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Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag



Am 28.06.2021 um 16:06 schrieb Almuth Gastinger via InetBib:
Und ich frage mich eben immer wieder, ob denn die Benutzung dieser Formen wirklich ein Umdenken in der Bevölkerung bewirkt?

Liebe Frau Gastinger,

mit aller Vorsicht würde ich auf Grund meiner Erfahrung sagen: Ja, ganz langsam ...

Begriffe drücken nicht nur Bewusstsein aus, sie können es auch schaffen oder ändern. Die Geschichte ist voller Beispiele davon. Das ist ja, wie ich geschrieben habe, nach meinem Verständnis der Kern unseres beruflichen Selbstverständnisses: Sprache hat Power.


Ich habe in den letzten Jahren in verschiedenen Zusammenhängen schon einige solcher Diskussionen mitverfolgen können. Was immer wieder vorkommt, ist u.v.a. - wie jetzt auch hier - der Verweis auf die Sprachästhetik.

Mich überzeugt das wenig.

Lassen Sie es mich mal so versuchen:

Als ich vor etlichen Jahren wie Sie ins Ausland kam, sind mir sofort einige sprachliche Unterschiede aufgefallen zu meiner (Sprach-)Heimat. An vorderster Stelle das hier in Mittelfranken gebräuchliche Wörtchen "dorten". Noch heute zucke ich immer ein wenig zusammen, wenn ich dieses in meinen Ohren befremdlich klingende Wort höre.

Aber dann habe ich mal darüber nachgedacht. Könnte es nicht sein, dass "dorten" das ursprüngliche Wort ist? Wir sagen doch im Hochdeutschen auch "oben" und "unten" und "hinten" usw. (Der Mittelfranke sagt "unt" und "hint".) Warum sagen wir also im Hochdeutschen nicht auch "dorten"?

Offensichtlich hat man da eine Endung wegfallen lassen, mal die einen und mal die andern. Ist "dorten" nun die sprachlich reine Urform oder ist "dort" eine sprachliche Verhunzung?

Ich bin kein Sprachhistoriker und kenne deshalb die Antwort nicht.

Was ich mit diesem kleinen Ausflug in den mittelfränkischen Dialekt eigentlich sagen möchte, ist: Sprachgewohnheiten und Sprachästhetik sind im Fluss.

Wenn ich meine eigenen Texte lese, sehe ich ganz deutlich, dass ich nur selten schon gendergerechte Sprache verwende. Es ist gewöhnungsbedürftig für mich, weil ich anders sprachlich sozialisiert bin. Aber es hat sich schon was verändert im Laufe der Zeit ...


Um nicht falsch verstanden zu werden: Den Begriff "Bibliothekarinnentag" habe nicht ich in diese Diskussion hier eingeführt und möchte auch nicht dafür plädieren. Frage mich aber inzwischen schon, warum die Ablehnung gar so viel emotionale Zustimmung findet unter Kolleginnen ...



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Mit freundlichen Gruessen
*Armin Stephan*
/Jefe de Biblioteca/
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*D-91564 Neuendettelsau*
Tel. 09874/509-300
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