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[InetBib] CfP LIBREAS #36: Nachhaltigkeit von Forschungsinfrastruktur



Werte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Vereinsmitglieder,

gerne teile ich Ihnen mit, dass gerade der Call for Papers für die #36 der 
LIBREAS. Library Ideas zum Thema "Nachhaltigkeit von Forschungsinfrastruktur" 
veröffentlicht wurde.

Sie finden den gesamten Call im LIBREAS-Blog unter: 
https://libreas.wordpress.com/2019/04/23/cfp-libreas-library-ideas-36-nachhaltigkeit-von-forschungsinfrastruktur/
 und hier in dieser Mail.

Wir freuen uns auf Ihre / eure Beiträge und stehen gerne für Nachfragen oder 
Diskussionen zum Beitragsideen zur Verfügung.

für die Redaktion LIBREAS. Library Ideas,
Karsten Schuldt

********************************
CfP LIBREAS. Library Ideas #36: Nachhaltigkeit von Forschungsinfrastruktur

Der Term Nachhaltigkeit wird vor allem mit Umwelt, Ökologie, Klimaschutz oder 
wirtschaftlichen Aspekten in Verbindung gebracht. Zu Recht, liegt doch ein 
Ursprung des Begriffes im Landbau: Böden sollen möglichst so bewirtschaftet 
werden, dass der Ertrag auf Dauer stabil bleibt. Mittlerweile hat seine 
Verwendung längst das eine Feld verlassen und zahlreiche andere erobert. Der 
Begriff ist inzwischen Trend, man könnte sagen, er habe sich zum Buzzword 
gewandelt. Er durchlief eine Art konzeptionelle Ausweitung auf einen 
ökonomischen Grundanspruch, der sich auf jede Struktur beziehen lässt: Diese 
soll so gestaltet werden, dass sie auf Dauer stabil funktioniert. Wie beim 
Boden geht es dabei nicht nur um die Struktur selbst, sondern auch um die 
Rahmenbedingungen, die diese Dauerhaftigkeit sichern.

Auch Forschungsinfrastrukturen sind solche Strukturen und stehen vor der Frage: 
Sind sie auch nachhaltig? Um das abzusichern, brauche es einen dauerhaften 
Zufluss an Ressourcen – Betriebsmittel, Personal und Personalmittel, Kompetenz 
– und eine dauerhafte Nachfrage. Denn erst die Nutzung einer Struktur 
legitimiert ihren Betrieb und macht den Ertrag bestimmbar. Was klar und 
berechenbar klingt, erweist sich oft als neblig und schwer zu bestimmen. Alle, 
die sich in dem Bereich bewegen, müssen es dennoch versuchen. Grund genug, das 
Thema für die LIBREAS Nummer 36 aufzugreifen. Die im November 2018 an der TU 
Berlin abgehaltene Konferenz “Bits und Bäume – Die Konferenz für 
Digitalisierung und Nachhaltigkeit”[1] liefert per Titel einen weiteren Beleg, 
dass Digitalisierung und Umweltaspekte zusammen gedacht werden können und 
sollten. Im Juni wird mit deRSE19 die erste “Konferenz für 
ForschungssoftwareentwicklerInnen in Deutschland” in Potsdam stattfinden[2]; 
auch hier wird die Frage der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen[3].

Uns geht es bei der Annäherung an den Begriff darum zu ergründen, wie 
Infrastrukturen für die Forschung so erschaffen, unterhalten und 
weiterentwickelt werden, dass sie auch wirklich nachhalten – dass sie über 
einen längeren Zeitraum, auch unter sich ändernden Bedingungen, Zuständigkeiten 
oder für sie verantwortliche Personen, für Forschung beziehungsweise von 
Forscher*innen nutzbar sind. Dabei ist “Forschungsinfrastruktur” durchaus weit 
zu fassen:

* Anwendungen für die Veröffentlichung beziehungsweise Präsentation von 
Forschungsergebnissen (Publikationsplattformen wie Repositorien, 
Zeitschriftenserver)
* Portale/Services für die (kollaborative) Arbeit an Forschungsobjekten 
(Annotationsplattformen, Digitale Sammlungen)
* Dienste zur Unterstützung von Kommunikation oder Prozessen in 
Forschungsprojekten, (Systeme zur Versionskontrolle, Chat, 
Cloud-Speicherdienste, Videokonferenzsysteme, Ticketsysteme)
* Software, die im Rahmen von Projekten entwickelt wird, um Forschungsfragen 
nachzugehen
* Wissenschaftliche Bibliotheken und ihre Dienstleistungen an sich
* Organisations- und Betreuungsstrukturen sowie Strukturen, Workflows, 
Kompetenzen und Personen zur Weiterentwicklung des vorangehend Benannten

Bei der Beantragung von Drittmitteln muss in der Regel angegeben werden, was 
mit den Daten im Anschluss passiert. Bei Infrastrukturprojekten wird ein 
Konzept zur Verstetigung erwartet. Öffentliche Einrichtungen sind aufgefordert 
Nachhaltigkeitskonzepte vorzulegen. Mitnichten entstehen alle Neuentwicklungen 
im Projektkontext – manches beginnt auf Initiative einer einzelnen Person[4] 
oder Einrichtung und wird dann, hoffentlich, in eine nachhaltig betreibbare 
Struktur überführt.

Um einen Service oder eine Infrastruktur nachhaltig zu betreiben, sind 
verschiedene Aspekte in den Blick zu nehmen:

Finanzierung: Was kostet es, eine Forschungsinfrastruktur zu entwickeln und 
nachhaltig zu betreiben? Wie stellt man Kostentransparenz her? Wo findet man 
Orientierungswerte? Was sind geeignete Geschäftsmodelle, insbesondere bei 
Community-getriebenen Diensten? Wie kann die Entwicklung vom Projektstadium hin 
zu einem nachhaltigen Betrieb gelingen, insbesondere bei drittmittelgestützten 
Projekten? Welche Bedeutung haben Förderstrukturen, die vor allem auf 
Initialförderung für innovative Ansätze setzen, für die Verstetigung von 
Projekten, für die Personalentwicklung und für die Gestaltung von Abläufen und 
Aufgaben in einzelnen Einrichtungen (Stichwort “Projektitis”)? Gefordert wird 
all dies von verschiedenen Forschungsförderern seit Jahren, in den 
Projektanträgen ist es Usus geworden, ein Arbeitspaket für diese Frage 
einzurichten: Aber wie sieht die Realität aus? Was wird tatsächlich nachhaltig 
finanziert und wie?

Kollaboration: Kann man auch als einzelne Institution nachhaltige 
Infrastrukturen schaffen? Was motiviert gegebenenfalls zu Zusammenarbeit? Wann 
passt welches Kollaborationsmodell am besten und wann sollten man vielleicht 
auch eine Einzellösung suchen?  Wie sieht erfolgreiches Community 
beziehungsweise Entity Building aus? Welche Bedeutung spielen Netzwerke wie 
etwa das ORCID DE Konsortium, das DSpace-Konsortium Deutschland, OJS-de.net, 
deRSE & Co? Welche Bedeutung hat Kollaboration für die Reputationsbildung von 
Einzelpersonen und Institutionen?

Lizenzierung: Welche Bedeutung haben (freie) Lizenzen für die Entwicklung und 
den Betrieb nachhaltiger Infrastrukturen? Was sind geeignete 
Lizenzierungsmodelle und welche Vor- und Nachteile haben sie? Welche Rolle 
spielt die Offenheit von Daten (etwa bibliografische Daten oder Zitationsdaten) 
für den Aufbau und Betrieb von Forschungsinfrastrukturen?

Institutionalisierung: Nicht nur, aber gerade Wissenschaftliche Bibliotheken 
scheinen sich als Einrichtungen zu begreifen, welche die Nachhaltigkeit von 
Forschungsinfrastrukturen garantieren können. Insbesondere beim 
Forschungsdatenmanagement sind sie in den letzten Jahren proaktiv aufgetreten. 
Aber ist das erfolgreich? Wie und wann? Wie verändert es die Bibliotheken und 
ihre Arbeit? Wie stehen sie zu anderen Formen von Institutionalisierung, 
beispielsweise Konsortien, Stiftungen oder Firmen? Und muss man eigentlich 
Projekte, die man einmal begonnen hat, dauerhaft fortführen? Woran macht man es 
fest, ob ein Service eingestellt werden kann oder sollte?

Die Sammlung der Fragen ist weder erschöpfend noch soll sie begrenzen. Wir 
wissen um die unzähligen Facetten und die Komplexität von 
Infrastrukturentwicklung, -betrieb und -vermittlung und auch, dass man sie 
weder in einem geschlossenen Modell noch in einem Fragekatalog fassen kann. Die 
Stichpunkte dienen einzig zur Anregung. Wie immer freuen wir uns über 
Blickwinkel aller Art auf das Thema, was ausdrücklich bei diesem Thema, das 
gemeinhin immer Lösungen einfordert, auch Problematisierungen einschließt. Es 
dürfte kaum einen Bereich geben, in dem sich das “Scheitern” derart ballt, wie 
den der Nachhaltigkeit. Zugleich spricht man – aus verständlichen Gründen – 
sehr wenig darüber. Umso willkommener wären auch Beiträge, die sich dem 
“Scheitern an der Nachhaltigkeit” nähern.

Wir rufen also wie immer dazu auf, Beiträge zu diesem Themenkomplex 
einzureichen, wobei sowohl Berichte aus der Praxis als auch theoretische 
Auseinandersetzungen in jedem Format (Essays, Arbeitsberichte, 
Abschlussarbeiten et cetera) willkommen sind. Da auch der Aufruf für 
Einreichungen für die Open-Access-Tage 2019 das Themenfeld Nachhaltigkeit 
aufgreift[5], möchten wir  insbesondere Vortragende der OA-Tage 2019 dazu 
motivieren, entsprechende Beiträge zu verschriftlichen und für die Ausgabe zur 
Verfügung zu stellen. Bieten können wir vor allem eine nachhaltige Publikation 
und Archivierung auf dem edoc-Server der Humboldt-Universität zu Berlin und 
Aufmerksamkeit auch über die OA-Tage hinaus.

Vorschläge können gerne vorab mit der Redaktion besprochen werden; 
Beitragsvorschläge und Beiträge bitte an redaktion@xxxxxxxxxx. 
Einreichungsschluss ist der 15.10.2019.

Eure / Ihre Redaktion LIBREAS. Library Ideas

(Berlin, Chur, Dresden, Hannover, München)

Fussnoten
[1] “Bits und Bäume – Die Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit”.
[2] deRSE19, 4.–6. Juni.
[3] Vgl. etwa die Einreichung von Löffler, Frank, Hammitzsch, Martin, 
Schieferdecker, Ina, Nüst, Daniel, & Druskat, Stephan. (2019, March 29). 
RSE4NFDI – Safeguarding software sustainability in the NFDI. Zenodo.
[4] Ein Beispiel hierfür ist der Workflow für den Satz der Artikel der LIBREAS. 
Library Ideas: Wir nutzen pandoc, eine Entwicklung eines Philosophieprofessors 
der UC Berkley.
[5] Der “Call for Proposals” fragt zum Beispiel “Wie schaffen wir 
interoperable, vernetzte, widerstandsfähige Dienste? Wie gewährleisten wir 
Kontrolle durch akademische Einrichtungen? Wie machen wir Kosten transparent 
und wie sichern wir die dauerhafte Finanzierung?” Frist für die Einreichung ist 
der 2. Mai 2019.


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.