[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
[InetBib] DEAL
- Date: Tue, 21 Feb 2017 14:27:17 +0000
- From: "Mittermaier, Bernhard via InetBib" <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] DEAL
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
immer wieder sind erstaunliche Behauptungen im Kontext von DEAL zu hören und zu
lesen, zuletzt gestern in dieser Liste von Herrn Ulmer. Ich wiederhole (in
erweiterter Fassung) hier gerne, was ich vor einem Monat schon einmal bei
Password online geschrieben habe:
Wird der weiteren Monopolisierung des Zugang zu wissenschaftlichen Information
Vorschub geleistet?
Das Ziel ist Open Access, und das ist gerade der Gegensatz zur Monopolisierung.
Oder ist damit ein anbieterseitiges Monopol gemeint? Das gibt es ja jetzt
schon. Wer z.B. "The Lancet" lesen will, muss Elsevier dafür Geld bezahlen.
Bleiben kleinere Verlage bei Lizenzverhandlungen unberücksichtigt und sind
daher zukünftig in Bibliotheken unterrepräsentiert?
Völlig falsch, seit 2004 wurden Dutzende National- und Allianzlizenzen mit
kleinen und mittleren Verlagen abgeschlossen, siehe
http://www.nationallizenzen.de/angebote
Erhalten internationale Großverlage jetzt noch mehr Geld und bleibt für kleine
und mittlere Verlage nichts mehr übrig?
Gegenfrage: Glaubt wirklich jemand, dass DEAL ins Leben gerufen wurde, um zwar
einerseits auf ca. 40% Umsatzrendite bei Elsevier zu verweisen aber dann
andererseits noch mehr Geld auszugeben? Und dass Anfang des Jahres über 60
Einrichtungen in den Ausstand getreten sind um *mehr* zu zahlen?
Müssen mittlere und kleinere Bibliotheken mit geringeren Budgets Titel
einstellen, die nicht ihrer Spezialisierung entsprechen und haben sie deshalb
keine Etatmittel für Spezialgebiete?
Es ist davon auszugehen, dass alle Bibliotheken im Wesentlichen auch jetzt
schon das lizenziert haben, was sie wirklich benötigen. Die Nutzung der
hinzukommenden Titel wird sich in engen Grenzen halten und kann sich finanziell
daher auch nicht substantiell bemerkbar machen. Insgesamt ist dies im Kontext
eines gerechten Kostenverteilungsmodells zu sehen, das von DEAL auch schon
ausgearbeitet wurde.
Fallen Aggregatoren und Agenturen aus der Wertschöpfungskette heraus?
2012 fand unter Moderation des Börsenvereins ein Gespräch zwischen
Bibliothekslieferanten und Bibliothekaren zu dieser Frage statt. Fazit war:
Art, Umfang und Preis der Dienstleistungen, die Bibliothekslieferanten für
Bibliotheken erbringen, sind Gegenstand von Vereinbarungen zwischen
Bibliotheken und Bibliothekslieferanten. Der Rabatt, den Verlage den
Bibliothekslieferanten gewähren, vergütet die Arbeit, die
Bibliothekslieferanten für Verlage erbringen.
Dies bedeutet, dass Dienstleistungen, die eine bestimmte Bibliothek bei einer
Agentur in Anspruch nehmen möchte, Gegenstand einer Vereinbarung zwischen
dieser Bibliothek und der Agentur sind, nicht aber zwischen dem DEAL-Konsortium
und der Agentur. Der Sache nach kann es sich dabei vor allem um die Lieferung
gedruckter Zeitschriftenhefte zu Deep Discount Konditionen handeln. Bei den
elektronischen Zeitschriften besteht ein Markt für Agenturen dann, wenn sie
einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten. Die DEAL-Lizenzen selbst werden nicht
über Agenturen und Buchhandlungen zu beziehen sein. Dies würde für die
beteiligten Bibliotheken und Verlage keinen Mehrwert schaffen, sondern
lediglich zusätzlichen Abstimmungsaufwand und zusätzliche Kosten generieren.
Zerstört DEAL den "Library Choice"?
Gegenfrage: Gibt es den Library Choice eigentlich noch? Die im Positionspapier
des Sortimenterausschusses
http://www.boersenverein.de/sixcms/media.php/1117/Library_Choice_AWS_SoA_April_2014.pdf
verlinkte Seite http://www.subscription-agents.org/library-choice führt zu
einer 404-Meldung. Auf der neuen Webseite der Subscription Agents gibt es
keinen Treffer zu "Library Choice" und einen (!) zu "library" (die Seite "How
can fitness instructors and experts make money online?")
Der letzte Snapshot der Liste im Internet Archive stammt vom 23.06.2014
http://web.archive.org/web/20140623044706/http://www.subscription-agents.org/node/68/
. Dort finde ich mit Springer und De Gruyter zwei (!) deutsche Verlage;
Elsevier und Wiley finde ich nicht.
Herzlichen Gruß
Bernhard Mittermaier
###########################################
Dr. Bernhard Mittermaier
Forschungszentrum Jülich
Leiter der Zentralbibliothek / Head of the Central Library
Tel ++49-2461-613013
Fax ++49-2461-616103
------------------------------------------------------------------------------------------------
------------------------------------------------------------------------------------------------
Forschungszentrum Juelich GmbH
52425 Juelich
Sitz der Gesellschaft: Juelich
Eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Dueren Nr. HR B 3498
Vorsitzender des Aufsichtsrats: MinDir Dr. Karl Eugen Huthmacher
Geschaeftsfuehrung: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Marquardt (Vorsitzender),
Karsten Beneke (stellv. Vorsitzender), Prof. Dr.-Ing. Harald Bolt,
Prof. Dr. Sebastian M. Schmidt
------------------------------------------------------------------------------------------------
------------------------------------------------------------------------------------------------
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.