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Re: AW: Verlags-Dissertationen
Strzolka, Rainer wrote:
>
> Also, ich werde mich einen Teufel scheren, meine Dissertation elektronisch
> zu veröffentlichen: wer soll denn lange Texte am Rechner lesen? Es ist
> außerdem die Frage, ob Bibliotheken auf irgendjemanden Druck ausüben sollen,
> um ihre Verwaltung vereinfachen zu können. Bibliotheken sind
> Dienstleistungsinstitutionen und keine pressure group. Nebenher haben
> Bibliotheken ja auch noch die bescheidene Aufgabe, den kulturellen Horizont
> einer Gesellschaft abzubilden, und dies auf Dauer und verläßlich. Im übrigen
> gibt es in allen Disziplinen Material, welches selten angefaßt wird, und der
> Wert einer Forschungsarbeit zeigt sich oft erst aus dem historischen
> Abstand. Mit herzlichen Grüßen von Rainer Strzolka
Dem ist ganz und gar nicht zuzustimmen.
Geisteswissenschaftliche Dissertationen in gedruckter Form - zumal als
Dissertationsdruck - liefen immer schon Gefahr, uebersehen zu werden.
Dies betrifft natuerlich vor allem die Epoche vor dem KVK.
Die Onlinepublikation vergroessert die Chance, wahrgenommen zu werden,
und Onlinepublikationen gehoeren nun einmal, mag dies Herrn Strzolka
gefallen oder nicht, inzwischen auch zum kulturellen Horizont unserer
Gesellschaft.
Von einem Hochschulserver-PDF kann mittels eines
Publishing-on-demand-Angebots zu zivilen Preisen ein traditionelles Buch
erzeugt werden, das man sich auf den Nachtisch legen und mit dem man
intensiv arbeiten kann.
In vielen Faellen erweist sich aber eine Onlineeinsichtnahme, ggf.
verbunden mit dem Ausdruck einiger Seiten, als absolut ausreichend. Das
Buch muss dann nicht muehsam - ggf. per Fernleihe - bestellt oder gar
angeschafft werden.
Meine eigene historische Dissertation (summa cum laude, Tuebingen)
erschien 1987 in einer noblen altgermanistischen Reihe bei einem
angesehenen Verlag, erhielt ausgezeichnete Rezensionen und fand -
wiewohl fuer damalige Verhaeltnisse eher preisguenstig (38 DM) -
ausgesprochen schlechten Absatz. In den letzten Jahren kam es vor, dass
ich 50 % aller Kaeufer eines Jahres persoenlich kannte (weil nur 2
Buecher verkauft wurden). Da ich die Dateien von damals noch habe und
der Verlag widerstrebend einwilligte, kann ich mittelfristig (also wenn
ich Zeit dafuer finde) meine Arbeit auf dem Tuebinger
Hochschulschriftenserver veroeffentlichen und dann wird auch der von mir
untersuchte spaetmittelalterliche Text, der mir inzwischen auch als
Datei vorliegt, die unmittelbare Kontrolle meiner Aussagen erlauben. Von
einer Onlinepublikation verspreche ich mir eine Zunahme der Rezeption,
denn auch wenn man im KVK nach ihr sucht, wird man nicht so haeufig
fuendig, wie es meiner Autoren-Eitelkeit angemessen waere ...
Ich finde Herrn Hilberers Argument von den selten angefassten Arbeiten
auch ein wenig zu populistisch, aber in der vehementen Foerderung von
Onlinepublikationen weiss ich mich mit ihm einer Meinung.
An der Umfrage E-Publizieren oder Drucken
http://klausgraf.freepolls.com/cgi-bin/polls/001/poll_center.htm
haben sich inzwischen 187 TeilnehmerInnen beteiligt.
Klaus Graf
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.