben sollen,
> um ihre Verwaltung vereinfachen zu können. Bibliotheken sind
> Dienstleistungsinstitutionen und keine pressure group. 

Lieber Herr Strzolka,
auch wenn Sie Ihre Diss drucken lassen, es wird sie nach unseren 
Erfahrungen auch kaum ein Mensch lesen. Die Wahrscheinlichkeit ist 
sogar noch niedriger als bei digitalen Diss; denn in diese kann man 
weltweit wenigstens sofort reinschauen und sich über den Inhalt ein 
Bild machen. Meistens genügen einzelne Seiten, die druckt man sich aus 
oder liest sie wirklich am Bildschirm.

Laut Promotionsordnungen bekommen wir von gedruckten Diss 40 Pflichtex. 
(in einem Fall bis vor kurzem sogar 150). Wissen Sie, wieviel Prozent 
wir nach etwa 7 Jahren Lagerzeit als schlicht und einfach nicht 
nachgefragt wegschmeissen? Da sind die Wahlergebnisse der CSU 
nichts dagegen.

Wenn wir schon bei der Ökonomie sind: man sollte doch den selten 
finanziell gut gestellten DoktorandInnen die Chance geben, bei gleicher 
Qualität und sogar besserer Zugänglichkeit für einen 
Bruchteil der Kosten ihre Pflichtex. anfertigen zu lassen.
Ausserdem: es gibt bei Diss zunehmend auch multimediale Bestandteile, 
die gedruckt gar nicht wahrgenommen werden können.

Noch ein Wort zu Thomas Hilberer:

...
> Vor diesem Hintergrund stellt sich mir beim Durchsehen von
> Bibliographien immer wieder die Frage: soll man Verlags-Dissertationen
> im Bereich der Geisteswissenschaften ueberhaupt noch kaufen?

Ja; denn eine Publikation bei einem renomierten Verlag ist für eine 
wiss. Karriere wertvoller als eine dig. Diss. 
Diesen Weg dürfen wir durch Kaufboykott sicherlich nicht verhindern.

Da aber die DoktorandInnen bei fast jeder Verlagsdiss. kräftig zuzahlen 
müssen, dürfte die Menge nicht allzu gross sein.

Einen schönen Wochenanfang
Rüdiger Schneemann

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