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Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag
- Date: Mon, 28 Jun 2021 18:07:49 +0200
- From: Armin Stephan via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag
Am 28.06.2021 um 16:06 schrieb Almuth Gastinger via InetBib:
Und ich frage mich eben immer wieder, ob denn die Benutzung dieser
Formen wirklich ein Umdenken in der Bevölkerung bewirkt?
Liebe Frau Gastinger,
mit aller Vorsicht würde ich auf Grund meiner Erfahrung sagen: Ja, ganz
langsam ...
Begriffe drücken nicht nur Bewusstsein aus, sie können es auch schaffen
oder ändern. Die Geschichte ist voller Beispiele davon. Das ist ja, wie
ich geschrieben habe, nach meinem Verständnis der Kern unseres
beruflichen Selbstverständnisses: Sprache hat Power.
Ich habe in den letzten Jahren in verschiedenen Zusammenhängen schon
einige solcher Diskussionen mitverfolgen können. Was immer wieder
vorkommt, ist u.v.a. - wie jetzt auch hier - der Verweis auf die
Sprachästhetik.
Mich überzeugt das wenig.
Lassen Sie es mich mal so versuchen:
Als ich vor etlichen Jahren wie Sie ins Ausland kam, sind mir sofort
einige sprachliche Unterschiede aufgefallen zu meiner (Sprach-)Heimat.
An vorderster Stelle das hier in Mittelfranken gebräuchliche Wörtchen
"dorten". Noch heute zucke ich immer ein wenig zusammen, wenn ich dieses
in meinen Ohren befremdlich klingende Wort höre.
Aber dann habe ich mal darüber nachgedacht. Könnte es nicht sein, dass
"dorten" das ursprüngliche Wort ist? Wir sagen doch im Hochdeutschen
auch "oben" und "unten" und "hinten" usw. (Der Mittelfranke sagt "unt"
und "hint".) Warum sagen wir also im Hochdeutschen nicht auch "dorten"?
Offensichtlich hat man da eine Endung wegfallen lassen, mal die einen
und mal die andern. Ist "dorten" nun die sprachlich reine Urform oder
ist "dort" eine sprachliche Verhunzung?
Ich bin kein Sprachhistoriker und kenne deshalb die Antwort nicht.
Was ich mit diesem kleinen Ausflug in den mittelfränkischen Dialekt
eigentlich sagen möchte, ist: Sprachgewohnheiten und Sprachästhetik sind
im Fluss.
Wenn ich meine eigenen Texte lese, sehe ich ganz deutlich, dass ich nur
selten schon gendergerechte Sprache verwende. Es ist gewöhnungsbedürftig
für mich, weil ich anders sprachlich sozialisiert bin. Aber es hat sich
schon was verändert im Laufe der Zeit ...
Um nicht falsch verstanden zu werden: Den Begriff "Bibliothekarinnentag"
habe nicht ich in diese Diskussion hier eingeführt und möchte auch nicht
dafür plädieren. Frage mich aber inzwischen schon, warum die Ablehnung
gar so viel emotionale Zustimmung findet unter Kolleginnen ...
--
Mit freundlichen Gruessen
*Armin Stephan*
/Jefe de Biblioteca/
Augustana-Hochschule / Bibliothek
Waldstr. 15
*D-91564 Neuendettelsau*
Tel. 09874/509-300
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