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Re: [InetBib] Preisbindung für E-Books
- Date: Tue, 28 Apr 2015 09:25:32 +0200
- From: Harald Müller <hmueller.mpil@xxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Preisbindung für E-Books
Liebe Alle,
den klugen Gedanken von Herrn Junkes-Kirchen kann man nur vorbehaltlos
zustimmen. Die aktuelle Rechtslage für E-Books ist nun mal so, wie sie
ist. Natürlich kann de Gesetzgeber zukünftig ein anderes Recht schaffen,
aber bis dahin müssen wir uns am geltenden Recht orientieren.
Dies ist auch der Grund dafür, daß IFLA in ihrem Entwurf für einen neuen
internationalen Vertrag TLIB 4.4 folgende Formulierung verwendet:
/Article 7//
//Right to Library and Archive Lending and Temporary Access//
//1) It shall be permitted for a library or archive to lend copyright
works incorporated in tangible media, or materials protected by related
rights, to a user, or to another library.//
//2) It shall be permitted for a library or archive to provide temporary
access to copyright works in digital or other intangible media, to which
it has//
//lawful access, to a user, or to another library, for consumptive use.//
//3) Any Contracting Party which at the time of ratification or
accession expressly provides for libraries a remunerated limitation or
exception to a public lending right of authors may keep such provisions,
provided that notification is deposited with the Director General of
WIPO at the time of ratification or accession to the Treaty. The
Contracting Party may withdraw the notification at any time./
/Explanatory Note//
//This Article introduces a right for libraries and archives to lend
copyright works incorporated in tangible media, and to provide temporary
access to intangible digital copyright works, for consumptive use. By
temporary access is meant time-limited access as a form of distribution.
By consumptive use is meant access that allows viewing, reading,
listening, or perceiving in any other manner.//
//The Article is intended to permit libraries to continue the
established service known as lending in the physical world. It enables
lending of physical works, as an exception to the lending, or
distribution right. It enables “digital lending” as temporary access, as
an umbrella concept that accommodates an exception to the distribution
right, or communication to the public right, or any such right
pertaining to digital transmission, that might be adopted in national
legislation and that would affect the ability of libraries to provide,
upon request, for a limited time, a copy of a work in a digital or
intangible format.//
//The right to lend and to provide temporary access granted by this
Article would be upheld in licensing contracts under Article 14 and in
the application of technological protection measures under Article 15 of
this Treaty./
Mit 'temporary access' wird genau das beschrieben, was Bibliotheken
derzeit ihren Nutzern anbieten.
MfG
Harald Müller
Am 28.04.2015 um 08:37 schrieb Junkes-Kirchen, Klaus:
E-Books sind keine Bücher, sondern Daten, die mit spezieller Software
und Geräten lesbar gemacht werden. Insofern eine "auf elektronischem
Weg erbachte sonstige Dienstleistung" (UStG § 3a (4) Nr. 13), deshalb
regulärer Steuersatz von 19%.
In jeder Form eines kommerziellen Erwerbs eines E-Books vollzieht sich
dies auf dem Weg einer Lizenzvertrages, der die Zugriffsrechte regelt.
Selbst bei dem Erwerb eines "dauerhaften Zugriffsrechtes" ist keine
Eigentumsübertragung im Sinne eines Kaufes mit Übertragung der
Verfügungsmacht über den gekauften Gegenstand erfolgt, weil es keinen
"Gegenstand" gibt. Selbst eine kommerziell erworbene, abgespeicherte
E-Book-Datei ist noch über den Lizenzvertrag "gefesselt".
Niemand kann (bislang) ein mit einem persönlichen Account versehenes
E-Book verschenken, verkaufen oder vererben. Wenn vom Großvater die
Büchersammlung im Wohnzimmerschrank stehen bleibt, wenn er das
Zeitliche gesegnet hat, können die Erben damit verfahren wie beliebt -
wenn keine testamentarische Verfügung existiert. Mir gebricht es an
Vorstellungskraft, wie mit einer E-Book-Sammlung, die auf diversen
Geräten und in Clouds gespeichert, in solchen Fällen in Zukunft
umgegangen werden soll.
E-Books sind entweder schnelle Lektüre, für die kein Aufhebens um
dauerhaften Zugriff gemacht werden braucht oder im Falle akademischer
E-Books für den institutionellen Zugriff für autorisierte Nutzer ein
Reservoir an Textstellen, die schnell rezipiert, ausgedruckt oder
kopiert werden wollen - und solcherart einen zusätzlichen Nutzen
stiften können, wenn denn die Zugriffsmöglichkeiten auch
nutzerfreundlich gestaltet sind. In beiden Fällen sehe ich kein
"Kulturgut", sondern eine Dienstleistung, die ihren Preis wert ist,
aber nicht jeden!
--
Dr. Harald Müller
Aktionsbündnis "Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft"
Policy Advisor@International Federation of Library Associations IFLA
EBLIDA-EGIL Member
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