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Re: [InetBib] Petition zur Zentral- und Landesbibliothk Berlin (ZLB)
- Date: Sat, 13 Jun 2015 10:43:25 +0000
- From: Annette Kustos <Annette.Kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Petition zur Zentral- und Landesbibliothk Berlin (ZLB)
Lieber Herr Maass,
Ihr Text enthält ganz viele bibliothekarische Supertopics, den finde ich
richtig gut.
Es geht ja gar nicht um EKZ Bashing. Dieses Unternehmen hat über viele Jahre
gute Produkte erstellt und bezahlbar angeboten.
Wer die Politik einer Bibliothek der Funktion entsprechend gestaltet, sollter
er durch die der Städte, des Landes oder Bundes nicht daran gehindert werden,
setzt verschiedene Systeme ein, um diese wahrzunehmen.
Wir hatten historisch bedingt eben eine gewachsene Bibliothekskultur mit
verschiedenen immer mal wieder auch politisch gewollten Aufgabenverteilungen.
Eine kleine Stadtbücherei in ihrem spezifischen Umfeld kann Dienstleistungen
von Anbietern für Grundlagenversorgung einsetzen und vielleicht noch ein
Spezifikum ihres Umfeldes gezielt aufbauen, je nach dem in welchem sie sich
engagiert. Das können Angebote für Schulen sein, oder bestimmten
Bevölkerungsgruppen oder kulturelle Themen derRegion. Eine wissenschaftliche
Stadtbibliothek mit Archivierung und Angeboten für den Spitzen- oder
kulturellen Sonderbedarf muss sie aber nicht sein. Qualität hat hier ebenfalls
etwas mit der sozialen Wirkung zu tun und keinesfalss nur mit quantitativen
Indikatoren wie der Ausleihzahl.
Aber die ZLB ist aus meiner Sicht so etwas wie eine wissenschaftliche
Stadtbibliothek, die noch dazu auch den Mainstream mitversorgt, was sie für
viele attraktiv machts. Das ist historisch gewachsen ist und sie deckt hiermit
den Bedarf abdeckt, den andere nicht leisten können. Das trifft auch für
Regionalbibliotheken, Landesbibliotheken, wissenschaftliche Spezialbibliotheken
etc. zu. Wer diese irgendwie von selber gewachsene Struktur zerstört, zerstört
das deutsche Biblitohekswesen. Und Sammmlungen wie Sie sie nenne, sind dann
unmöglich, weill sie in der Tat Kosten verursachen....aber wie schön haben Sie
den WERT solcher Dinge dargestellt.Wer Werte nur kostenökonomisch betrachtet,
kann auch Fachwerkhäuser plan machen.
Dies auch noch in der Bundeshauptstadt Berlin bei einer Bibliothek mit einer
solchen geprägten Geschichte zu tun ist geradezu Kulturvernichtung.
Der Begriff des Kunden, der hier nur auf Spitzentitel zugreifen soll, die
gerade in sind, das bitte betriebswirtschaftlich durchrationalisiert, trifft
übrigens gar nicht zu. Hier reduziert man nicht nur Bibliotheken sondern auch
diesen angeblichen Kunden auf einen Schmalspurleser. Das sind auch keine
Kunden. Mit welchem Recht wird hier eigentlich Qualitätsmanagement ständig mit
dem Kundenbegriff zusammen bei 60 Grad gewaschen?
Das hat miteinander gar nichts zu tun! Ein Kunde geht Verträge ein,
Kaufverträge und ein Kunde zahlt. Der Bürger hat Rechte, auch ohne dafür zu
bezahlen.
Die ständige "Kundenorientierung" verschleiert, dass der Staat für seine
Bürger/innen immer weniger bezahlen will, um eine Infrastruktur
aufrechtzuerhalten. Bürger lesen auch nicht nur Mainstream sondern
interessieren sich für Spezialitäten und das gleichzeitig. WEr Informationen um
der Reduktion auf betriebswirtschaftliche Messbarkeiten reduziert, reduziert
Bürger/innen gegen jede menschliche Erfahrung auf irgendein Modell, dass in die
Kürzungspolitik der Inftrastruktur passt. Wir brauchen das Geld ja auch
offenbar für bestimmte andere Themen, Empfänger und Projekte. Da brauchen Sie
sich nur ein bisschen in der Medienwelt umschauen um festzustellen welche davon
gerade ein Hype sind .Hinter dieser Kulisse verschwindet immer mehr soziale und
kulturelle Infrastruktur, die in der Regel von selber gleichstellt, weil sie
nämlich für alle da ist.
Freundliche Grüße
A. Kustos
________________________________________
Von: Inetbib [inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx]" im Auftrag von
"Philipp Maass [p.maass@xxxxxxxxxxxxxxxxx]
Gesendet: Samstag, 13. Juni 2015 10:17
An: Internet in Bibliotheken; Peter Delin
Betreff: Re: [InetBib] Petition zur Zentral- und Landesbibliothk Berlin (ZLB)
Sehr geehrter Herr Delin,
Ich freue mich sehr dass Sie das Quorum erreicht haben. Über 15.000
BerlinerInnen haben die Petition von Ihnen und Ihren MitstreiterInnen
unterstützt. Ich habe sie auch gezeichnet.
Aus meiner Erfahrung in Öffentlichen Bibliotheken (3 Jahre FAMI und 1 Jahr als
Kinder- und Jugendbibliothekar) weiß ich wie unzulänglich das Angebot der EKZ
seien kann. Das heißt nicht dass es schlecht ist. Es ist eines aus denen der
Bibliothekar auswählt um einen Bestand passend für sein Stadtgebiet zusammen zu
stellen.
Wenn sich die Berliner Konzeption in Kooperation mit der EKZ durchsetzen sollte
frage ich mich wozu man dann in Öffentlichen Bibliotheken überhaupt noch
BibliothekarInnen benötigt. Wenn die Medienauswahl outgesourct wird kann im
Kinder- und Jugendbereich ein MedienpädagogIn, im Bereich Finanzen ein BWLerIn
(Ob der dann für E9 zahlen dreht sei mal dahingestellt), für die Leitung ein
KulturmanagerIn etc. eingestellt werden. Ergänzend betreuen Spezialisten und
Nerds den Makerspace. Katalogisiert wird ja oftmals gar nichts/wenig dank der
Fremddatenübernahme. Und wenn katalogisiert wird, dann nur lokal. Wieviele
Schüler würden von einer kooperativen Aufsatzkatalogisierung in Zeitschriften
wie GEO oder Zeit-Geschichte profitieren? Wenn ich als Bürger zu bestimmten
Theman belastbare Informationen brauche, würde ich mich über Dossiers in der
Bibliothek freuen, beispielsweise zum Thema "Isamlischer Staat" "Asylbewerber"
"Bau von unterirdischen Bahnhöfen" etc. Ein Blick zurück: Erinnert sei an Victor
Matejka und seine Pickbücher:
(http://www.univie.ac.at/zeitgeschichte/ogz/pdf/matejka_info.pdf)
Das kann dann sowohl analog (datenschutz, bpsw. die Snowden-Commons als
gedrucktes Exemplar!) als auch digital sein. Ist aber wenig chic, kostet viel
Zeit und Mühe und bringt erst nach einiger Zeit Erträge.
Wo ist der/die BibliothekarIn? Was sind die Aufgaben? Was ist die Aufgabe der
Bibliothek in solchen Konzeptionen?
Auf der Petitionsseite war ja schon verlinkt das Personalratsinfo der ZLB
welches u.a. auch eine Richtigstellung von Prof. Tom Becker aus Köln enthält,
der in der Debatte ja heftig kritisiert wurde:
(http://opus.kobv.de/zlb/volltexte/2015/25797/pdf/PR_Info_2015_4_final.pdf)
Ebenda versucht der Bibliothekar Peter Jobman die Geschäftsbeziehungen von
Persönlichkeiten aus dem Bibliothekswesen zur EKZ näher zu beleuchten.
Sicherlich fragwürdige Punkte über die dringend diskutiert werden sollte. Wer
bekommt wieviel Geld von der "EKZ-Gruppe"? Bestehen Interessenskonflikte? Können
Entscheidungen und Statements losgelöst von Funktionen abgegeben werden? Welche
Hochschulen haben gegebenfalls Interessenkonflikte wenn es um die Bewertung der
EKZ geht?
Fragen die gestellt und beantwortet werden müssen. Die Antworten könnten dann in
unsere Berufsethik einfließen.
Was ich jedoch sehr schön finde ist die Tatsache dass sich so viele Menschen
einmischen und zeigen dass sie mitbestimmen möchten was ihre Bibliothek seien
soll. Das sollten wir Bibliothekare uns genauer anschauen.
Just my 2 Cents.
Mit besten Grüßen aus Oberlenningen
Peter Delin <peter.delin@xxxxxx> hat am 12. Juni 2015 um 12:59 geschrieben:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
anbei ein aktueller Brief des Initiators der OpenPetition
https://www.openpetition.de/petition/online/buechervernichten-in-berlin-bibliotheken-werden-kaputt-rationalisiert
für die Erhaltung der Buchauswahl in der ZLB. Herr Eckart Müller ist
Gymnasiallehrer in Berlin-Kreuzberg, ganz in der Nähe der ZLB. Mehrfachempfang
bitte ich zu entschuldigen.
Schöne Grüße
Peter Delin
"Betreff: Petition in Zeichnung
ZLB-Petition: Lasst uns HEUTE das Quorum knacken! Starkes Votum für
Buchauswahl und gegen Rationalisierung!
Liebe UnterstützerInnen der hochwertigen und vielfältigen Buchauswahl an
Bibliotheken überall und im Speziellen an der Zentral- und Landesbibliothek in
Berlin!
Sollte es so grandiose Stimmenzuwächse wie in den letzten beiden Tagen geben
(beidesmal um 1000 Stimmen), dann müsste ca. heute am späten Nachmittag das
Quorum von 15.000 Berliner Stimmen geknackt werden.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch allen danken, die aus anderen Teilen
Deutschlands und sogar aus anderen Ländern unterschrieben haben. Denn sie
zeigen, dass sie gute Buchauswahlen in guten Bibliotheken überall für etwas
Wichtiges im Leben halten. Informationvielfalt ist die Grundlage der
Meinungsfreiheit - die kann man mit einem Einheits-Buchpaket a la
ekz-Bibliothekenservice Reutlingen lange nicht so gut gewährleisten, wie es
unsere LektorInnen vor Ort für uns können.
Bitte verbreitet die Petition noch einmal kräftig! Ich hoffe auf den oder die
15.000te - und bin gespannt auf die Reaktionen...
Schon jetzt hat unser Votum dazu geführt, dass die ursprünglich bekannt
gewordenen Pläne abgewandelt worden sind. Allerdings scheint es so, als ob die
Durchsetzung des ekz-Buchpakets und der Umwandlung der ZLB hin zur
wegwerffreudigen Verbrauchsbibliothek lediglich langsamer kommen und
geschickter durchgesetzt werden sollen.
Das reicht uns nicht!
Viele Grüße
Eckart Müller"
Peter Delin und Ursula Müller-Schüssler†
Ringstraße 100
12203 Berlin
Tel.: 030/81305675
Mobil: 015787311689
Mail: peter.delin@xxxxxx
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Philipp Maass B.A.
Hochschule für Kunsttherapie Nürtingen
Staatlich anerkannte Fachhochschule der Stiftung für Kunst und Kunsttherapie
Nürtingen
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E-Mail: p.maass@xxxxxxxxxxxxxxxxx
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